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Jaspers, Karl; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,1): Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen — Basel: Schwabe Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.69893#0075
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LXXIV

Einleitung des Herausgebers

setzen. Grethlein und Jaspers besprachen die Sache während eines persönlichen Tref-
fens in Berlin, wussten aber nicht, was man von Hoffmann halten sollte.251 Während
Jaspers es auf einen Versuch ankommen lassen wollte, zögerte de Gruyter: »Wir be-
fürchten, daß ein Abschluß mit ihm an höherer Stelle Anstoß erregen könnte, und
ein derartiges Risiko sollte man in Ihrem und unserem Interesse doch zu vermei-
den suchen.«252 Da Jaspers aber weiterhin an einer Übersetzung gelegen war, wandte
sich Grethlein - auf Anregung und mit Wissen von Jaspers253 - an die Reichsschrift-
tumskammer und fragte an, ob zu Hoffmann »Material« vorliege, »das es als wün-
schenswert erscheinen läßt, eine Verbindung mit ihm zu unterlassen«.254 Nach-
dem die entsprechenden Ermittlungen zu keinem Ergebnis geführt hatten, überließ
es die Reichsschrifttumskammer dem Ermessen des Verlages, mit Hoffmann wegen
der Übersetzung des Nietzsche zu verhandeln. Allerdings wies man vorsorglich dar-
aufhin, »dass vor Vertragsabschluss mit Herrn Dr. Hoffmann, gemäss der Anordnung
vom 29. 6. 35 dem Herrn Präsidenten der Reichsschrifttumskammer Mitteilung zu
machen ist.«255 Für de Gruyter war damit klar, die Sache auf sich beruhen zu lassen,
doch als Jaspers nachfragte, was daraus geworden sei, teilte man ihm mit, man habe
die Übersetzungsrechte nicht an Hoffmann weitergegeben, da man an dessen Seri-
osität zweifle.256 Die Antwort der Reichsschrifttumskammer erwähnte man nicht.
Bei der zur gleichen Zeit eingehenden Übersetzungsanfrage des Mailänder Verlages
Bompiani für Die geistige Situation der Zeitkam es dagegen zu einem anderen Ergebnis:
Nachdem de Gruyter eine Prüfung auf Unbedenklichkeit erbeten hatte,257 lehnte die
Reichsschrifttumskammer die Übersetzung ab. In einem internen Schreiben der Kam-
mer, das ein Kurzgutachten des zu übersetzenden Textes enthielt, wurden grundsätz-
liche inhaltliche Bedenken geltend gemacht: Karl Jaspers sei jüdisch versippt, als Uni-
versitätsprofessor seines Amtes enthoben und seine Ehefrau Volljüdin, zudem sollte
dem italienischen Volk »nur einwandfreies Schrifttum als deutsches Kulturgut« über-
mittelt werden.258 Im Schreiben an den Verlag verzichtete man auf die Angabe die-
ser Gründe und teilte lediglich die Ablehnung mit.259 Doch de Gruyter blieb hartnä-
ckig - weil auch der italienische Verlag es blieb. So bat Grethlein den Präsidenten der

251 Vgl. K. Jaspers an K. Grethlein, 10. September 1936, ebd., 116.
252 K. Grethlein an K. Jaspers, 13. Mai 1937, ebd., 122.
253 Vgl. K. Jaspers an K. Grethlein, 14. Mai 1937, und K. Grethlein an K. Jaspers, 21. Mai 1937, ebd.,
122-123.
254 K. Grethlein an den Präsidenten der Reichsschrifttumskammer, 21. Mai 1937, ebd., 124.
255 Reichsschrifttumskammer an de Gruyter, 21. Juni 1937, ebd.
256 Vgl. K. Jaspers an K. Grethlein, 13. September 1937, und K. Grethlein an K. Jaspers, 22. Septem-
ber 1937, ebd., 124-125.
257 Vgl. K. Grethlein an den Präsidenten der Reichsschrifttumskammer, 28. August 1937, ebd., 618.
258 Internes Dokument der Reichsschrifttumskammer, 6. September 1937, ebd.
259 Vgl. Präsident der Reichsschrifttumskammer an de Gruyter, 7. September 1937, ebd., 619.
 
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