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Internationale Tagung "Die Weltchronik des Johannes Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur" <2016, Tübingen>; Borsch, Jonas [Hrsg.]; Gengler, Olivier [Hrsg.]; Meier, Mischa [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 3): Die Weltchronik des Johannes Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2019

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VI. Die Chronik als Memorialgattung
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Scardino, Carlo: Historische und Theologische Diskurse in den Lateinischen Chroniken des 5. und 6. Jh. n. Chr.
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https://doi.org/10.11588/diglit.61687#0283
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Carlo Scardino

für diese Thematiken. Prosper erwähnt auch die Erklärung der Lehre zur Häresie
(c. 1266) und die erfolgreiche Bekämpfung ihrer Anhänger in Britannien (c. 1301). Da-
neben wird über die Verfolgung der Manichäer berichtet. Papst Leo veranlasste diese,
„alle Schändlichkeiten ihrer Lehre zu verdammen und zu verraten; ihre Schriften, von
denen große Massen konfisziert worden waren, wurden verbrannt“ {omnes dogmatis
sui turpitudines et damnare fecit etprodere incensis eorum codicibus, quorum magnae moles
fuerant interceptae c. 1350). Im Nachsatz lobt Prosper ausdrücklich die seiner Meinung
nach göttlich legitimierten Maßnahmen gegen die Manichäer, die auch im Osten
Nachahmer fanden, als für Rom und die Welt nützlich: „Diese Sorgfalt, die dem hei-
ligen Mann, wie es schien, von Gott eingegeben worden war, nutzte nicht allein der
Stadt Rom stark, sondern auch dem ganzen Erdkreis, weil durch die Geständnisse der
in Rom Ergriffenen ans Licht gebracht wurde, welche ihrer Lehrer, welche Bischöfe
und welche Priester sich in welchen Provinzen oder Städten aufhielten“ {quae cura
viro sancto divinitus, ut apparuit, inspirata non solum Romanae urbi, sed etiam universo
orbi plurimum profuit, si quidem confessionibus in urbe captorum, qui doctores eorum, qui
episcopi quive presbyteri in quibus provinciis vel civitatibus degerent, patefactum sit\
Auch Hydatius beschäftigt sich detailliert mit der in seiner Heimat virulenten
Häresie des Priscillianus, die für ihn gnostisch ist und die er als Irrlehre {pravitas)
verdammt (c. 13). Im gleichen Kapitel berichtet er über den Misserfolg dieser Lehre
bei den übrigen Kirchenleuten; ebenso wird von der Absetzung des Priscillianus als
Bischof und seiner durch den Usurpator Maximus veranlassten Hinrichtung berich-
tet (c. 16). Nochmals äußert sich Hydatius negativ über diese Häresie {haeresem ...
blasphemissimam) anlässlich der Bischofssynode von Toledo (c. 32). Die Häresie der
Pelagianer erwähnt er bei seinem Lob des Hieronymus, den er als wichtigen Gegner
dieser Sekte anführt: „Zuletzt rieb er die Sekte der Pelagianer mitsamt ihrem Urhe-
ber mit dem stählernen Hammer der Wahrheit auf. Gegen diese und gegen andere
Häretiker sind seine äußerst bewährten Werke erhalten“ {ad ultimum Pelagiani sectam
cum eiusdem auctore adamantino veritatis malleo contrivit. adversum hos et adversum alios
haereticos exstant eiusprobatissima monimenta c. 59).
Marcellinus berichtet dagegen vor allem über die Häresien und Konflikte, die im
Osten des Reichs verbreitet waren: So bespricht er recht ausführlich das auch von Pro-
sper (c. 1220) kurz erwähnte Schicksal des auf Betreiben seiner Rivalen und gegen den
Willen des Kaisers nach Armenien verbannten Johannes (ad. an 398 und 403). Nach
seinem Tod bewirkte ein als Zeichen gedeutetes Feuer, das vom ehemaligen Thron des
Johannes ausging und die ganze Kirche niederbrannte {ecclesiam Constantinopolitanam
flamma ignis, quae de beati Iohannis throno quondam episcopi nata fuit, subito conflagrauit
vicinamque ecclesiae urbisfaciem serpens nihilo minus exussit ad an. 404), dessen Rehabili-
tation und die Festlegung eines Gedenktags am 26. September {beatissimi Iohannis epis-
copi, dudum malorum episcoporum invidia exsulati, apud comitatum coepit memoria celebrari
mense Septembrio die XXVI ad. an. 428). Natürlich berichtet er ebenfalls mit Verwen-
dung emphatischer rhetorischer Mittel (Antithese, Chiasmus) negativ über Nestorius,
der zwar ziemlich redegewandt, aber zu wenig klug war {vir satis quidem eloquentiae,
sapientiae vero parum ad. an. 428) und der nicht auf Papst Caelestinus’ Forderung zur
 
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