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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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Einleitung des Herausgebers

XLV

konnte Kally das Unternehmen garnicht wagen. Hoffentlich kommt das noch in
Ordnung.«166 Doch in einem Telefonat kann Lambert Schneider diese Bedenken aus-
räumen und die Preisverleihung wie vorgesehen stattfinden.167
Angesichts der erfolgreichen Bemühungen Pipers um die Verleihung des Frie-
denspreises des Deutschen Buchhandels an Karl Jaspers liegt es nahe, dass er auch
Überlegungen angestellt hat, Jaspers für den Nobelpreis nominieren zu lassen. Piper
war darüber mit Hannah Arendt zwischen 1956 und 1960 in regelmäßigem Aus-
tausch.168 Was den Nobelpreis für Medizin angeht, so berichtet Arendt, sie habe von
Gertrud Jaspers gehört, dass Kurt Kolle, nach Aufforderung durch die Schwedische
Akademie, Jaspers für das Jahr 1957 nominiert und dies so geschickt formuliert habe,
dass es zugleich auch als Nominierung für den Literaturpreis verstanden werden kön-
ne.169 Arendt selbst hält den Medizinpreis nicht für aussichtsreich, den Literaturpreis
dagegen, seit dieser an den Philosophen Henri Bergson verliehen wurde, für nicht
unmöglich.170 Auch in den Augen Pipers liegt der Literaturpreis für Jaspers näher als
derjenige für Medizin, »obwohl Jaspers' psychologische Schriften, voran seine »Psy-
chopathologie« als Standardwerk Weltruf genießen.«171 Der Verleger plant, im Herbst
1957 frühere Nobelpreisträger zu kontaktieren in der Absicht, dass diese in einem
Schreiben nach Stockholm Jaspers nominieren mögen.172 Arendt empfiehlt unter den
Naturwissenschaftspreisträgern Linus Pauling (University of California) und James
Franck (University of Chicago), da beide philosophisch interessiert seien, und unter
den Literaturpreisträgern Bertrand Russell, Albert Camus und Hermann Hesse.173 Im
März 1958 entwirft Piper eine Denkschrift, welche, unterschrieben von den Auto-

166 G. Jaspers an E. Dugend, 12. September 1958, ebd.

167 Vgl. G. Jaspers an E. Dugend, 18. September 1958, ebd.

168 Vgl. hierzu und auch zum Folgenden C. Spoerhase: »Ein Weltpreis für Karl Jaspers. Hannah
Arendt, Klaus Piper und der Nobelpreis«, in: Zeitschrift für Ideengeschichte 14 (2020), Nr. 2,
98-111. - Dieser verdienstvolle und instruktive Beitrag beleuchtet auch die unterschiedlichen
Strategien Pipers und Arendts, je nachdem, ob sie Jaspers und sein Werk für den Friedensnobel-
preis oder den Literaturnobelpreis zu bewerben beabsichtigen.

169 Vgl. H. Arendt an K. Piper, 25. Oktober 1956, DLA, A: Piper. - Kurt Kolle hat seine Nominierung
hinsichtlich Jaspers für den Medizinnobelpreis im Januar 1958 wiederholt. Vgl. N. Hansson u.a.:
»Psychiatry and the Nobel Prize: Emil Kraepelin's nobelibility«, in: Trames 20 (2016), Nr. 4, 393-
401, hier: 396. - Ein Forschungsbeitrag von Chantal Marazia und Nils Hansson (Düsseldorf) zu
Jaspers und den ihn befürwortenden Nominierungen für den Nobelpreis, die bereits 1950 ihren
Anfang nahmen, und zwar unabhängig von Klaus Piper, wird unter dem Titel »In cammino verso
Stoccolma. Karljaspers come contemporaneo« im nächsten Band der Studi jaspersiani erscheinen.

170 Vgl. H. Arendt an K. Piper, 25. Oktober 1956, DLA, A: Piper.

171 K. Piper an H. Arendt, 10. November 1956, in: C. Christophersen: Hannah A rendt über Rah el Varn-
hagen, 243.

172 Vgl. K. Piper an H. Arendt, 9. August 1957, ebd., 249.

173 Vgl. H. Arendt an K. Piper, 3. November 1957, ebd., 249-250.
 
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