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Jaspers, Karl; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,1): Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen — Basel: Schwabe Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.69893#0076
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Einleitung des Herausgebers

LXXV

Reichsschrifttumskammer, seinen Standpunkt zu revidieren, und zwar angesichts der
Befürchtung, dass man eine Absage in Italien als besondere Unfreundlichkeit des Ber-
liner Verlages auffassen würde.260 Gleichwohl wurde das Gesuch erneut abgelehnt,
da »die in dem Buch zu Tage tretende Auffassung der in Deutschland heute vertrete-
nen nicht mehr entspricht.«261
Gegenüber dem Springer-Verlag war die Reichsschrifttumskammer ungleich zu-
rückhaltender. Seine beachtliche Exportleistung, aufgrund deren er als »Wehrwirt-
schaftsbetrieb« eingestuft worden war, und das hohe internationale Ansehen trugen
wesentlich dazu bei, dass er bis 1942 relativ unbehelligt Weiterarbeiten konnte.262
Die Reichsschrifttumskammer musste hier vorsichtiger agieren, zumal der Verlag im
Reichswirtschaftsministerium einen wirksamen Rückhalt besaß.263
Doch man fand auch hier Mittel und Wege der Repression. Gemäß der Anord-
nung über die Papierverbrauchsstatistik vom 25. November 1939 waren die Verlage
ab 1940 verpflichtet, bei Neuerscheinungen oder Neuauflagen der Reichsschrifttums-
kammer die Auflagenhöhe, Papiermenge und Papiersorte zu melden. Ab Juni 1941
musste gar für jede Neuerscheinung oder Neuauflage die Papierzuteilung eigens be-
antragt werden.264 Die entsprechenden Genehmigungsverfahren dauerten lange -
im Durchschnitt 18 Monate - und eröffneten der Reichsschrifttumskammer zusätz-
lichen Spielraum.
Ob nun das Papier tatsächlich knapp war oder Möglichkeiten behördlicher Ein-
flussnahme genutzt wurden, Jaspers musste jedenfalls erfahren, dass die vierte, völ-
lig neu bearbeitete Auflage seiner Allgemeinen Psychopathologie nicht gedruckt wer-
den konnte. Als das Manuskript nach einem Jahr intensivster Arbeit kurz vor dem
Abschluss stand, deutete Springer an, dass es zu Problemen bei der Papierbeschaf-
fung kommen könnte. »Selbstverständlich kann Ihr Buch nur auf qualitativ einwand-
freiem Papier gedruckt werden, das nicht nach 5 Jahren bereits Zeichen des Verfalls
zeigt. Ich werde bemüht sein, solches Papier zu beschaffen, bin aber durchaus von der
hierfür zuständigen Behörde abhängig.«265 Nachdem Jaspers das Manuskript Anfang
August an den Verlag geschickt hatte, musste Springer Mitte September einräumen,
dass Verzögerungen eintreten werden, »da die Frage der Papierbeschaffung erhebli-
che Schwierigkeiten bringt.«266 Als Ende Oktober mit dem Druck immer noch nicht

260 Vgl. K. Grethlein an den Präsidenten der Reichsschrifttumskammer, 1. Oktober 1937, ebd., 619-620.
26t Präsident der Reichsschrifttumskammer an de Gruyter, 15. Oktober 1937, ebd., 620.
262 Vgl. U. Schneider: »Wissenschaftliche Verlage«, 392.
263 Vgl. H. Sarkowski: Der Springer-Verlag, 383.
264 Vgl. A. Königseder: Walterde Gruyter, 23-24.
265 Vgl. F. Springer an K. Jaspers, 27. Juni 1942, in diesem Band, S. 354. - Vgl. dazu auch K. Jaspers
an E. Dugend, 8. Juli 1942, DLA, A: Jaspers.
266 Vgl. F. Springer an K. Jaspers, 17. September 1942, Durchschlag, VA Springer.
 
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