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Jaspers, Karl; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,1): Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen — Basel: Schwabe Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.69893#0209
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Karl Jaspers - de Gruyter

Es ist nicht sinnvoll, ein vermeintlich vorhandenes Gesamtgebiet der Philosophie
in Teilgebiete aufzuteilen und diese dann Autoren anzubieten. Vielmehr ist von den
möglichen Autoren auszugehen und zu versuchen, aus wesentlichen Fragestellungen
nicht so sehr eine Darstellung vorhandener alsa [vielmehr] eine Bewegung zum ei-
gentlichen Philosophieren zu suchen, also (in Kantischer Ausdrucksweise): nicht Phi-
losophie, sondern Philosophie[r]en.214
Hierfür scheinen zwei Serien brauchbar:
Eine Reihe, die man nennen könnte: Ursprünge des Philosophierens. Dafür ganz
unverbindliche Titel (deren Ausführung in einer anregenden, gar fascinierenden
Weise ich mir vor stellen kann):
Was ist der Mensch?
Wahrheit und Wissenschaft (dieser Titel, bitte, mein Eigentum)
Der Satz vom Widerspruch, usw.
Eine Reihe, die wirksame Denkerpersönlichkeiten behandelt, wie es in Ihrem Plan
liegt, z.B. Nietzsche, Plato, Kierkegaard, Thomas usw.
Auf diese Weise wäre die lebendigen13 Philosophierens möglich. Jedoch müssen
bei dem Wesen der Sache (nicht Stoffgebiete, sondern geistigesc Tun) nun auch Auto-
ren, denen an der Sache liegt, gewonnen werden. Nieten sind hier fast unerträglich,
während ein Stoffgebiet allenfalls auch in durchschnittlicher Darstellung brauchbar
sein kann.
Die Sache hat m.E. etwas derartig Gegenwärtiges, gerade heute an sich - billige Bü-
cher, die doch original, das Beste des heute Möglichen sind -, dass Sie auf meine Mit-
arbeit mit Wahrscheinlichkeit rechnen können. Es könnte sein, dass ich Ihnen ein-
mal den Nietzsche schreibe, doch ungewiss. Neuerdings habe ich öfter dazud gehabt,
die nur wieder vor Wichtigerem mir versunken sind.
Meine Bedenken habe ich Ihnen gesagt. Sie liegen in der Richtung, dass es schwer
sein wird, die Autoren zu finden, die die Aufgabe ganz ernst nehmen, d.h. ihr Bestes
darin versuchen. Es ist noch nicht in das Bewusstsein gedrungen, dass die Sammlung
Göschen in der Not Deutschlands, in der wenig Geld für Bücherkauf übrig ist, eine
einzige Chance ist. Hinzu kommt, dass die Zeit überhaupt kurze Bücher verlangt, die
ein Ganzes sind und völlig reif, die geschrieben6 sind und nicht einfach hingehauen.

a zwischen vorhandener und als Lücke in der Abschrift
b zwischen die und lebendigen Lücke in der Abschrift
c zwischen sondern und geistiges Lücke in der Abschrift
d zwischen öfter und dazu Lücke in der Abschrift
e zwischen die und geschrieben Lücke in der Abschrift
 
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