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Internationale Tagung "Die Weltchronik des Johannes Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur" <2016, Tübingen>; Borsch, Jonas [Hrsg.]; Gengler, Olivier [Hrsg.]; Meier, Mischa [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 3): Die Weltchronik des Johannes Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2019

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V. Memoria unter Justinian
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Gengler, Oliver: Memoria und Gesetzgebung: Vergangenheit und Gegenwar in den Justinianischen Novellen
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https://doi.org/10.11588/diglit.61687#0245
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Olivier Gengier

gen.9 Ihre Geschichte wird meist lobend wiedergegeben und in Bezug auf die ferne
Vergangenheit bzw. auf den Ursprung des Römischen Reiches betrachtet. So z.B. in
der Nov. 25: Lykaonier und Römer (durch die Oinotrier) haben einen gemeinsamen
Vorfahren, nämlich den Arkadier Lykaon, noch in einer Zeit vor Äneas und Romulus.
In der Nov. 29: Paphlagonien ist das Mutterland von Aquileia, der größten Stadt des
Westens und Kaiserresidenz.
Die Nov. 30 baut ihr Argument auf den Namen von Cäsarea auf:
πόλιν παρέχεται μεγίστην τήν του φ Αοτάτου Καίσαρος ήμΐν έπώνυμον
του δόντος αρχήν αγαθήν τή καθ' ήμάς μοναρχία, δέ ον εν άπασι τοΐς
τής γής έθνεσιν όνομαστότατόν έστι τό του Καίσαρος όνομα καί ώπερ
ήμεΐς άντ' άλλου τίνος των τής βασιλείας συμβόλων σεμνυνόμεθα.
[Das Land] hat eine große Stadt, welche den uns geliebten Namen Cäsars trägt,
der eine gute Grundlage für unsere Herrschaft geschafft hat, wodurch der Name
Cäsars bei allen Nationen der Erde der berühmteste ist und unter allen Zeichen
unserer Majestät unser größter Stolz ist.10
Der Name Cäsars verbindet Kappadokien mit Rom, aber auch mit Justinian, der auch
den Namen bzw. den Titel Cäsar trug. Der Satz führt somit zeitlich von der Gegen-
wart bis zum Anfang der römischen Kaiserherrschaft, und von dahin zurück zur Ge-
genwart, und räumlich von Kappadokien über das römische Reich und die ganze Welt
wiederum zurück zu Justinian. Jedoch bleibt die Zeit der Äußerung selbst erkennbar:
τού φιλοτάτου Καίσαρος ήμιν..., τή καθ' ημάς μοναρχία, ημείς ...
Wie dieser Text zeigt, verbindet die kaiserliche Rhetorik den Hinweis auf die Ver-
gangenheit und auf die Ferne mit dem hic et nunc der römischen Identität und der
Gegenwart. So wird das alte Rom durch die Wiederverwendung antiker Amtstitel als
Paradigma für die Zeit Justinians dargestellt. Dieses historische Argument findet sich
nur in jenen Gesetzestexten, die einen neuen Titel einführen, nämlich in den Nov. 24,
28 und - wahrscheinlich - 41, soweit die uns erhaltene Zusammenfassung dieser No-
velle es erkennen lässt. Die Nov. 24 bietet die umfangreichste historische Vorstellung
eines solchen Titels. Sie wird durch ein allgemeines Argument eingeleitet:
Καί τούς πάλαι 'Ρωμαίους πεπιστεύκαμεν ούκ αν ποτέ δυνηθήναι
τοσαύτην πολιτείαν εκ μικρών καί ελάχιστων αρχών συστήσασθαι
καί πάσαν έξ αυτής τήν οικουμένην, ώς είπεΐν, προσλαβεΐν τε καί
καταστήσασθαι, εί μή μείζοσινάρχουσιν ένταϊς έπαρχίαις πεμπομένοις
σεμνότεροι τε έντεύθεν έφάνησαν καί παρέσχον αύτοΐς έξουσίαν
όπλων τε καί νόμων, καί προς έκάτερον είχον αυτούς έπιτηδείους τε
καί άξιοχρέους καθεστώτος.

9 Siehe die systematische Analyse von Maas (1986), S. 19-25 mit der Schlussfolgerung (S. 24): „the pre-
faces use historical data selectively to pinpoint and describe, and even invent if necessary, past circum-
stances supposedly parallel to those of the present, circumstances that would be appropriate and bene-
ficial to imitate“.

10 Nov. 30 pr. (S. 224,7-12 Schöll/Kroll), Übersetzung Freiesleben, mit Modifikationen.
 
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