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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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Karl Jaspers - Piper Verlag (1961)

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236 Karl Jaspers an Klaus Piper
Typoskript; DLA, A: Piper, hs. PS, mit dem Stempel Prof. Karl Jaspers Basel Austrasse 126
Basel, den 7. Februar 1961
Lieber Herr Piper!
Haben Sie Dank für Ihren Brief. Ich fühle mich dabei beschämt, weil ich Ihnen immer
noch nicht für Ihr reiches Büchergeschenk zu Weihnachten gedankt habe. Nur eines
greife ich heraus: die Werke Ludwig Thomas.1258 Für meine Frau und mich war das
etwas völlig Neues und Beglückendes. Die Autobiographie habe ich ganz gelesen. Eine
herrliche Bodenständigkeit, Freiheit und Wahrhaftigkeit. Für uns beide ist durch Ihr
Geschenk hier eine Entdeckung geschehen.1259
Die Leserbriefe im »Vorwärts«, die Sie mir freundlich schicken, habe ich mit gros-
ser Befriedigung gelesen. Sie entsprechen dem, was ich in privaten Briefen, wie ich
Ihnen erzählte, öfters als in den Zeitungen höre. Diese besonnene Art, die nicht ein-
fach zustimmt, sondern in die Denkungsweise einzudringen sucht, ist das, was ich
begehre. Übrigens habe ich mein früheres Zeitungsausschnittabonnement abgesagt.
Es brachte mir eine Überhäufung mit Nichtigkeiten und manchmal Dutzende von
Wiederholungen des immer Gleichen aus den vielen Provinzzeitungen. Nun denke
ich, wird mir in Zukunft genügen, was ich durch Sie schon früher mit Dankbarkeit
erhielt und was nicht selten beim Zeitungsausschnittbüro ausblieb.
Die Äusserung von Musulin in der »Neuen Rundschau« hat mich wenig befriedigt,
wenn er auch mit einer freundlichen Wendung gegen die allzu billige Kritik, die man
sich an meinen Darlegungen erlaubt hat, mir zu Hülfe kommt, so ist doch seine eigene
Reaktion, wie mir scheint, etwas unangemessen, nur auf das Problem Wiedervereini-
gung gerichtet.1260 Im übrigen bringt er, was ja die Absicht war, eine ganze Reihe viel-
facher Aspekte, unter denena mir einer wichtig scheint: Er sieht mit Recht das geistige
Versagen des Westens im öffentlichen Kampf gegen die totalitären Mächte. Unsere Pro-
paganda ist schwach, und was von einzelnen Leuten hie und dort, gar nicht wenigen,
vortrefflich gesagt wird, zerrinnt. Meine Mappe: »Wie kann man mit den Russen re-
den?«, die sich seit einiger Zeit leider nur langsam füllt, geht auf das gleiche, wie mir
scheint, grosse Problem.1261
Wenn es Ihnen keine Mühe von Belang macht, würde es mich sehr interessieren
zu hören, wieviel Exemplare meiner Schrift »Freiheit und Wiedervereinigung« bis-
her verkauft sind. Sie teilten mir mit, dass beim Erscheinen schon 3 000 Exemplare

a nach denen im Typoskript er
 
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