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Jaspers, Karl; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,1): Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen — Basel: Schwabe Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.69893#0062
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Einleitung des Herausgebers

LXI

lieh, daß die Polemik zu stark sei, sondern, daß die Polemik zu schwach ist, weil auf
gänzlich unzureichenden Motiven, auf meistens intellektuellen Operationen beru-
hend, zu schwach, weil nicht Mächte miteinander kämpfen. Man möchte eine echte,
große Polemik wünschen.«171
2.2 Der ungemein vorsichtige Verlag: Walterde Gruyter
Ging die Verlagsbeziehung zu Springer auf eine vielversprechende persönliche Begeg-
nung von Verleger und Autor zurück, stand jene zu de Gruyter von Beginn an unter
einem anderen Stern. Dass Jaspers überhaupt Verlagsautor wurde, ist einem äußerst
glücklichen Zufall zu verdanken: Den Auftrag für Die geistige Situation derZeit (1931) er-
hielt er nur, weil zuvor vier andere Autoren abgesagt hatten. Als die Schrift dann aber
innerhalb kürzester Zeit mehrere Auflagen erlebte und zu einem enormen Publikums-
erfolg avancierte, sah auch der Verlag das Potential seines Autors und zeigte sich für
weitere Werke aufgeschlossen. In der Folge erschienen mit Nietzsche (1936), Descartes
(1937) und Existenzphilosophie (1938) drei bedeutende Veröffentlichungen. Zu einer mit
Springer vergleichbaren Zusammenarbeit kam es dennoch nicht. Dazu war der Verlag
während der NS-Zeit zu angepasst. Als im November 1945 die Deutsche Verlags-An-
stalt anfragte, ob er an bestimmte Verlage gebunden sei oder über seine bisher erschie-
nenen Schriften frei verfügen könne, antwortete Jaspers: »Der Verlag de Gruyter hat
sich ungemein vorsichtig verhalten. Ich fühle mich dort moralisch nicht gebunden.«172
Eine Beendigung der Verlagsbeziehung lag im Bereich des Möglichen, wurde aber in
einem persönlichen Gespräch mit dem Verlagsleiter im Frühjahr 1947 abgewendet.
2.2.1 Die geistige Situation der Zeit
Der für die Sammlung Göschen173 zuständige Abteilungsleiter Konrad Grethlein
suchte 1926 einen geeigneten Autor für das 1000. Bändchen, dessen Thema Deutsch-

171 K. Jaspers: »Ist die Philosophie am Ende?«, 30.
172 K. Jaspers an F. Mittelbach, 13. November 1945, in diesem Band, S. 50. - Seine Beziehung zu Sprin-
ger, der ihn in den Jahren seines Ausgestoßenseins »vortrefflich behandelt« habe, wollte Jaspers
dagegen »unverändert« pflegen (ebd.).
173 Die Sammlung Göschen gründete im Frühjahr 1887 Ernst Waiblinger von der G. J. Göschen’schen
Verlagsbuchhandlung. Sein Plan einer zunächst populärwissenschaftlichen Reihe konkreti-
sierte sich mit dem Erscheinen des ersten Bändchens Klopstock’s Oden in Auswahl. Schul-Ausgabe
mit erklärenden Anmerkungen von A. L. Back, Stuttgart o.J. [1889]. Ende 1918 fusionierte Gö-
schen mit dem Verlag Walter de Gruyter, der damit auch jene Sammlung übernahm. Vgl. V. R.
Rennert, U. Schneider: Eine Disziplin und ihre Verleger. Disziplinenkultur und Publikationswesen der
Mathematik in Deutschland 18/1-1949, Bielefeld 2010,117, und A. Terwey: »Jedes Bändchen ent-
halte eine charaktervolle Originalarbeit< - Die Erfolgsgeschichte der Sammlung Göschen«, in:
A.-K. Ziesak: Der Verlag Walterde Gruyter 1749-1999, mit Beiträgen von H.-R. Cram, K.-G. Cram
u. A. Terwey, Berlin, New York 1999, 95-96.
 
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