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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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XXX

Einleitung des Herausgebers

Renato de Rosa, Walter A. Kaufmann und Ernst Jünger anzufragen.64 Für Gertrud Jas-
pers scheint Pipers Aufgabe zu schwer zu sein. »Aber das ist meine Natur, die vielen
Probleme zu sehen und kleinmütig zu werden. Ich will Sie nicht anstecken.«65 Doch
Piper ist zuversichtlich, zumal auch Kolle zu einer Vermeidung allzu fachspezialisti-
scher Themen tendiert: »Es soll ja die Festschrift gerade die Ausstrahlung des Denkens
von Karl Jaspers auf weite Geistes- und Lebensgebiete dokumentieren durch Beiträge,
die nicht nur die Wissenschaftler, sondern auch die Gebildeten darüber hinaus ange-
hen und interessieren.«66 Mittlerweile wird nach einem geeigneten Titel für die Fest-
schrift gesucht, Piper fragt hierzu auch seinen Freund Hans Egon Holthusen um Rat:
»>Colloquium< ist freilich ein bisschen zu esoterisch. Aber ganz unakademisch darf der
Titel nun auch wieder nicht klingen, geschweige denn reisserisch, - das verbietet der
Anlass und der Charakter der Sammlung. Wie wäre es mit: >Die Chance der Vernunft«
oder >Die Sache der Vernunft«?«67 Wenig später erwägt Holthusen noch »Vernunft und
Verantwortung«. Denn in Verantwortung »wären doch auch alle ethischen und poli-
tischen Impulse des Jaspersschen Denkens mitausgedrückt.«68 Auch Robert Obous-
sier hat sich an der Titeldiskussion beteiligt,69 letztlich steht noch vor dem I. Septem-
ber 1952 fest, dass die Festschrift Offener Horizont heißen soll.7° Piper äußert sich zum
Titel, der wohl auf ihn zurückgeht, in seinem »Nachwort« wie folgt: »Der Titel »Offe-
ner Horizont« [...] ist Aussage und Anruf und möchte auch einen Ton der Zuversicht
vernehmbar machen. Als ein entscheidendes Kriterium im Denken von Jaspers gese-
hen, soll »Offener Horizont« einen dreifachen Sinn anzeigen: den sachlichen, daß die
geistige Situation in der Mitte des 20. Jahrhunderts offen ist; den menschlich-gülti-
gen, daß den Autoren dieses Bandes die Gesinnung einer »Kommunikation« gemein-
sam ist, die sich in der Begegnung und im Wettstreit der Ideen gesteigert weiß; und
zuletzt den in die Zukunft weisenden Sinn, daß der offene Horizont illusionslos die
zerstörerischen Mächte zeigt, aber zugleich auch den Blick frei macht für die echten
Möglichkeiten des Menschseins.«71

64 Vgl. G. Jaspers an K. Piper, 23. November 1951, DLA, A: Piper; K. Piper an G. Jaspers, 1. Dezember
1951, DLA, A: Jaspers; G. Jaspers an R. Oboussier, 4. Dezember 1951, ebd.

65 G. Jaspers an K. Piper, 5. Dezember 1951, Durchschlag, ebd. - Für ähnlich schwer zu realisieren
hielt Gertrud Jaspers bereits Hammelsbecks Plan jener privaten Festschrift zum 60. Geburtstag:
»es wird doch eine Sackgasse, weil die Menschen fehlen!« (G. Jaspers an O. Hammelsbeck, 13.
Juni 1942, in: dies.: Briefwechsel 1919-1969, 45). Er möge nicht traurig sein, »wenn es nichts wird«
(G. Jaspers an O. Hammelsbeck, 5. Juli 1942, ebd., 47). Vgl. zu dieser ungedruckten Festschrift
auch Stellenkommentar, Nr. 1011.

66 K. Piper an G. Jaspers, 18. Februar 1952, Durchschlag, DLA, A: Piper.

67 H. E. Holthusen an K. Piper, 28. April 1952, ebd.

68 H. E. Holthusen an K. Piper, 5. Mai 1952, ebd.

69 Vgl. G. Jaspers an R. Oboussier, 29. Mai 1952, DLA, A: Jaspers.

70 Vgl. K. Piper an G. Jaspers, 2. September 1952, ebd.

71 K. Piper: »Nachwort«, in: Offener Horizont, 462-463 (im Original kursiviert).
 
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