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Jaspers, Karl; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,1): Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen — Basel: Schwabe Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.69893#0067
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LXVI

Einleitung des Herausgebers

ter ins Werk gesetzt sehen wollte. Nicht zufällig verwies er daher auf seine Philosophie
als Beleg für die Richtigkeit seiner Forderungen: »Bei meiner >Philosophie< habe ich
auch auf diese neuen Seitenanfänge bei den Kapiteln grossen Wert gelegt und mich
inzwischen überzeugt, dass das sachlich begründet war. Das geistige In-sich-gerun-
det-sein eines Kapitels wird in der äusseren Erscheinung und damit ein wenig sogar
für die Auffassung geschwächt, wenn die Unterbrechung am Anfang und Ende nicht
entschieden betont wird.«207
Gab der Verlag in diesem Punkt den Wünschen seines Autors nach, beharrte er
in einem anderen Punkt auf seinen Vorstellungen. Bei der ideologischen Verein-
nahmung Nietzsches durch die Nationalsozialisten nicht überraschend, sollte das
Nietzsche-Buch in Fraktur gesetzt werden. Dagegen meldete Jaspers jedoch Beden-
ken an: »Ich möchte zumal in Hinsicht auf ausländische Leser und bei dem Stil des
Nietzsche’schen Denkens meinen, dass doch vielleicht Antiqua vorzuziehen wäre,
wenn Sie keinen wichtigen Einwand haben.«208 Doch dazu war der Verlag nicht be-
reit.209 Ein Jahrzehnt später, als eine zweite Auflage des Buches anstand und die Frage
nach der Schriftart erneut auf kam, begründete Jaspers seine Entscheidung für An-
tiqua mit dem Hinweis, er habe seinerzeit »nur ungern dem Wunsche nach Fraktur
nachgegeben«.210
Auch bei der Fahnenkorrektur kam es zu ideologiebedingten Unstimmigkeiten.
Der von de Gruyter beauftragte Korrektor Artur Buchenau riet dringend zu einigen
zeitgemäßen Änderungen.211 Der Verlag fürchte, dass bestimmte Textpassagen »bei
den obrigkeitigen [sic!] Stellen [...] falsch ausgelegt werden und geeignet sein könnten,
die Verbreitung des Werkes zu beeinträchtigen.«212 An dieser Verbreitung zuhöchst
interessiert, war Jaspers bereit, »überall durch geringe Zusätze den Sinn unverwech-
selbar [zu] machen«,213 ließ sich aber nicht zu Zugeständnissen an den Zeitgeist bewe-
gen: »Eine Behandlung irgendeiner Aussage Nietzsches in der Form, dass ich sage, vom
heutigen Standpunkt sehe das ganz anders aus und müsse anders beurteilt werden,

207 Ebd.
208 K. Jaspers an K. Grethlein, 17. Oktober 1935, ebd., 103.
209 Vgl. K. Grethlein an K. Jaspers, 24. Oktober 1935, Durchschlag, VA de Gruyter.
210 K. Jaspers an H. Cram und F. Kropp, 1. Januar 1946, in diesem Band, S. 144.
211 Vgl. hierzu K. Grethlein an K. Jaspers, 17. Januar 1936; K. Jaspers an K. Grethlein, 18. Januar 1936;
K. Grethlein an K. Jaspers, 22. Januar 1936; K. Jaspers an A. Buchenau, 23. Januar 1936; A. Buche-
nau an K. Jaspers, 28. Januar 1936, ebd., 104-109. - Der Gymnasiallehrer Artur Buchenau, der
für den Verlag seit mehr als zweiJahrzehnten in einer einflussreichen Nebenbeschäftigung ge-
arbeitet hatte, war 1934 aus politischen Gründen aus dem Schuldienst entlassen, von Verlags-
leiter Herbert Cram aber weiterbeschäftigt worden. Vgl. A.-K. Ziesak: Der Verlag Walter de Gruy-
ter, 49 u.255.
212 K. Grethlein an K. Jaspers, 17. Januar 1936, in diesem Band, S. 105.
213 K. Jaspers an A. Buchenau, 23. Januar 1936, ebd., 108.
 
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