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Jaspers, Karl; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,1): Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen — Basel: Schwabe Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.69893#0077
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LXXVI

Einleitung des Herausgebers

begonnen wurde, war Jaspers irritiert. Er wollte wissen, ob die Schwierigkeiten logis-
tischer Art waren oder in seiner Person lagen: »Sie schrieben mir, dass wegen der er-
heblichen Schwierigkeiten der Papierbeschaffung mit Verzögerung gerechnet werden
müsse. Ist es Ihnen vielleicht möglich, mich näher zu unterrichten? Es würde mich
natürlich sehr interessieren, ob wenigstens mit dem Satz alsbald begonnen wird, wie
ich nach Ihrem Juni-Brief annehme, ferner, ob die Schwierigkeiten in meiner Person
liegen, und ob trotz Verzögerung in der Papierbeschaffung noch begründete Hoff-
nungen bestehen.«267 Springer wich aus und vertröstete Jaspers auf einen späteren
Drucktermin, ohne konkret zu werden. »Was die Drucklegung betrifft, so darf ich
Ihnen raten, im Augenblick nicht zu drängen. Ich bin nicht pessimistisch bezgl. des
Endresultats, glaube aber, dass die Sache sich noch längere Zeit hinziehen wird. Mit
dem Satz darf nach einer neueren Verfügung leider nicht begonnen werden, ehe das
Papier genehmigt ist.«268 Springer sprach nur von logistischen Schwierigkeiten. Er
konnte Jaspers aber auch nicht versichern, dass die Schwierigkeiten von seiner Per-
son unabhängig waren.
Womöglich hätte Jaspers nie direkt mit der Reichsschrifttumskammer zu tun be-
kommen, wenn nicht der Verlag Koehler & Amelang (Leipzig) im Herbst 1942 an ihn
herangetreten wäre.269 Die beiden Verlagsleiter beabsichtigten, den Vortrag »Nietz-
sche und das Christentum« zu drucken, also genau jenen Text, den de Gruyter im Au-
gust 1938 abgelehnt hatte und Jaspers daraufhin auch Klostermann nicht zum Druck
hatte geben wollen. Nun dachte er anders über eine Publikation, wie er seiner Schwes-
ter mitteilte: »Der gute Verlag [...] ist sehr eifrig. Ich lasse es versuchen, um zu sehen,
ob die notwendigen Genehmigungen gelingen. Ich zweifle. [...] Die beiden Inhaber
haben zwei Tage je zwei Stunden mit mir gesprochen. Es war mir interessant, in Vie-
les Einsicht zu bekommen. Ich selber erlebte noch einmal, dass einer Firma viel an
mir gelegen war, auch für das Weitere.«270 Offensichtlich tat Jaspers diese intensive
Anteilnahme eines Verlages zu einem Zeitpunkt, als sich de Gruyter längst zurück-
gezogen hatte, überaus wohl. Doch mögen das nur Begleitumstände sein. Die eigent-
liche Motivation, jetzt doch noch einmal eine Publikation des Textes zu versuchen,
bleibt unklar. Möglicherweise gelang es den beiden Verlagsinhabern, Jaspers von ih-
ren besonderen Kontakten zu den Reichsbehörden und den daraus entspringenden
Möglichkeiten zu überzeugen. Wie die Forschungen von Thomas Keiderling zeigen,

267 Vgl. K. Jaspers an F. Springer, 26. Oktober 1942, in diesem Band, S. 356.
268 Vgl. F. Springer an K. Jaspers, 28. Oktober 1942, ebd., 357.
269 Zu den Vorgängern des Verlages Koehler & Amelang, dem C. F. Amelang Verlag und dem K. F.
Koehler Verlag, vgl. R. Würffel: Lexikon deutscher Verlage von A-Z. 1071 Verlage und 2800 Verlags-
signete vom Anfang der Buchdruckerkunst bis 1945. Adressen - Daten - Fakten - Namen, Berlin 2000,
22-23 bzw. 451-453.
270 K. Jaspers an E. Dugend, 31. Oktober 1942, DLA, A: Jaspers.
 
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