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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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Karl Jaspers - Piper Verlag (1956)

und mir viel gegeben. Nun lehrt sie Philosophie an der Genfer Universität und wird
sich, wie ich sicher annehmen möchte, in dem neuen, anspruchsvollen Tätigkeitsele-
ment schon wohl fühlen.
Erlauben Sie mir, lieber Herr Professor, in Verbindung mit Jeanne Hersch eine
Frage bzw. eine Bitte vorzutragen. Ich habe sie bisher noch nicht ausgesprochen, da
ich etwas scheute, mit einer Sache zu Ihnen zu kommen, die nicht mit Ihren eigenen
großen Anliegen unmittelbar verbunden ist. Es handelt sich darum, daß die deutsche
Ausgabe von Jeanne Herschs »Ideologies et Realite« ins Stadium der Realisierung tritt:
Dr. Ernst von Schenck, den wir in Paris kennenlernten, ist schon mit der Überset-
zung beschäftigt.8" Die französische Ausgabe beginnt mit einer Einleitung von Andre
Philip, die für die deutsche Ausgabe nicht sehr zweckmäßig wäre, schon weil Philip
hier nicht sehr bekannt ist.812 Da ich ein entscheidendes Verdienst des Buchs darin
sehe, daß es die Politik und die politische Orientierung des heutigen Menschen in den
Rang eines geistigen Gegenstands erhebt, da andererseits Jeanne Hersch dem deut-
schen Publikum bisher so gut wie noch nicht bekannt ist, ist eine Einführung ideell
und praktisch sehr wichtig. Meine Frage ist, ob ich Sie, Herr Professor, wenn Sie auch
schon Jeanne Hersch's »Illusion« für die kürzlich in der Sammlung Dalp erschienene
Neuausgabe eingeleitet haben,813 bitten darf, ihrem Ideologien-Buch einige Worte
mitzugeben. Ich habe lange über die Frage nachgedacht, es ist mir niemand eingefal-
len, dessen Name für dieses Buch annähernd so wichtig und überzeugend wäre wie
der Ihre. - Meine Frage soll Sie nicht drängen. Wenn Sie mir im Laufe der nächsten
vierzehn Tage ein Wort dazu sagen würden, wäre ich Ihnen aufrichtig dankbar.
13. November 1956
Eben trifft Ihr Brief vom 12. November ein. Seien Sie bitte unbesorgt: Es ist im Arbeits-
prozess für die GROSSEN PHILOSOPHEN keine Stockung eingetreten. Im Gegenteil:
Herr Krauße hat sich nach dem Eintreffen des Manuskripts eine Woche lang fast aus-
schließlich damit befaßt. Es handelte sich für ihn darum, die 1 300 Seiten nicht durch-
zulesen, aber doch insgesamt durchzusehen und an hundert oder mehr Stellen Satz-
anweisungen für die Druckerei einzufügen. Diese »Aufschließung« des Manuskripts
für den Setzer ist eine sehr wesentliche Vorarbeit. Die Zeit, die sie beansprucht, bringt
nachher das Vielfache dadurch ein, daß Rückfragen oder typographische Änderun-
gen im Satz vermieden werden. Herr Krauße hatte diese Arbeit gerade abgeschlossen,
als ich aus Paris zurückkam - mit einer starken Erkältung, die mich zwang, einige Tage
zu Hause zu bleiben, mich andrerseits mit Lektürestunden für die GROSSEN PHILO-
SOPHEN beschenkte. Diese meine Lektüre - ich habe die Gesamteinleitung komplett
gelesen, ferner vollständig die Kapitel über Buddha, Confucius, Jesus sowie eine Reihe
weiterer Abschnitte - diese Lektüre hat zwar einige Tage lang das Manuskript an mei-
nen Schreibtisch gefesselt, dafür ist der Verleger des Werks nun aber doch noch weit
 
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