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Internationale Tagung "Die Weltchronik des Johannes Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur" <2016, Tübingen>; Borsch, Jonas [Hrsg.]; Gengler, Olivier [Hrsg.]; Meier, Mischa [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 3): Die Weltchronik des Johannes Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2019

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II. Memoria und Kaisertum
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Brennecke, Hanns Christof: Hagiographie als Kaisermemorie - Kaiser Zenon in der Vita Danielis
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https://doi.org/10.11588/diglit.61687#0120
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Hagiographie als Kaisermemorie - Kaiser Zenon in der Vita Danielis

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sehe Heimat verlassen und im Exil im Osten leben musste,80 war Zenons Henoticon
natürlich häretisch und eine Verleugnung der Beschlüsse der Synode von Chalkedon.
Zenon ist für ihn im Grunde ein Usurpator, der gegen die consuetudo zum Kaiser
gemacht worden war.81 Nur bei Victor findet sich die Behauptung, dass Zenon seinen
Sohn Leo ermorden wollte, um dadurch an die Macht zu kommen, dass ihm aber
von seiner Frau Ariadne, der Tochter des Kaisers Leo, seines Vorgängers, ein anderer,
ähnlich aussehender Knabe untergeschoben wurde, den er ermorden ließ. Der wahre
Kaiser Leo, so Victor, habe noch incognito in einem Kloster in Konstantinopel bis in
die Zeit Justinians gelebt.82 Natürlich soll auf diese Weise vor allem auch die Herr-
schaft Justinians als illegitim erscheinen.
Umso mehr erstaunt, dass im Breviarium des Afrikaners Liberatus,83 der ebenfalls
noch zur Zeit der Herrschaft Justinians in Konstantinopel sein Werk verfasste, diese
Sicht seines aus Afrika vertriebenen Kollegen keine Rolle spielt. In seiner Darstellung
über das akakianische Schisma,84 in der er bekanntlich die römische Position gegen
Konstantinopel vertritt, wird Zenon eigentlich nicht kritisiert und ganz und gar nicht
als Häretiker charakterisiert, sondern allein Akakios, wie Hartmut Leppin jüngst aus-
führlich und überzeugend gezeigt hat.85 Auch in den wohl von Gelasius I. vor sei-
nem Episkopat verfassten Gesta de nomine Acaci^ die Bruno Bleckmann als wichtige
Quelle des Liberatus hat erweisen können,87 spielt weder eine kirchenpolitische Kritik
an Zenon eine Rolle, noch wird er sonst negativ gezeichnet.
Die byzantinische Überlieferung, dazu gehört auch die Kirchengeschichte des
Euagrios, sieht in Zenon in erster Linie einen feigen, geldgierigen und brutalen Bar-
baren, die antichalkedonensische dagegen den die Rechtgläubigen verfolgenden Hä-
retiker, die lateinische wiederum ist nicht eindeutig. Als Häretiker sehen ihn afrikani-
sche Theologen, die im Dreikapitelstreit in Opposition zur Kirchenpolitik Justinians
standen wie Victor von Tunnuna.88 Liberatus teilt diese Sicht nicht, der Anonymus
Valesianus dagegen, dessen Quellen wir nicht kennen, sieht Zenon im Ganzen eher
positiv.

80 PLRE IIIB, S. 1373; Geerlings (2002), S. 717.
81 Victor Tunnunensis, Chronicon (S. 13,203 Cardelle de Hartmann): Zenon a Leone Augustofilio in Septimo
contra consuetudinem coronatur.
82 Victor Tunnunensis, Chronicon (S. 14, 206 Cardelle de Hartmann): Zenon imperator querens Leonern
Augustum proprium filium occidere et eins imperium peruadere, alium pro eo eins uxor Arriagne Augusta si-
milem puerum ad mortem obtulit et Leonern eundem Augustum occulte totondit eum que clericum unius ecclesie
Constantinopolitanefecit. Qui Leo usque ad lustiniani tempora principis uixit.
83 Liberatus, Breviarium-, vgl. dazu die Beiträge der von Volker Henning Drecoll und Mischa Meier ver-
anstalteten Tübinger Liberatus - Tagung im April 2009 in: Zeitschrift für antikes Christentum 14
(2010), S. 4-249.
84 Liberatus, Breviarium 15-18; dazu Brennecke (2010).
85 Leppin (2010).
86 Collect™ Avellana 99.
87 Bleckmann (2010).
88 Vgl. auch Facundus Hermianensis,pro Defensione XII 4; ders., contra Mocianum Scholasticum 11; 13; 18;
64.
 
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