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Carrara, Laura [Hrsg.]; Meier, Mischa [Hrsg.]; Radtki-Jansen, Christine [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 2): Die Weltchronik des Johannes Malalas: Quellenfragen — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.51242#0125
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Bruno Bleckmann

Die Varianten von Namen sind gegenüber der Identität in der Kombination
sprachlich und inhaltlich ähnlicher spezifischer Wendungen und Gedankenfolgen
sicher nachgeordnet. Es fällt in der Tat auf, dass das Namensmaterial beim lateini-
schen Ammian deutlich von demjenigen des Zosimos unterschieden 1st.132 Verschie-
dene Namensformen müssen aber - im Unterschied zu den Vorstellungen Fornaras
- keineswegs auf Quellendivergenzen hinweisen. Evident ist dies in der Darstellung
der Perserkriege, die bei Johannes von Epiphaneia und bei Theophylaktos Simokattes
zu finden ist. Obwohl Theophylaktos mit Sicherheit aus Johannes von Epiphaneia
geschöpft hat, finden sich bei ihm - zugegebenermaßen nur in einer geringen Zahl
von Fällen - durchaus Varianten.133 Für die Erklärung der Divergenzen bei Ammian
und Zosimos mögen in dem einen oder anderen Fall die gravierenden Probleme
der Manuskripttradition ausschlaggebend sein. Gleichwohl kann mit einiger Wahr-
scheinlichkeit davon ausgegangen werden, dass in vielen Fällen der ursprüngliche Text
eruierbar ist und bei Ammian Pirisabora, bei Zosimos bzw. seiner Quelle Eunapios
dagegen abweichend in der Tat Bersabora zu lesen war. Für diese Verschiedenheit sind
zeitgenössische Varianten in der Aussprache des Lateinischen und Griechischen, aber
auch Transkriptionsprobleme für das Persische anzuführen, die etwa dazu führen, dass
man neben Isdigusnas (bei Prokop) die Form lesdegusnaph (bei Menander) etc. hat.
Diese wohl bereits von den zeitgenössischen Informanten zu verantwortenden Unter-
schiede sind aber auch bei der Benutzung einer gemeinsamen Grundquelle durchaus
nicht weiter erstaunlich. Informationen zu den Namensformen oder auch zusätzliche
Aufzeichnungen zum Itinerar können neben der Grundquelle - und die Grundquelle
korrigierend - benutzt worden sein. Libanios beschreibt dieses Procedere der Ein-
holung zusätzlicher Information (Epistula 1220 Foerster, aus der zweiten Hälfte des
Jahres 363): Soldaten, die ihn vorher nicht gekannt hatten, hätten ihm zwar gerade
keinen zusammenhängenden Bericht über den Julianfeldzug, aber unter anderem
(neben Daten und Angaben von Distanzen) „die Namen von Orten“ angegeben.134
Vermutet werden kann, dass der Grundbericht, den Libanios dann später für seine
18. Rede benutzt hat, nur einen Teil der Namen enthalten haben dürfte, während er
dann einen anderen Teil auch von anderswo her in Erfahrung gebracht hat. In anderen
Fällen können aber auch Namen dem Erfindungsreichtum einzelner Autoren, die sich
um die Originalität ihrer Darstellung sorgen, ihre Existenz verdanken.
Der Umstand, dass es erklärungsbedürftige literarische Beziehungen zwischen
Zosimos und Ammian gibt, scheint mir durch die These der gemeinsamen Zeitzeu-
muss, ist ab einer bestimmten Quantität von Übereinstimmungen ausgeschlossen, vgl. Fobbe (2011),
S. 52-54. Das Abhängigkeitsverhältnis zwischen den Texten ist dann entweder als Abschrift in
Täuschungsabsicht (Plagiat) oder als Ergebnis der Provenienz aus einer gemeinsamen Vorlage zu deu-
ten. Es besteht unabhängig davon, ob in einem der miteinander verglichenen Texte weiteres Füllmaterial
benutzt wurde oder nicht.
132 Teilweise auch für Namen römischer Personen, wie Exuperius versus Superantius, siehe dazu Anm. 116.
133 Für Tebethe Tebothon, für Adaarmanes Adormaanes, für Ambaron Abbaron.
134 Durch die Einholung zusätzlicher Namensinformationen und durch gelegentliches Vertauschen
konnte besonders leicht der Eindruck authentischer und unabhängig eingeholter Information erweckt
werden.
 
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