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Jaspers, Karl; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,1): Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen — Basel: Schwabe Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.69893#0871
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754

Stellenkommentar

er die Anmerkung nachträglich überhaupt erst eingeschoben hat.« (H. Götze an K. Jas-
pers, 25. Juni 1955, DLA, A: Jaspers).
917 Vgl. M. Thiel: »Die Auflösung der Komödie und die Groteske des Mythos«, in: Studium
Generale 8 (1955) 328-361, hier: 347, Anm. 227a: »Camus identifiziert dies mit der clairvo-
yance oder clarte: >Das Gegenwärtige und die Abfolge von Gegenwärtigkeiten vor einer
unaufhörlich bewußten Seele< - das ist >das Ideal des absurden Menschern (a.a.O., S. 82).
Nicht uninteressant ist hier auch ein Hinweis auf E. Kretzschmer, Körperbau und Charak-
ter, Heidelberg 1948, S. 197/8. Kretschmer fehlt das Bewußtsein für historische Bedingtheit
von Aussagen seiner Art. Was er aber unter >kalter Despotentypus (moralischer Schwach-
sinn) < beschreibt (Fall Ernst Klatt), deckt sich mit dem Typ des Existentialisten nach dem
Muster von Heidegger/Camus.«
918 Ferdinand Springer hatte Thiel im Brief vom 20. Juni 1955 mitgeteilt, dass er durch seine
Maß- und Taktlosigkeit den Ruf der Zeitschrift und damit auch des Verlages gefährdet und
geschädigt habe und er daher nicht mehr in ihr publizieren dürfe (F. Springer an M. Thiel,
20. Juni 1955, Kopie, DLA, A: Jaspers). Thiel entgegnete, er habe den Aufsatz sechs Persön-
lichkeiten aus der Philosophie, katholischen Theologie, Germanistik und Völkerkunde
vorgelegt und deren Modifizierungsvorschläge bzw. Umformulierungswünsche berück-
sichtigt. Ebenso habe er ihn auch Götze zur Lektüre gegeben, dessen Einverständnis tele-
fonisch erfolgt sei. Anschließend stellt Thiel weitergehende Überlegungen zu jener An-
merkung an, ohne aber darauf einzugehen, dass er sie und warum er sie erst kurz, bevor
der Text in Druck ging, eingefügt hat (vgl. M. Thiel an F. Springer, 22. Juni 1955, ebd.). -
In einem zeitgleich an Jaspers abgefassten Brief nannte Thiel auch die Namen jener Per-
sönlichkeiten: Walter Broecker, Julius Ebbinghaus, Hugo Kuhn, Gottlieb Söhngen, ferner
Ferdinand Herrmann (Völkerkundler in Heidelberg) und Dr. Schindler (ein Privatgelehr-
ter in Heidelberg). Thiel berichtete Jaspers all dies vertraulich, »für den Fall, dass man an
Sie in dieser Sache von anderer Seite herantritt und Sie um Ihre Stellungnahme gebeten
werden.« (M. Thiel an K. Jaspers, 20. Juni 1955, ebd.).
919 Es handelt sich bei jenem »urteilsfähigen Leser«, wie Springer sich auch im Brief an Thiel
vom 20. Juni 1955 ausdrückte, um den Psychiater Kurt Schneider, der sich in seinem
Schreiben an Springer vom 16. Juni 1955 dahingehend äußerte, dass Thiel in jener Anmer-
kung Heidegger und Camus des moralischen Schwachsinns bezichtigt habe. Hierauf geht
Jaspers im vorliegenden Brief ein. Springer antwortete Schneider wie folgt: »Ich weiss mir
jetzt nicht anders zu helfen, als dass ich Herrn Dr. Thiel untersage, ohne ausdrückliche Ge-
nehmigung des Verlages weitere eigene Aufsätze in der Zeitschrift zu veröffentlichen. Ich
hätte die Frage der Eignung des Herrn Dr. Thiel für das Herausgeberamt längst gestellt und
vermutlich negativ beantwortet, wenn er nicht in seiner ganzen Existenz von dieser seiner
Tägigkeit abhängig wäre. Auch lässt sich nicht leugnen, dass [er] im grossen und ganzen
sein Amt mit redaktionellem Geschick und mit Sorgfalt führt. Ich darf Ihr Einverständ-
nis dazu annehmen, dass ich Ihren Brief im Wortlaut, jedoch ohne Nennung des Verfas-
sers, zu seiner Kenntnis bringe.« (F. Springer an K. Schneider, 20. Juni 1955, ebd.). - Wei-
tere Korrespondenzen hierüber konnten im Jaspers-Nachlass nicht aufgefunden werden.
920 Vgl. hierzu Götzes am 7. August 1956 abgefasste Notiz über den Besuch bei Jaspers in Ba-
sel am 4. August (Typoskript, Durchschlag: VA Springer): »Jaspers trägt sich seit längerer
Zeit mit dem Gedanken, >Die Idee der Universität* neu zu bearbeiten und zu ergänzen.
 
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