Metadaten

Jaspers, Karl; Weidmann, Bernd [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 2, Band 1): Grundsätze des Philosophierens: Einführung in philosophisches Leben — Basel: Schwabe Verlag, 2019

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.69897#0179
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
176

Grundsätze des Philosophierens

im Geist, in der Existenz, zum Hervorbringen der von diesen erweckten, zu ihm gehö-
renden Formen, die dem Sein jeweils angemessen sind, gebracht würde.
Wenn die Subjekt-Objekt-Spaltung hell und klar nur im Bewusstsein überhaupt ist,
welches identisch ist mit dem Denken, so erfüllen diese Spaltung doch andere Subjekt-
Objekt-Spaltungen, welche ihren Gehalt im Bewusstsein überhaupt erst entfalten.
Diese Spaltungen sind mehrere. So geschieht das Dasein in seiner Umwelt, lebt der
Geist in Ideen, bezieht sich Existenz auf Transcendenz. Nur das Bewusstsein überhaupt
hat Gegenstände vor sich; alle jene anderen Subjektivitäten bringen ihre subjektiv-ob-
jektiv gespaltenen Gehalte erst im Medium des Bewusstseins überhaupt gegenständ-
lich vor Augen.
cc. Die Gliederung des Umgreifenden als Gliederung des Seienden: Das Umgrei-
fende, das wir sind als Dasein (Leben), als Geist, als Existenz hat jeweils eine zur Sub-
jektivität gehörende Objektivität, aber derart, dass erst durch Eintritt in das Bewusst-
sein überhaupt beide getrennt werden. Dasein lebt in seiner Umwelt von Bedeutungen,
Bildern, von Geborgenheiten und Bedrohungen. Geist lebt in Ideen. Existenz ist in der
Transcendenz als ihrem Grunde. Die Umwelt des Daseins wird in specifischen Umwel-
ten biologisch, psychologisch, sociologisch erkennbar, dadurch das eigene Dasein als
besonderes begriffen. Die Ideen des Geistes werden als Antriebe im Subjekt zugleich
mit objektiven Ordnungen in der Welt deutlich, welche beide eines sind und sich im
Medium des je concreten Lebens, Denkens, Bildens, Wirkens entsprechen. Existenz
vollzieht sich nur mit der Sprache werdenden Transcendenz, durch die sie ist.
Das Umgreifende, das wir sind, sind wir nicht losgelöst (nicht absolut) [,] sondern in
der Welt. Daher muss, was wir erkennen, seinen Inhalt immer zugleich aus dem gewin-
nen, was wir nicht sind. So wird uns der Inhalt gegeben aus unserer Umwelt in unserer
raum-zeitlichen Sinnlichkeit, aus unserem Geiste in den Ideen, welche uns aus der Welt
in allen Weisen des Weltseins entgegenkommen in Ganzheiten, in durchgehenden Ord-
nungen, in Richtungen einer Führung. Alles[,] was wir erkennen, muss uns im Medium
des Bewusstseins überhaupt als Realität unseres Daseins und unseres Geistes vorkom-
men, diese aber durch Gegenwärtigkeit des Umgreifenden, das wir selber nicht sind.
Was uns in der Welt vorkommt als das andere, ist also von zweierlei, grundverschie-
dener Art. In der Welt begegnen uns erstens andere Wesen, die umgreifend wie wir
sind, so alles Lebendige, und die anderen Menschen, seien es die gegenwärtig mit uns
Lebenden, seien es die räumlich Fernen, welche uns ihr Dasein fühlbar werden lassen,
und die historischen, welche uns Dokumente ihres Daseins hinterlassen haben. In der
Welt begegnet uns zweitens das Sein, das nicht wir selber sind, und dessen Sein keine
Analogie zu unserer Seinsweise hat, und das uns doch im Ganzen unseres eigenen Seins
betrifft, die Welt und durch die Welt hindurch die Transcendenz.
Alles Seiende, das nicht wir selber sind, ist Welt und Transcendenz. Welt ist weiter
zu gliedern. Sie ist entweder das Seiende, das, wie wir für uns, für sich selbst umgreifend
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften