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Jaspers, Karl; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,1): Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen — Basel: Schwabe Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.69893#0041
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XL

Einleitung des Herausgebers

und mich mit ihr später wiederholt von neuem befaßt. Durch dieses Buch angeregt,
habe ich vor einiger Zeit begonnen, mich auch in Ihr großes Werk >Philosophie< hi-
neinzuarbeiten. Die Unbedingtheit des von Ihnen vertretenen existentiellen Den-
kens, Ihre ungemein überzeugende Kritik aller falschen Ansprüche, die aus der Ver-
absolutierung partikularer Erkenntnis< hervorgehen, haben für mich, wie gewiß für
viele andere, nachhaltige Bedeutung gewonnen.«42 Hier sprach weniger der Verleger,
der einen erfolgreichen Autor an seinen Verlag binden möchte, als der mitdenkende
Zeitgenosse mit einem klaren Bewusstsein von dem, was nottat. Mitten im Zweiten
Weltkrieg, als Verlage wie de Gruyter sich aus Gründen der politischen Opportunität
längst von Jaspers distanziert hatten, war Pipers Anfrage auch ein mutiges Bekennt-
nis zur Philosophie und ihrer Bemühung um die Wahrheit. Es überrascht daher nicht,
dass Piper bereits zu diesem frühen Zeitpunkt das große Interesse bekundete, Von der
Wahrheit zu verlegen.43 Auch wenn es Jaspers vorbehalten blieb, die treffende Formu-
lierung zu finden: Es war Piper, der wie kein anderer Verleger die Notwendigkeit einer
Propaganda für die Wahrheit erkannt hatte. Als die Verhältnisse es dann zuließen und
einer Publikation des 1400 Seiten umfassenden Manuskripts nichts mehr im Wege
stand, signalisierte er Jaspers, dass er seinen Wirkungswillen verstanden hatte und
unbedingt unterstützte: »Professor von Eckardt berichtete mir, daß Sie geneigt sind,
Ihr neues Werk unserem Verlag zur Veröffentlichung anzuvertrauen, da Sie fürchten,
daß seine Wirkung, wenn es in einem rein wissenschaftlichen Verlag erschiene, nicht
die Breite haben würde, die Sie sich wünschen. Dazu glaube ich sagen zu dürfen, daß
wir in der Lage sind, Ihrem Werk die Wirkung, die ihm zukommt, zu verschaffen. Ge-
rade heute darf sich die Philosophie nicht mit der Aufgabe einer Fachdisziplin begnü-
gen, sondern sie soll das geistige Gesamtleben befruchten, angesichts des Scheiterns
der Schaffung geistiger Einheit durch das naturwissenschaftliche Denken und ange-
sichts der hinzuzunehmenden Tatsache, daß das Christentum - dies ist meine ganz
subjektive Meinung - in unserer Zeit nicht oder noch nicht wieder den alleinigen Ka-
non dessen, was zu tun ist, zu geben vermag.«44
2. Verleger und Verlage
Die Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 1958 bot Jaspers Ge-
legenheit, seinen Verlegern auch einmal öffentlich zu danken. Im Börsenverein des
Deutschen Buchhandels, der den Preis seit 1950 alljährlich vergab, waren neben Buch-
handel und Zwischenbuchhandel auch die Verlage organisiert. Mit der Würdigung

42 K. Piper an K. Jaspers, 30. Mai 1942, DLA, A: Jaspers.
43 Vgl. K. Piper an K. Jaspers, 21. August 1942, ebd.
44 K. Piper an K. Jaspers, 5. April 1946, ebd.
 
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