Metadaten

Jaspers, Karl; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,1): Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen — Basel: Schwabe Verlag, 2018

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.69893#0071
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
LXX

Einleitung des Herausgebers

Juden in Prospekten usw. unterlassen.«232 Von diesen Regelungen war Jaspers nicht
unmittelbar betroffen. Dennoch beschränkte sich die Korrespondenz in den Folge-
jahren, kaum überraschend, auf das Nötigste. Wie schwer man sich auf Verlagsseite
tat, zeigen die Verlagskonferenzen. Als die Auflagen des Nietzsche und der Existenzphi-
losophie zu Ende gingen und von der Geistigen Situation nur noch 360 Exemplare vor-
handen waren, wurde beschlossen, das Göschen-Bändchen nicht, die beiden anderen
Bände aber unverändert neu zu drucken. Damit habe sich Jaspers einverstanden er-
klärt.233 Im Oktober 1941 wurde auch ein Nachdruck des Descartes beschlossen, wäh-
rend man im Juli 1942 hinsichtlich einer neuen Auflage der Existenzphilosophie ent-
schied, sie jetzt nicht zu machen, sondern auf später zu vertagen.234 Über den Grund
informiert eine verlagsinterne Notiz Grethleins: »Als ich am 21. 7. 42 in der Verlags-
konferenz zum Vortrag brachte, daß unsere Bestände von Jaspers, Existenzphiloso-
phie< zu Ende gehen, wurde beschlossen, daß an eine neue Auflage zunächst nicht he-
ranzugehen sei, daß vielmehr nach der Auslieferung des letzten Exemplares bis auf
weiteres das Werk als vergriffen angesehen werden soll. Wir fürchten, daß wir bei ei-
nem Antrag auf Papierbewilligung Schwierigkeiten bekommen können wegen der jü-
dischen Frau des Herrn Professor Jaspers.«235
Nach Kriegsende ergriff Jaspers die Initiative und nahm wieder Kontakt mit de
Gruyter auf. Seine Schriften waren vergriffen, und in der gegenwärtigen Situation
schien eine Neuauflage dringender denn je. Doch der Verlag zögerte und schien ihn
hinzuhalten. Als dann die Deutsche Verlags-Anstalt ein Interesse an seinen Publika-
tionen bekundete, erwog Jaspers erstmals die »Möglichkeit einer Trennung« von de
Gruyter »bei Unmöglichkeit oder bei Weigerung des Neudrucks innerhalb einer be-
stimmten Frist.«236 Auch Anfragen nach Übertragung der Übersetzungsrechte, die in
der Regel zwischen Verlag und Autor geteilt waren,237 beantwortete de Gruyter entwe-
der gar nicht oder erst dann, wenn es nicht mehr anders ging. In solchen Fällen wur-
den häufig hohe Vorauszahlungen gefordert, denen kaum ein Verlag nachkommen
konnte. Beides ärgerte Jaspers. Als de Gruyter im Februar 1947 für eine Neuauflage des
Nietzsche eine Bestätigung erbat, dass der Text keine Stellen enthielt, die »für die jet-

232 Protokoll der Verlagskonferenz, 31. Januar 1939, VA de Gruyter.
233 Vgl. Protokoll der Verlagskonferenz, 4. April 1939 u. 9. Mai 1939, ebd. - Zum Neudruck des Nietz-
sche vgl. K. Jaspers an K. Grethlein, 25. Januar 1941, in diesem Band, S. 140.
234 Vgl. Protokoll der Verlagskonferenz, 21. Juli 1942, VA de Gruyter. - Analog wird im September
eine neue Auflage des Nietzsche mehrmals vertagt. Vgl. Protokoll der Verlagskonferenz, 8. Sep-
tember 1942 u. 29. September 1942, ebd.
235 K. Grethlein: Notiz, in diesem Band, S. 141.
236 K. Jaspers an F. Mittelbach, 13. November 1945, ebd., 50.
237 Einzige Ausnahme bildete Die geistige Situation derzeit, für die de Gruyter das alleinige Überset-
zungsrecht besaß.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften