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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.71782#0121
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Karljaspers - Piper Verlag (1946)

12 Karl Jaspers an Klaus Piper
Typoskript; DLA, A: Piper
Heidelberg, den 12. V. 1946
Sehr verehrter Herr Piper!
Mit bestem Dank erhielt ich Ihren Brief mit dem Vertragsentwurf vom 9. Mai. Ich
freue mich, dass wir einig sind. Nur ein allerdings sehr wesentlicher Punkt könnte
noch missverständlich sein. Entschuldigen Sie bitte, dass ich hier für uns beide die
Situation kläre, bevor wir beide unterzeichnen.
In dem Ausgangsgespräch mit Herrn von Eckardt und unserem darauf gegründe-
ten Briefwechsel waren zwei Gesichtspunkte entscheidend: Die Verbreitung meiner
philosophischen Logik durch einen Verlag von geistigem Charakter, grosser Bedeu-
tung und erwiesener Wirksamkeit und zweitens den Besitz des Papiers und der wei-
teren technischen Bedingungen. Über den ersten Gesichtspunkt brauchen wir kein
Wort zu verlieren. In einem der kleinen, von anständigen Menschen im Anschluss
an eine Druckerei mit noch faktischem Papierbesitz gegründeten, aber unbekann-
ten Verlage ohne Erfahrung konnte und kann ich mein Werk sofort drucken.51 Man
wäre begeistert und hat keine Sorge, da heute noch jedes neugedruckte Buch sofort
verkauft wird, der Absatz zur Zeit keine praktische Frage ist. Meinen grossen Verle-
gern,52 die schon für mich drucken, habe ich das Werk nicht angeboten. Für das, was
gedruckt wird (so meine Psychopathologie, die einen noch grösseren Umfang hat als
»Von der Wahrheit«)53, ist das Papier da, das heisst nicht nur schriftlich genehmigt,
von einer Fabrik zugesichert, sondern es lagert faktisch zu Griff. Ich wage solchem
Verlag54 nicht noch mehr zuzumuten mit dem gleichen Anspruch. Daher habe ich kei-
nen solchen Verlag gefragt. Sonst habe ich in anderen Zusammenhängen Erfahrun-
gen, die Verleger und mich sehr enttäuscht haben. Man kann sich auf nichts verlas-
sen, was man nicht in der Hand hat. Meine Sorge entspringt aus keinerlei Misstrauen
gegen die Verleger (mit Ausnahme des Ihnen mitgeteilten Falls - übrigens habe ich
dort jetzt die ersten Fahnenabzüge erhalten),55 sondern gegen die Situation und das
Können. Die Papierknappheit scheint zu steigen statt besser zu werden.
Mein entscheidender Anstoss waren zuerst die Worte meines Freundes von
Eckardt, dem ich dies alles vorgetragen hatte: »Aber solche Sorgen muss ein Verlag
Ihnen abnehmen. Der Verlag muss alles beschaffen und Ihnen auf dieser Grundlage
den Vertrag anbieten.« Und in Ihrem ersten Briefe nahm ich Ihre Worte als reale Bestä-
tigung dieser Auffassung: »Papierbeschaffung absolut gesichert«, - »innerhalb des
Aprilkontingents die benötigte Menge anfertigen lassen«.56 So war der Hintergrund
bei mir, dass diese Anfertigung die schnell verwirklichte Voraussetzung unseres end-
gültigen Vertrags sein würde. Vielleicht hat sich in Ihrer Auffassung inzwischen gar-
nichts geändert, wenn Sie jetzt schreiben: »Wir sind mit der Papierfabrik in guter per-
 
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