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Carrara, Laura [Hrsg.]; Meier, Mischa [Hrsg.]; Radtki-Jansen, Christine [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 2): Die Weltchronik des Johannes Malalas: Quellenfragen — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.51242#0342
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Theosophische Weissagungen bei Malalas

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länger ist. Kedrenos, dessen Fassung des Spruchs der des Malalas ähnelt, nennt Euse-
bios als Quelle, was sich leider nicht verifizieren lässt.60
Die meisten anderen Malalas-Sprüche finden sich in der theosophischen Samm-
lung ω. ω ist ein Archetyp, den Erbse konstruiert.61 ω ist demnach das älteste Corpus,
das die Theosophie rezipiert, und datiert nach 51262 und vor 528 (das Jahr, in dem Mala-
las laut Erbse mit der Abfassung seiner Chronik begann). Der Archetyp ω werde laut
Erbse am besten von der Handschrift Σ aus dem 8./cy Jahrhundert repräsentiert, die
zwar gekürzt, aber wenig verändert sei.63 Der relevante Abschnitt ist mit Συμφωνία
έκ των παλαιών φιλοσόφων των Ελλήνων betitelt. Handschrift Σ enthält fol-
gende drei Sprüche, die sich auch bei Malalas finden:
Chronographia II 4: von Hermes Trismegistos {Theosophia II 32-33, 35 Beatrice;
Thesauri minores ωι Erbse). Laut Erbse wurde Kyrill in Sammlung ω rezipiert, die
wiederum vom Ur-Malalas benutzt wurde.64
Chronographia IV 8: an die Argonauten {Thesauri minores C09 Erbse). Allerdings
gehören Malalas und Σ zu verschiedenen Überlieferungssträngen, die sich in der Loka-
lisierung des Orakelspruchs unterscheiden: hier Kyzikos, dort Athen. Erbse ergänzt Σ
aus der Tübinger Theosophie und gewinnt so den Archetyp 0)9, der beide Orte enthält.65
Chronographia VII 15: von Platon {Theosophia II 38 Beatrice; Thesauri minores ωμ
Erbse, ohne Verweis auf Malalas).66
Erbses Angabe, die Sammlung ω sei von Malalas in den Büchern I-IV benutzt
worden,67 ist also zu korrigieren, weil sie die Prophetie Platons in Buch VII der Chro-
nographia übersieht.
Thesauri Minores CO14,16 und 17 Erbse finden sich nicht in Σ, weshalb ihr Heraus-
geber sie als fragmenta addubitata einstuft. Malalas bezeugt sie zuerst; keine Orakel-
sammlung in griechischer Sprache enthält alle drei zusammen:
Chronographia II 2: an Thulis {Thesauri minores ωιό χΐ5 Erbse; Theosophia I 49 Be-
atrice)
Chronographia II 14: von Sophokles {Thesauri minores ωιχ Erbse; Theosophia II 54
Beatrice)
Chronographia III 13: an Petissonios {Thesauri minores 0)14 %5 π3 μχ Erbse; Theoso-
phia I 50 Beatrice)
60 Georgius Cedrenus, Historiarum compendium 211.2 Tartaglia. Caire (2016) S. 233-234 gibt zu be-
denken: Wenngleich das erhaltene Corpus des Eusebios die Verse nicht enthält, findet sich darin doch
die Oratio ad sanctorum coetum, in der das in Vergils vierter Ekloge angekündigte Kind erstmals mit
Jesus Christus identifiziert wird.
61 Erbse (1995), S. XXIV
62 Die Quelle, auf die C013 (= Σ15) zurückgeht, sei so zu datieren. Beatrice (2001), S. Iv weist Erbses
Chronologie zurück - freilich ohne Argumente.
63 Erbse (1941), S. 103 und S. 202-208. Σ = Vaticanus Graecus 2200, ff. 444-454.
64 Vgl. Erbse (1941), S. 104-111 und Erbse (i995),XLI-XLII mit Stemmata.
65 Erbse (1941), S. 117-121 und Erbse (1995), S. 100.
66 Die Bezeugung des Platon-Spruches bei Malalas notiert weder Erbse (1941), S. 139-140, noch
Erbse (1995), S. 96, aber Brock (1983), S. 239 Anm. 71.
67 Erbse (1941), S. 145.
 
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