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Beschreibung des Materials

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1.2 Gehörntes(?) anthropomorphes Wesen (Tafel 1)
Nur zwei Gravuren fallen unter diese Kategorie, die zum ersten Mal für die Publikation der Station Hodar
eingeführt wurde.^ Beide finden sich auf Stein 48 (Gravuren 33 und 34) und bilden zusammen eine wohl von einer
Hand stammende Gruppe (48:1, Tafel 38). Zwei weitere Gravuren aus der Kategorie der Krieger (3:3 und 71:1)
könnten ebenfalls hörnerartige Kopfbedeckungen tragen.
Es sind einfache, nur flüchtig ausgeführte Strichzeichnungen, die von älteren und jüngeren Tiergravuren umgeben
sind.
Die erste Figur (48:34) hält in der ausgestreckten linken Hand einen Gegenstand, der am ehesten als Kugelbogen
(pers. Awztm gnrM/za) identifiziert werden kann.^ Diese Waffe wird heute noch in der Region besonders zur
Vogeljagd verwendet. Typisch und in der Zeichnung erkennbar ist die Doppelsehne, in deren Mitte eine Lasche
aus Leder oder Stoff eingehängt ist. In diese wird der abzuschießende Stein eingelegt V Der von der rechten Hand
herabhängende Gegenstand ist nicht zu identifizieren. Es könnte sich aber z.B. um einen Beutel mit dem
Steinvorrat handeln.^ Auf dem Kopf der Figur sind deutlich zwei 'Homer' eingezeichnet. Der Eindruck erinnert
an die Fuchsmasken, die von den Einheimischen besonders auf der Jagd nach dem Steinhuhn (H/gcOrA c/rn/mr
c/rnkar) getragen werden.^
Die andere Figur steht rechts unterhalb der ersten. Bei ihr ist die linke Hand nach unten gebogen. Darunter sind
einige Punkte eingezeichnet. Der andere Arm ist ausgestreckt. Es handelt sich vielleicht im Zusammenhang mit
der ersten Gravur um einen Steinschleuderer bzw. -werfer. Die einzelnen Punkte könnten dann als sein Vorrat an
Kieselsteinen interpretiert werden. Ein etwas entfernter einzelner Punkt könnte einen abgeworfenen Stein
darstellen. Auf dem Kopf sind 'Hörner' eingezeichnet, die teilweise geweihartig verzweigt sind. Auch hier wäre
eine Jagdmaske mit schamanistischem Hintergrund vorstellbar.
Die beiden Gravuren weisen eine mittlere Repatinierung auf, was für eine Datierung in buddhistische Zeit
sprechen würde. Da die Zeichnungen jedoch nur schwach eingepickt wurden, d.h. die Originalpatina des Steines
u.U. nicht vollständig entfernt wurde und die Gravuren dadurch dunkler erscheinen, könnte auch ein späteres
Datum angenommen werden.
1.3 Jäger (Tafel 1)
Insgesamt zehn Felszeichnungen von bewaffneten Menschen werden als Jäger bezeichnet, da sie im Zusammen-
hang mit Tieren wiedergegeben wurden. Meist sind diese Gravuren Bestandteil von Jagdszenen. Einige der
sogenannten 'Krieger'"° können ebenfalls Jäger darstellen, besonders wenn es sich um Bogenschützen handelt
(z.B. 57:13). Aber auch Darstellungen von unbewaffneten Menschen (Treiber?), gehömten(?) anthropomorphen
Wesen und Reitern können im weitesten Sinne zu den Jägern gerechnet werden, wenn sie in entsprechendem
Zusammenhang stehen (vgl. Szene 46:A). Die Darstellungen von Jägern finden sich über die ganze Station
verstreut, konzentrieren sich aber auf Stein 48 mit fünf Exemplaren. Mit einer Ausnahme (48:25) handelt es sich
durchweg um einfache Strichzeichnungen, die kaum Details wie etwa Kleidung erkennen lassen.
Ob die Waffen in der rechten oder linken Hand gehalten werden, läßt sich kaum entscheiden, da durch die
Schlichtheit der Darstellungen nicht erkennbar ist, ob der betreffende Jäger dem Betrachter zugewandt ist oder ihm
den Rücken zukehrt. Maßgeblich für den Zeichner war die Richtung, in die der Pfeil abgeschossen werden sollte.
Einzig bei 48:25 ist davon auszugehen, daß der Bogen in der linken Hand gehalten wird.

45 BANDINI-KÖNIG 1999: 11 ff
46 Zum Kugelbogen ln Europa und Asien siehe CREDLAND 1975 und ders. 1978. - Für den Literaturhinweis ist M. Müller,
Alkmaar zu danken.
47 CREDLAND 1975: 19, hg. 2.
48 CREDLAND 1975: 13, fig. 1.
49 JETTMAR 1993a: 33; BANDINI-KÖNIG/BEMMANN/HAUPTMANN 1997: 48f., fig. 4.
50 Siehe Abschnitt 1.4.
 
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