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Fussman, Gérard ; Hinüber, Oskar von ; Höllmann, Thomas O. ; Jettmar, Karl ; Bandini, Ditte ; Bemmann, Martin [Bearb.]
Die Felsbildstation Shatial — Materialien zur Archäologie der Nordgebiete Pakistans, Band 2: Mainz, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.36948#0072
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Eine vorerst als Phallos bezeichnete Gravur (29:5), die aus einem Dreieck besteht, das an jeder Ecke ei-
nen Kreis aufweist, könnte unter Umständen auch ein Tamga sein, wie es bei Solomonik^ und Dra-
cuk"^ abgebildet ist. Drei in Form eines Dreiecks eingepickte einzelne Punkte (Abschnitt 18) könnten,
wie eine Abbildung bei Dracuk zeigt, als türkisch-mongolisches Tamga zu interpretieren sein.^ Das
gleiche gilt für das 'Unklar' 125:6, das an ein kusänisches Tamga erinnert."^ Die genannten Beispiele
dürften genügen, um zu zeigen, wie unsicher die Zuordnung bzw. Identifikation von Gravuren sein kann,
die eine simple und deshalb nicht eindeutig ansprechbare Struktur aufweisen.
Mit Sicherheit um Tamgas handelt es sich bei 27:8 und 27:9, da die Gravuren direkt neben dem Tamga
27:10 angebracht sind und in offensichtlichem Zusammenhang mit diesem stehen. Da darüber hinaus auf
dem Stein zwei sogdische Inschriften sowie unmittelbar bei diesen Tamgas eine baktrische Inschrift einge-
ritzt wurden, können sie wohl demselben kulturellen Raum zugeordnet werden.
Zusammenfassend läßt sich sagen, daß die meisten Tamgas, zu denen Parallelen existieren, auf den zen-
tralasiatischen Raum hinweisen, einige direkt auf die Sogdier deuten, und andere als Zeichen der Weißen
Hunnen bekannt sind.
Über den Anlaß, aus dem Tamgas in Felsen geritzt wurden, lassen sich nur Mutmaßungen anstellen, da
ihnen offenbar ganz unterschiedliche Bedeutung zukam.^ Am wahrscheinlichsten dürfte indessen sein,
daß sie als Sippenzeichen oder, weiter gefaßt, als Ausdruck einer bestimmten ethnischen Zugehörigkeit
in die Felsen geritzt wurden.^ Einige Tamgas, z.B. diejenigen auf Stein 27 und 34, könnten zu einer
der nebenstehenden Inschriften gehören, so vor allem Tamga 27:9 zur baktrischen Inschrift 27:3 und
Tamga 34:166 zur sogdischen Inschrift 34:66.
Die eindeutigen Tamgas stammen höchstwahrscheinlich durchweg aus der Zeit der Inschriften, also aus
dem Zeitraum zwischen dem 4. und dem 6. Jh. n. Chr. Das gleiche gilt auch für die meisten mutmaßli-
chen Tamgas. Lediglich einige wenige (z.B. 5:51; 30:25) lassen sich nicht genauer datieren, weil in ihrer
unmittelbaren Nähe keine Inschriften Vorkommen.

25. Unklar (Tafeln 35-37)
Die 120 Gravuren, die als 'Unklar' bezeichnet werden mußten, sind gleichmäßig über die ganze Station
verteilt. Wie für die unklaren Zeichnungen der Felsbildstation Oshibat gilt auch hier, daß in diese Grup-
pe nicht nur solche Ritzungen fallen, die 77er 3C nicht näher bestimmt werden können, sondern auch sol-
che, die zu abgerieben sind, um eine Identifikation zu erlauben. Dies gilt auch für unvollendet gebliebene
und daher unbestimmbare Gravuren.
Bei einigen Zeichnungen wurden in der Beschreibung Deutungen vorgeschlagen, doch scheinen diese je-
weils zu schwach, um als gesichert gelten zu können. Wie in Abschnitt 24 bereits ausgeführt, könnten bei-
spielsweise einige Gravuren dieser Gruppe durchaus Tamgas darstellen (z.B. 5:48; 63:2; 125:6). Um einen

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SOLOMONIK 1959: 105.
DRACUK 1975: Tafel XI, Nr. 892.
DRACUK 1975: Tafel XXIV, Nr. 64; ders. 1972: Abb. 9.
Vgl. GÖBL 1993: Tafel 33, Nr. 17.
Hierzu GÖBL 1967: Bd. 2, 202ff. und DRACUK 1972: u.a. 216.
Hierzu DRACUK 1972: 216f., der erklärt, Tamgas seien auch "mechanisch" auf einen Gegenstand geritzt worden, ohne daß
damit eine bestimmte Absicht verbunden gewesen sei; zur Bedeutung der Tamgas WERNER 1994: 281.
 
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