Karl Jaspers - Piper Verlag (1962)

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Vor einigen Tagen war Francois Bondy bei uns im Verlag. Ich begegnete ihm zum
ersten Mal persönlich letztes Jahr in Paris und freute mich, ihn hier wiederzusehen
und ausgiebiger zu sprechen (er hatte am Vorabend im Amerika-Haus einen Vortrag,
den ich leider nicht besuchen konnte). Herr Bondy machte eine interessante Anre-
gung -, nämlich die jetzt anläßlich Ihres bevorstehenden Geburtstages erfolgenden
Rundfunk-Interviews mit Ihnen als einen Band in unseren PIPER PAPERBACKS zu ver-
öffentlichen.1354 Diese Idee hat mir sogleich eingeleuchtet, und ich möchte Sie fragen,
ob auch Sie dem Gedanken zustimmen. Soweit ich es nach dem Gespräch mit Herrn
Bondy übersehe, würden die folgenden Funk-Gespräche in Betracht kommen:
1) Ihr autobiographisches Gespräch fürs schweizerische Fernsehen; kommt auch
in Deutschland, wie ich eben sehe;1355
2) das Gespräch, das Sie mit Bondy für den schweizerischen Sprechfunk gehalten
haben;1356
3) das »philosophische Hauptgespräch«, das Sie mit Bondy Mitte November in
Basel aufnehmen werden (für den NDR);1357
4) das »politische« Gespräch, das Sie mit Klaus Harpprecht machen werden;1358
5) das »theologische Gespräch« (über Ihr neues Buch), das Sie mit Dr. Zahrnt,
Hamburg, für den NDR - III. Programm machen werden;1359
6) ein thematisch noch offenes Gespräch, von dem Sie bisher noch nichts wis-
sen - mit Hannah Arendt. Dies Gespräch wünscht sich der NDR für sein Mittel-
wellen-Programm, und darin für die Sendefolge: »Große Zeitgenossen«. Frau
Arendt schrieb kürzlich, daß sie, wenn sie Anfang nächsten Jahres nach Europa
kommt, dies Gespräch, falls Sie zustimmen, gern mit Ihnen machen würde.1360
Es wäre dies zunächst nur die inhaltliche Skizzierung für einen Sammelband, von dem
ich glaube, daß er - als wohlfeile PAPERBACK-Ausgabe - eine sehr reizvolle, auch eine
sehr nützliche Sache zur Einführung weiter Leserkreise in entscheidende Elemente
Ihres Denkens wäre. Als Erscheinungstermin denke ich mir den Frühherbst 1963, um
dann, im zeitlichen Abstand zu den publizistischen Ereignissen bei Ihrem Geburtstag,
wiederum eine interessante Publikation vorzulegen, die ausstrahlende Wirkung auch
für Ihr Gesamtwerk haben würde. Ich würde mich freuen, wenn ich zu diesem Buch-
gedanken Ihre Meinung hören dürfte. Natürlich müßten wir bei den zeitlichen Dis-
positionen in der Weise auf Sie Rücksicht nehmen, daß Sie einerseits genügend Zeit
haben, die Funk-Texte für den Druck zu überprüfen und vielleicht an der einen oder
andren Stelle eine Anmerkung zu geben.
Was Sie über die russische Volkssubstanz schrieben, wurde mir vor zwei oder
drei Jahren in einem interessanten Film über Russland anschaulich, den eine kleine
Gruppe junger deutscher Kamera-Leute und Publizisten unter dem Titel »Mit unse-
ren Augen gesehen« herausbrachte.1361 Es war dies - natürlich nur an den zugelasse-