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Carrara, Laura [Hrsg.]; Meier, Mischa [Hrsg.]; Radtki-Jansen, Christine [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 2): Die Weltchronik des Johannes Malalas: Quellenfragen — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.51242#0248
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Diplomaten und Anekdoten

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schreiben zwischen Sassaniden und Römern bestätigt.47 Für die weiteren Schreiben
lässt sich die Echtheitsfrage anhand des Stils der nur kurzen und nicht zweifelsfrei
identifizierbaren wörtlichen Zitate weniger gut bewerten, doch spricht alleine ihre
dichte Abfolge dafür, Malalas’Angaben ernst zu nehmen: Zwischen den Abschnitten
XVIII 66 und XVIII 70 nämlich entfalten sich die einzelnen diplomatischen Schritte
praktisch vollständig entlang von Briefwechseln. Dabei werden zwei Mal Aussagen
der Absender in der ersten Person wiedergegeben.48 Man kann sich nur schwer vor-
stellen, dass nicht auch diese Darstellung auf tatsächliche Briefwechsel zurückgehen
soll. Malalas selbst oder sein Vorlagengeber müssten demzufolge Einsicht in eine
ganze Reihe von inhaltlich zusammenhängenden Briefen gehabt haben. Dass hier
der Chronist selbst aufgrund seiner möglichen administrativen Tätigkeit gut infrage
kommt, liegt auf der Hand.
Wie bereits angedeutet, lässt sich die Darstellung der Ereignisse von 529 bis 532 in
der Malalas-Chronik allerdings nicht ausschließlich auf Briefe zurückführen. Malalas
zeichnet die Wege der einzelnen Diplomaten genau nach und verteilt die einzelnen
Schritte (offenbar selbständig) chronologisch über sein Werk. Er erläutert zudem Zu-
sammenhänge wie die Ursachen für Kavadhs Rücktritt vom ersten Friedensvertrag
530 und die anschließende diplomatische Offensive Justinians gegenüber den Auxu-
miten. Gerade hier liegt besonders offen, dass auch andere Formen von Berichten in
die Darstellung eingeflossen sind: Wie Scott gezeigt hat, liegt an dieser Stelle wahr-
scheinlich ein Augenzeugenbericht zugrunde.49 Für die verschiedenen Berichte über
das Kampfesgeschehen lässt sich eine solche Herkunft ebenfalls nahelegen, nehmen
sie doch, wie bereits gezeigt, regelmäßig die Perspektive der diplomatischen Akteure
ein bzw. werden Passagen sogar konkret als Berichte betitelt. Gerade auch hier nimmt
der Sondergesandte Herrnogenes eine besondere Rolle ein.
Der magister officiorum Hermogenes, so kann man als fünfte und letzte Beobach-
tung festhalten, ist die Person, bei der die Fäden der gesamten Darstellung immer
wieder zusammenlaufen. Obgleich Rufinus meist als direkter Ansprechpartner bzw.
Audienzgast von Kavadh und Chosrau erscheint, tritt uns Hermogenes als ein offen-
bar langfristig in den östlichen Provinzen weilender Offizieller entgegen, der maß-
geblich in das diplomatische und militärische Geschehen involviert ist und der dabei
nicht nur Berichte verfasst, sondern über den auch mindestens Teile des Briefverkehrs
wie auch der eigentlichen Verhandlungen abgewickelt werden.50 Als erfolgreiche
47 Tübinger Online-Kommentar zur Chronik des Johannes Malalas, Buch 18, Kapitel 44 und 53 (<http://
www.haw.uni-heidelberg.de/forschung/forschungsstellen/malalas/online-kommentar.de.html>, letzter
Zugriff 10.11.2016).
48 Malalas, ChronographiaXVIII 68 (S. 393,89-90 Thurn): ού τολμώμεν τα προς ύμάς καταφθάσαι;
XVIII 68 (S. 393, 94_9b Thurn): ήμεΐς ούκ έπιτρέπομεν τοΐς ήμετέροις πρεσβευταΐς προς
ύμάς καταλαβεΐν ούτε γάρ έπιστάμεθά σε βασιλέα Περσών.
49 Scott (1992), S. 162-163 legt anhand von Vergleichsbeispielen innerhalb der Chronographia nahe, dass
Malalas Zugriff z.B. auf ein Zeremonienbuch wie dasjenige des Petros Patrikios gehabt haben muss.
50 Vgl. dazu auch Chronographia XVIII 68 (S. 393,93 Thurn): Chosrau schickt einen Brief vermittels (διά)
Hermogenes; XVIII 69 (S. 394, 9-12 Thurn): Justinian übermittelt Hermogenes die Anweisung, einen
Waffenstillstand abzuschließen.
 
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