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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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Karl Jaspers - Piper Verlag (1966)

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307 Karl Jaspers an Klaus Piper
Typoskript; DLA, A: Piper, hs. PS, mit dem Stempel Prof. Karl Jaspers 4000 Basel Austrasse 126
Basel, den 9. März 1966
Lieber Herr Piper!
Vielen Dank für Ihren Brief vom 2. ds. Mit Herrn Sarkowski geht die Sache, so scheint
es, gut weiter. Die Hauptsache ist, dass Sie mit ihm so sehr zufrieden sind. Was die
Unklarheit zwischen ihm und mir betrifft, so liegt es dokumentarisch vielleicht ein
wenig anders. Es lohnt sich nicht. Wenn wir uns einmal wieder sprechen, darf ich
Ihnen vielleicht erzählen.
Wegen der Höhe des »Spiegel«-Honorars habe ich für mich ein wenig Bedenken.1684
Für Ihren Verlag ist es selbstverständlich legitim. Bei mir liegt die Sache wohl anders.
Hätte ich in meinem Buche nicht die preisenden Erörterungen über den »Spiegel«
gemacht, dann hätte ich auch für mich keine Bedenken. So wie es liegt, fürchte ich,
dass Augstein Ihrer Bitte zugestimmt hat in Rücksicht auf mich und die zwischen ihm
und mir persönlich in langen privaten Gesprächen entstandene Beziehung, und dass
er vielleicht auch meines Lobes gegenüber dem »Spiegel« sich erinnerte. Er ist generös
und sagt in solchem Falle nicht nein. Würde das Angebot von ihm ausgegangen sein,
läge die Sache schon etwas anders. Da meine Stimme für den »Spiegel« aus dem Kreis
der deutschen Professoren, die einen gewissen Namen haben, erfolgt, ist sie unge-
wöhnlich. Mit meinem Buch werde ich vielleicht auf grösste Feindseligkeit stossen.
Dass ich mir, wie von je so auch jetzt, die Rücksichtslosigkeit gestatte, das für wahr
Gehaltene auszusprechen, setzt die eigene Integrität voraus. Feinde, die in solchen
Fällen sich bemühen, etwas zu finden, könnten eines Tages sagen: Jaspers lässt sich
kaufen (wie Golo Mann von Hannah Arendts Artikel im »New Yorker« spricht: »lukra-
tiv«).1685 Ich selber fühle mich natürlich durchaus nicht gekauft, sondern bin jederzeit
frei, wenn der »Spiegel« mir missfallen sollte, es öffentlich zu sagen. Aber das ist dann
wie bei Tayllerand. Als er grosse Gelder erhielt von fremden Mächten, denen seine
Politik nützlich war, und als man ihm dann Bestechlichkeit vorwarf, antwortete er:
Ich mache meine Politik, die ich für richtig halte, unabhängig von solchen Geldern.
Wenn mir die Leute dann auch noch Geld geben, warum soll ich das verweigern!1686 -
Nun, ich übertreibe vielleicht.
Ich denke, wir könnten es so machen und bitte es zu überlegen: Sie erhalten DM
12 500.-. Es gibt keinerlei Grund, warum der Verlag diese Summe für das Abdrucks-
recht nicht erhalten sollte. Aber Sie würden an den »Spiegel« freundlich schreiben,
dass ich auf meinen Teil am Honorar verzichten möchte, ohne dass Sie dafür irgend-
einen Grund angeben. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir einen Durchschlag Ihres
Briefes schicken würden, damit ich gegebenenfalls alles dokumentarisch beieinan-
der habe, wenn eine Stimme gegen mich in dieser Sache öffentlich auftreten würde.
 
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