Metadaten

Jaspers, Karl; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,1): Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen — Basel: Schwabe Verlag, 2018

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.69893#0786
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Stellenkommentar

669

können.« (H. Grimm an K. Jaspers, 10. April 1938, Durchschlag, Landeskirchliches Archiv
Hannover N 005 Heinrich Grimm). - Jaspers sagte prinzipiell zu, gab aber zu bedenken,
dass er zum 1. Oktober 1937 nach § 6 (BBG) zur Ruhe gesetzt worden sei. »Meine Frau ist
Jüdin. Es wäre mir durchaus begreiflich, und ich würde es Ihnen garnicht verübeln, wenn
Sie unter diesen Umständen von der Einladung absehen müssten. Als Thema würde ich
gegebenenfalls Ihre Formulierung >Nietzsche und das Christentum< gern festhalten.« (K.
Jaspers an H. Grimm, 12. April 1938, ebd.). - Doch Grimm erfuhr damit nichts Neues: »Die
[...] von Ihnen erwähnten Umstände sind mir durch Prof. D[r]. Schuster, dessen Neffe, Dr.
med. Marx in Bethel, der, soviel ich weiss, Ihr Schüler war und es seinem Onkel mitgeteilt
hat, bekannt. Weiter ist es natürlich nicht bekannt und wird auch selbstverständlich ver-
traulich behandelt. Eine Hinderung für unsere Veranstaltung erblicken wir darin nicht.«
(H. Grimm an K. Jaspers, 14. April 1938, ebd.). Auf diese Weise war es Jaspers möglich, trotz
Versetzung in den Ruhestand den Vortrag in Hannover zu halten. Seine eigene Einschät-
zung teilte er noch am selben Tag seiner Mutter mit: »Ich glaube, Vortrag und Diskussion
waren nicht ohne Eindruck, jedenfalls lebhaft. Mich hat die Gesellschaft, mir so fremd,
sehr interessiert. Wieder ein Stück Welt. Man muss selbst etwas sehen. Aus dem Wenigen
lernt man mit einem Schlage viel. Zuletzt noch gemeinsames Essen mit ein paar Leuten
[...] Das war ernüchternd. Treffliche Menschen, aber so ahnungslos.« (K. Jaspers an H.
Jaspers, 12. Mai 1938, DLA, A: Jaspers). - Etwas detaillierter äußerte sich Jaspers nach sei-
ner Rückkehr in Heidelberg einige Tage später: »Der äussere Erfolg war gut [...] Vor allem
war ich froh über meine Leistungsfähigkeit. Natürlich war ich an der Grenze, musste sehr
sorgfältig meine Kräfte disponieren, immer zum Husten mich zurückziehen. Aber ich
konnte doch den Vormittag alles in allem 2 ¥2 Stunden reden und hätte noch mehr ge-
konnt. Auch merkte ich, dass ich im Redefluss in dem abgelaufenen Jahr ohne Vorlesun-
gen noch nichts eingebüsst habe. Aber ach, wie sehnte ich mich nach Jugend, deren Seele
antwortet - im Seminar [...]. Vielleicht war hier und da eine verborgene Seele da, die ich
nicht merkte, da sie nichts sagte, und an die ich mich innerlich gewandt habe.« (K. Jas-
pers an H. Jaspers, 16. Mai 1938, ebd.). - Hieran wird deutlich, wie sehr Jaspers nach sei-
ner Versetzung in den Ruhestand den Kontakt zur philosophierenden Jugend vermisste.
Vgl. dazu Einleitung, LXXXIV-LXXXV.
274 Diese Postkarte konnte weder im VA de Gruyter noch im Jaspers-Nachlass aufgefunden
werden. - Die Rezension der französischen Ausgabe des Descartes-Buches erschien, abge-
fasst von Carmelo Ottaviano, in: Sophia 7 (1939) 487-488.
275 Über die seit März 1934 bestehende und ab November 1934 in Berlin ansässige Parteiamt-
liche Prüfungskommission zum Schutze des nationalsozialistischen Schrifttums (PPK),
der die Verlage Manuskripte zur Begutachtung einreichen mussten, vgl. A. Königseder:
Walter de Gruyter. Ein Wissenschaftsverlag im Nationalsozialismus, Tübingen 2016, 26-27,
und H.-E. Bühler (in Verbindung mit E. Bühler): Der Frontbuchhandel 1939-1945. Organisa-
tionen, Kompetenzen, Verlage, Bücher. Eine Dokumentation, Frankfurt a.M. 2002,13. - Nach
Durchsicht eines Manuskripts konnte diese Kommission, geleitet von Philipp Bouhler
(sein Stellvertreter war Karl Heinz Hederich) einen »Unbedenklichkeitsvermerk« ausstel-
len, Änderungsauflagen erlassen oder die Publikation ganz verhindern. Zu ihrem Hand-
lungsspielraum vgl. bes. J.-P. Barbian: »Die organisatorische, personelle und rechtliche
Neuordnung des deutschen Buchhandels«, in: Geschichte des deutschen Buchhandels im 19.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften