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Jaspers, Karl; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,1): Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen — Basel: Schwabe Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.69893#0136
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Karl Jaspers - Artemis

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einer theoretischen Massnahme bleibt, sondern dass die praktische Durchführbar-
keit gewährleistet sein wird. In Anbetracht der Schwierigkeiten, denen sich bis anhin
der Export des Schweizerbuches nach Deutschland fast ununterbrochen ausgesetzt
sah, bedeutet die erwähnte Exportziffer von über 2 000 Exemplaren einen Erfolg, der
nicht zuletzt auch auf die von uns in Deutschland gemachte Propaganda im »Börsen-
blatt für den deutschen Buchhandel« zurückzuführen ist.50
Die von Ihren Werken in Deutschland erreichten Absatzzahlen sind nur relativ
gross. Das deutsche Absatzgebiet verhält sich zum schweizerischen wie zehn zu eins.
Es müssten also bei gleichem Verkaufserfolg in Deutschland von Ihrem Buch »Vom
Ursprung und Ziel der Geschichte«, gemessen an der von uns erreichten Absatzzif-
fer, gegen 25 000 Exemplare abgesetzt sein. Dieses kleine Zahlenbeispiel möchte nur
dartun, dass das Argument des höheren Deutschlandabsatzes nicht absolut stich-
haltig ist.
Ich halte es darum, lieber und verehrter Herr Professor Jaspers, im gegenwärtigen
Augenblick, da die Liberalisierung des Buches vor der Tür steht, auch in Ihrem Inter-
esse für ratsam, zunächst einmal die Auswirkung dieser Liberalisierung abzuwarten.
Sollte es sich erweisen, dass die erwartete Absatzbelebung ausbleibt - Klarheit darü-
ber wird bis Ostern 1952 bestehen -, so werde ich, wenn auch schweren Herzens, Ihr
Anliegen als berechtigt empfinden und darauf eingehen müssen. Heute aber muss ich
Sie um diese letzte Geduldfrist freundlichst bitten, eine Bitte, die Sie mir sicher nach
nochmaliger gründlicher Überlegung der ganzen Sachlage nicht abschlagen werden.
Die von uns getroffenen Vorkehren für den intensivierten Absatz Ihres Werkes in
Deutschland dürfen nicht umsonst getroffen worden sein. Ich kann mir vorstellen,
dass der Pieper-Verlag [sic!] hofft, Ihre »Einführung in die Philosophie« ebenso leicht
in die Hand zu bekommen wie kürzlich das von uns herausgegebene Werk Paul Eip-
pers, »Tiere sehen dich an«.51 Wenn ich auf das Werk Paul Eippers verzichtete, so da-
rum, weil der Autor, obwohl lange Zeit Nutzniesser schweizerischer Gastfreundschaft,
sich so absolut nurdeutsch gebärdete, dass ich keine Lust empfand, ihn auf die Dauer
an unsern Verlag zu ketten. Bei Ihnen, lieber Herr Professor Jaspers (entschuldigen Sie
überhaupt den nicht sehr würdigen Vergleich), verhalten sich die Dinge anders. Sie
sind Dozent an einer unserer Universitäten, Sie leben in der Schweiz, Sie sind, wenn
ich so sagen darf, dem Artemis-Verlag irgendwie hintergründig zugehörig, und da
wäre es unverzeihlich von mir, aus Augenblicksgründen, die stichhaltig scheinen, es
aber nicht absolut sind, gerade ein Werk, für das wir uns in Deutschland eben erst in-
tensiv einsetzen, und wovon wir eben erst eine Neuauflage herstellen liessen, an ei-
nen deutschen Verlag abzutreten. Ich wiederhole, dass ich im Augenblick dazu bereit
bin, wo die Verhältnisse eindeutig dazu auffordern. Diesen Augenblick aber jetzt als
gekommen zu betrachten, da wir in acht Wochen den Zustand der Liberalisierung er-
warten dürfen, scheint mir der tiefem Logik zu entbehren.
 
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