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Grundsätze des Philosophierens
der Geschichte scheint mit dem Menschen zu spielen, seinen besten Willen und seine
hellste Intelligenz immer wieder in den Dienst auch von Realitäten zu stellen, an die
er nicht gedacht hatte, weil sie ausserhalb seines bisherigen Horizonts lagen.
Wir werden zwecks Vergegenwärtigung unserer historischen Orientierung in den
folgenden Darlegungen zwei Wege gehen.
Erstens entwerfen wir in einigen Grundzügen unser Geschichtsbild. Es ist bewusst
zu machen, aus welchen Gesichtspunkten es sich zeigt. Wir sehen Grundformen des
geschichtlichen Zusammenhangs. Wir gewinnen einen Gesamtaspekt vom Gang der
Geschichte. Wir machen uns den Einschnitt der modernen Technik klar als den, der
heute von überwiegender Bedeutung ist. Wir charakterisieren zuletzt die gegenwärtige
Situation.
Zweitens erörtern wir Möglichkeiten des Verhaltens des Einzelnen zur Geschichte.
Während auf dem ersten Wege das Bild der Geschichte im Vordergrund stand, unser Ver-
halten zur Geschichte aber in solchem Entwurf verborgen sich vollzog, soll auf dem zwei-
ten Wege dieses Verhalten selber, unsere Interessiertheit an der Geschichte, zum Thema
werden, während uns die Bilder der Geschichte nur noch ein Mittel der Vergewisserung
sind; sie charakterisieren das Verhalten dessen, der sie vor Augen hat. Von unserem Ver-
halten zur geschichtlichen Situation war unser Entwurf eines Geschichtsbildes die Weise,
die uns gemäss ist. Deren Wahrheit wird ein Glied der umfassenden Wahrheit sein, die
wir, wenn auch nur in abstrakter Intention, ständig zu erreichen suchen.
Erster Abschnitt: Die Elemente des Geschichtsbildes
a. Grundformen des geschichtlichen Zusammenhangs
Die Auffassung der Geschichte geht auf Zusammenhänge des Geschehens. Schon
wenn Geschichte erzählt wird, sind Zusammenhänge des Sinns, der Motivation, der
Causalität, der gestalthaften Ordnung ungewusst massgebend für das Nacheinander
des Mitgeteilten. Das Erzählte wird realistischer3 erfasst in bestimmten zum Thema
werdenden Zusammenhängen. Solche Zusammenhänge sind mannigfach. Einige Bei-
spiele daraus sollen das Eigentümliche des historischen Wissens veranschaulichen. All
dieses Wissen vom Allgemeinen bleibt freilich zuletzt eingebettet in die Anschauung
dessen, was am Ende nur erzählt, nicht allgemein begriffen werden kann.
Wir betrachten zunächst das Geschehen als solches, in der Grundlage seiner Na-
turgegebenheit (i), dann als geistiges Geschehen (2), und im Bildgewordensein für uns
(3). Wir betrachten sodann einige Grundstrukturen des geistigen Geschehens, so die
Wirkung von Idealen und Willenszielen, die sich auf das Ganze richten (4), die Kon-
tinuität und Unterbrechung des Geschehens im Neuanfangen jeden Individuums (5).
realistischer im Ms. hs. Vdg. für tiefer
Grundsätze des Philosophierens
der Geschichte scheint mit dem Menschen zu spielen, seinen besten Willen und seine
hellste Intelligenz immer wieder in den Dienst auch von Realitäten zu stellen, an die
er nicht gedacht hatte, weil sie ausserhalb seines bisherigen Horizonts lagen.
Wir werden zwecks Vergegenwärtigung unserer historischen Orientierung in den
folgenden Darlegungen zwei Wege gehen.
Erstens entwerfen wir in einigen Grundzügen unser Geschichtsbild. Es ist bewusst
zu machen, aus welchen Gesichtspunkten es sich zeigt. Wir sehen Grundformen des
geschichtlichen Zusammenhangs. Wir gewinnen einen Gesamtaspekt vom Gang der
Geschichte. Wir machen uns den Einschnitt der modernen Technik klar als den, der
heute von überwiegender Bedeutung ist. Wir charakterisieren zuletzt die gegenwärtige
Situation.
Zweitens erörtern wir Möglichkeiten des Verhaltens des Einzelnen zur Geschichte.
Während auf dem ersten Wege das Bild der Geschichte im Vordergrund stand, unser Ver-
halten zur Geschichte aber in solchem Entwurf verborgen sich vollzog, soll auf dem zwei-
ten Wege dieses Verhalten selber, unsere Interessiertheit an der Geschichte, zum Thema
werden, während uns die Bilder der Geschichte nur noch ein Mittel der Vergewisserung
sind; sie charakterisieren das Verhalten dessen, der sie vor Augen hat. Von unserem Ver-
halten zur geschichtlichen Situation war unser Entwurf eines Geschichtsbildes die Weise,
die uns gemäss ist. Deren Wahrheit wird ein Glied der umfassenden Wahrheit sein, die
wir, wenn auch nur in abstrakter Intention, ständig zu erreichen suchen.
Erster Abschnitt: Die Elemente des Geschichtsbildes
a. Grundformen des geschichtlichen Zusammenhangs
Die Auffassung der Geschichte geht auf Zusammenhänge des Geschehens. Schon
wenn Geschichte erzählt wird, sind Zusammenhänge des Sinns, der Motivation, der
Causalität, der gestalthaften Ordnung ungewusst massgebend für das Nacheinander
des Mitgeteilten. Das Erzählte wird realistischer3 erfasst in bestimmten zum Thema
werdenden Zusammenhängen. Solche Zusammenhänge sind mannigfach. Einige Bei-
spiele daraus sollen das Eigentümliche des historischen Wissens veranschaulichen. All
dieses Wissen vom Allgemeinen bleibt freilich zuletzt eingebettet in die Anschauung
dessen, was am Ende nur erzählt, nicht allgemein begriffen werden kann.
Wir betrachten zunächst das Geschehen als solches, in der Grundlage seiner Na-
turgegebenheit (i), dann als geistiges Geschehen (2), und im Bildgewordensein für uns
(3). Wir betrachten sodann einige Grundstrukturen des geistigen Geschehens, so die
Wirkung von Idealen und Willenszielen, die sich auf das Ganze richten (4), die Kon-
tinuität und Unterbrechung des Geschehens im Neuanfangen jeden Individuums (5).
realistischer im Ms. hs. Vdg. für tiefer