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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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Karl Jaspers - Piper Verlag (1949)

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hat. Die Programmschrift »Der blaue Reiter«, heute ein schon geistesgeschichtlich
fesselndes Dokument, wurde damals von meinem Vater verlegt.277 Erfreulicherweise
ist auch die Bautätigkeit sehr rege. Die Stimmung in der Wirtschaft ist im allgemei-
nen seit einigen Wochen ein gewisser, durch Vorsicht gedämpfter Optimismus. Im
Buchhandel sind die Verhältnisse noch schwierig. Alle Verleger und Sortimenter hof-
fen nun auf die nächsten beiden Monate, deren Resultat wichtige Folgen haben wird.
Der buchhändlerische Verkehr mit dem Ausland kommt erfreulicherweise mehr und
mehr in Fluss. Da die Schweiz nicht abgewertet hat, nehme ich an, dass die Absatz-
chancen für die deutschen Bücher dort in Kürze wesentlich günstigere sein werden als
bisher. Auch nach Skandinavien und den Benelux-Staaten ist unser Export - ebenso
nach U.S.A. - gut in Gang gekommen. Übrigens ist heute bei der Bestellpost, die mir
soeben vorgelegt wird, ein Auftrag der Firma J. L. Beijers, Utrecht, über 5 Exemplare
»Vom Ursprung und Ziel der Geschichte«. Ich muss hier fast annehmen, dass diese
Firma das Buch der Artemis-Ausgabe noch garnicht bezogen hat.
Nächste Woche werde ich wahrscheinlich Herrn Professor Alfred Weber in Hei-
delberg besuchen, der mir freundlicherweise, durch Vermittlung von Professor von
Eckardt, die Übernahme der Neuauflage seines Werkes »Kulturgeschichte als Kultur-
soziologie« in unserem Verlag angeboten hat.278 Ich habe mich mit dem bedeutenden
Werk, zu dem Alfred Weber einen sehr fesselnden Anhang über die Lage der Gegen-
wart geschrieben hat, inzwischen eingehend beschäftigt.279 Im Augenblick steht noch
der endgültige Verzicht des Verlags Claassen & Goverts, der ursprünglich die Neuauf-
lage bringen wollte, aber dann zögerte, aus.28° Mit meinem Vater bin ich der Ansicht,
dass dies Werk ein sehr wertvoller Zuwachs für unseren Verlag wäre, im übrigen auch
eine schöne und wertvolle Ergänzung zu Ihrem jetzt bei uns erscheinenden neuen
Buch.
Darf ich mich zum Schluss, Herr Professor, erkundigen, ob Sie Gelegenheit hatten,
mit Herrn Dr. Schürch wegen des von ihm möglicherweise zu schreibenden Buches
über heutige Notwendigkeiten und Methoden der industriellen Planung (wenn ich
mich so an das Thema recht erinnere) zu sprechen. Ich hatte durch Ihren freundli-
chen Hinweis den Eindruck, dass es sich nicht um ein ausgesprochen fachliches Buch
handeln würde, sondern um die Darstellung eines Verfassers, der zwar ein erfolgrei-
cher Praktiker ist, der vor allem aber unbefangen die ganzen soziologischen und psy-
chologischen Voraussetzungen des heutigen Unternehmertums zu sehen sucht. Ein
solches, aus konkreter Erfahrung erwachsenes und dadurch originelles, zugleich prak-
tisch nützliches Buch könnte wohl einen so universellen Charakter haben, dass es
nach meiner Ansicht durchaus in den Rahmen unseres Verlages passen könnte. Was
ich hier sage, sind vielleicht zu weit gehende Mutmassungen. Jedenfalls bitte ich Sie,
gegebenenfalls Herrn Dr. Schürch mitzuteilen, dass mich das Problem lebhaft inter-
essiert.281
 
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