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Jaspers, Karl; Immel, Oliver [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 6): Psychologie der Weltanschauungen — Basel: Schwabe Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.69894#0596
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Stellenkommentar

503

Wahrheit über Gegenstände einander gegenüberstellte, und die letzte Unbegreiflichkeit in der
Beziehung einer solchen Wahrheit zu den Gegenständen selbst sah, verlegte also Kant die lo-
gische Form, die bisher dem Reiche der Wahrheit in unserem Denken allein angehören sollte,
in die Gegenstände selbst. Das Reich der Gegenstände steht nun als das Reich der urbildlichen
Wahrheit der Wahrheit über Gegenstände als der abbildlichen Wahrheit gegenüber. Daß die
Kategorien im Gegenständlichen selbst stecken, sie erst bedingen und aufbauen, nicht bloß
in unserem Denken, das macht ihre »objektive Bedeutung« aus. So sind die konstitutiven Ka-
tegorien (Substanz, Kausalität, Ding usw.) unterschieden von denjenigen Formen des Den-
kens, die bloß den Zusammenhang der Wahrheiten unter sich, nicht das Gegenständliche
selbst aufbauen: es sind erstens das bloß analytische Denken nach dem Satz des Widerspruchs,
das nirgends etwas Neues lehrt, sondern bloß vorhandene Erkenntnis auseinanderlegt; und
zweitens die reflexiven Kategorien (Identität, Verschiedenheit und dergleichen), die bloß kon-
stitutiv für das leere Etwas überhaupt, das Gegenständliche überhaupt sind, ohne irgendeinen
materialen Gegenstand zu bedingen) [Fußnote: Diese Auffassung der Kantischen Lehre von
Sinnlichkeit und Verstand (in der Analytik der Kr. d. r. Vernunft) hat Lask entwickelt.]
Im bisherigen handelte es sich um Strukturbeziehungen innerhalb der Gegenstände, ohne
daß dabei an ein Subjekt gedacht wurde, es handelte sich um die Struktur der Form-Materi-
albeziehung, aus der alle Gegenstände sich aufbauen. Von diesen Lehren lassen sich Kants
Lehren über die Subjekt-Objektbeziehung getrennt halten. Kant erklärte über jene Struktur-
lehre hinaus die logischen Formen für Subjektformen, die Gegenstände ihrer logischen Form
nach für Schöpfungen des Subjekts. Die Objekte sind nur Objekte für das Subjekt. Die kons-
titutiven Kategorien sind ebensosehr Akte des Subjekts wie Formen des Objekts. Indem Kant
diesen »Objekten für mich« gegenüber als Grenzbegriff ein »Objekt an sich« festhielt, stellte
er letzteres als »Ding an sich«, das für uns unerfahrbar ist, den Escheinungen, die wir als die
Welt der Gegenstände erfahren, gegenüber. [Fußnote: Auch dieser Absatz beruht auf Lasks
Darlegungen]. [ In der Konsequenz
Vgl. I. Kant: Kritik der reinen Vernunft, AAIII, 237, 460. Jaspers setzt hier zwei Textstellen aus
Kants Werk in einer Paraphrase zusammen. Im Original heißt es: »Alle unsere Erkenntniß
hebt von den Sinnen an, geht von da zum Verstände und endigt bei der Vernunft« (ebd., 237),
und: »So fängt denn alle menschliche Erkenntniß mit Anschauungen an, geht von da zu Be-
griffen und endigt mit Ideen« (ebd., 460).
Ebd., B. 679 (KJB Oldenburg: KK 2583); AA III, 432.
Ebd. Zur Fußnote: »B. 702«: AA III, 445; »Vgl. B. 693«: AA III, 440; »707«: AA III, 448; »710«:
AA III, 449; »725«: AA III, 458.
Ebd., B. 799; AA III, 503.
Ebd., AA III, 450.
Zur Fußnote: »B. 379!!.«: AA III, 251-257; »391«: AA III, 258; »393«: AA III, 259; »(Inhärenz,
Dependenz und Konkurrenz) 432 bis 433, 434, 435«: AA III, 281-283.
Ebd., AA III, 205.
Ebd., B. 394; AA III, 213.
Ebd., B. 396; AA III, 214.
Vgl. ebd., AA III, 18,260, 518.
Vgl. ebd., B. 674; AA III, 429.
Zur Fußnote: ebd., »B. 554ff.«: AA III, 359-360; »716«: AA III, 453; »719«: AA III, 454-455.
I. Kant: Kritik der Urteilskraft, AA V, 373-374.
 
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