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Jaspers, Karl; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,1): Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen — Basel: Schwabe Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.69893#0830
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Stellenkommentar

713

612 Es ließ sich nicht ermitteln, in welcher Zeitschrift die Besprechung erschien. Allerdings
war sie so positiv, dass es Gertrud sogleich nach Oldenburg mitteite: »Eine glänzende Kri-
tik ist von einem Italiener auf italienisch erschienen, da heisst es, das Werk ist >veramente
mirabile<, es ist >preciosa< nicht nur für Psychiater, sondern auch für Psychologen, es ist von
ausgezeichneter Klarheit. Eine Übersetzung würde >un grande servizio< für d. italien. Psy-
chologie und Kultur(!) sein.« (G. Jaspers an H. Jaspers, 4. November 1913, DLA, A: Jaspers).
613 Vgl. F. Springer an K. Jaspers, 17. November 1913 u. 27. November 1913, DLA, A: Jaspers.
614 Zum Verlauf der Habilitation vgl. K. Jaspers: »Heidelberger Erinnerungen«, 7. - Das Ha-
bilitationskolloquium über »Erklären und Verstehen in der Psychologie«, das am 30. No-
vember 1913 stattfand, ist durch die Familienbriefe recht genau dokumentiert: »Gestern ist
nun also Probevorlesung und Colloquium ohne jeden Zwischenfall von statten gegangen.
Ich hatte den Eindruck, dass die Mehrzahl der Fakultät mich sehr gern kommen sieht. Ei-
nige sind mir antipathisch gestimmt. Alfred Weber war nicht da - er sagte im letzten Au-
genblick ab, ich fürchte aus Animosität gegen meine Habilitation. Aber ich weiss es nicht.
Reden kann ich wie ein Wasserfall, falls ich frisch bin. Das habe ich gestern gesehen. Al-
lerdings waren es nur ein Dutzend Leute. Wie ich öffentlich vor einem grösseren Audito-
rium reden werde, das weiss ich noch nicht. Ich bin zweifelhaft, ob ich dafür begabt bin.
Es muss sich finden. Ich habe die Neigung, zu sehr für mich zu reden und zu wenig Kon-
takt mit dem Zuhörer zu suchen.« (K. Jaspers an H. u. K. Jaspers senior, 1. Dezember 1913,
DLA, A: Jaspers). - Dasselbe gilt für die Antrittsvorlesung über »Die Grenzen der Psycho-
logie« in Verbindung mit der Verleihung der venia legendi, die für den 13. Dezember 1913
anberaumt war. Henriette Jaspers reiste dafür nach Heidelberg und teilte Jaspers’ Vater
nach Oldenburg den Verlauf wie folgt mit: »Die Vorlesung ist glücklich beendet. Kally ging
höchst ruhig u. sicher hin ohne sein Manuskript, um frei zu sprechen. Aber nach einer
halben Stunde stockte er u. mit einem fröhlichen: >Verzeihen Sie, meine Herren* nahm er
seine Stichworte aus der Tasche u. nun war er ganz darin. Aber es war doch ungewohnt für
ihn: der gefüllte Saal u. Gertrud meinte, zu Hause hätte er ihr die Rede mit weniger Worten
vollendeter gehalten. Ich bin ja in diesem Falle ganz kritiklos. Aber wir waren uns doch ei-
nig, daß Kally eindrucksvoll das Programm seiner Arbeit entwickelte u. sehr schön dabei
aussah. Gertrud war aufgeregt im Gegensatz zu Kally u. sie war nicht zufrieden mit seiner
Leistung. [...] Kally selbst ist überzeugt, daß er einen guten Eindruck gemacht hat - wenn er
es auch besser könnte, u. als er seine Rede beendet hatte u. sich verbeugte, verließ er sofort
den Saal (es wurde beim Kommen u. Gehen heftig getrampelt) u. ging ins Privatdocenten
Zimmer. Aber der heutige Tag ist ja nicht mehr von solcher Bedeutung, sondern wichtiger
ist, was ihm [...] der Decan der philosophischen Universität, Neumann sagte: >Ich gratulire
Ihnen und darf Ihnen im Namen der ganzen Facultät aussprechen, daß wir uns außeror-
dentlich freuen, Sie zu haben u. große Erwartungen auf Ihre Lehrtätigkeit setzen. Vermut-
lich wird es auch noch andre Folgen haben, darüber kann ich Ihnen aber weder als Privat-
mann noch amtlich etwas Näheres sagen. [<] Kally meint, es wäre ja möglich, daß sie ihm
keinen wie bisher beabsichtigten Psychologen u. Pädagogen auf die Nase setzten. Was für
ihn von großer Bedeutung wäre wegen der ev. Schüler. [...] Ich bin still beglückt u. noch
ganz erregt u. wünsche dem Jungen, daß seine Hoffnungen sich erfüllen, die er auf diese
neue Tätigkeit setzt. [...] Kally sah auf dem Kateder sehr eindrucksvoll aus, es war ein Ge-
nuß.« (H. Jaspers an K. Jaspers senior, 13. Dezember 1913, DLA, A: Jaspers).
 
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