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Beschreibung des Materials

29. Szene (Tafeln 32-45)
Die 22 szenischen Darstellungen in Dadam Das gliedern sich in 14 Jagd-, vier Kampf-, zwei Tierszenen und je
eine Trink- und Verehrungsszene. Wie die Gruppen finden sie sich in allen Teilen der Station.
In der Regel bestehen die Jagdszenen aus mindestens einem (bewaffneten) Menschen oder Reiter und einem oder
mehreren Tieren. In einem Fall (8:A) ist es jedoch nur ein heranfliegender Pfeil oder Speer, der zusammen mit
einem Tier die Szene bildet. Fast immer zeigen diese Darstellungen die Jagd auf Caprini. Die aufwendigste Szene
dieser Art ist 46:A, wo sowohl berittene Jäger^ als auch unbewaffnete Treiber bei der Jagd auf Steinböcke und
Markhore wiedergegeben werden. Daß dabei die Steinböcke oberhalb der Markhore angeordnet wurden, ist eine
Wiedergabe der tatsächlich in der Natur zu beobachtenden Verhältnisse, da die Steinböcke wesentlich höher
gelegene Regionen aufsuchen als die Markhore. Eine Jagd auf einen kapitalen Caprinus, wo Hunde dem Jäger das
Tier zutreiben, zeigt die Szene 78:A. Zumindest bei 48:X ist die Jagdszene erst durch die spätere Hinzufugung
eines Jägers gebildet worden.
Vier Kampfszenen zeigen die Auseinandersetzung zwischen zwei Kriegern (2:A, 37:A und 100:A) bzw. zwei
Reitern und einem Krieger (17:A).
Die beiden Tierszenen haben unterschiedliche Sujets. Während die Szene 48:L das häufige Motiv eines einen
Caprinus angreifenden Raubtieres wiedergibt,^ zeigt 57 :A den Kommentkampf zweier nicht näher bestimmbarer
Caprini^* mit mächtigem Gehöm.
Die unter den Gravuren am Oberen Indus einzigartige Trinkszene 48:L wurde schon im Abschnitt 1.6 behandelt.
Durch die spätere Hinzufügung einer einfachen Strichzeichnung eines Mannes neben dem Stupa 16:1 sollte mög-
licherweise eine Verehrungsszene geschaffen werden. Durch die räumliche Position der beiden Gravuren ist
jedenfalls klar, daß sie in Beziehung zueinander gesetzt werden sollten.

30. Allgemeine Bemerkungen zu den Inschriften
Mit fast 170 Beispielen stellen die Inschriften fast ein Viertel aller Gravuren in Dadam Das. Den größten Anteil
haben darunter diejenigen in Brähmi (93). Die 55 sogdischen und zwei baktrischen Inschriften bilden nach Shatial
das zweitgrößte Vorkommen iranischer Schriftzeugnisse am Oberen Indus. Daneben wurden noch 13 Kharosthi-,
fünf unbestimmbare, eine Pseudo- und eine Urdu-Inschrift registriert. Es fehlen mittelpersische, chinesische und
Inschriften in Proto-Säradä. Während sich die Brähmi- und Kharosthl-Inschriften in allen Teilen der Station
finden, sind die iranischen ausschließlich im Zentrum konzentriert.^
Bis auf wenige Ausnahmen enthalten die Inschriften nur Namen, die, wie dies auch in anderen Felsbildstationen
zu beobachten ist, sehr häufig im Genitiv stehen, ohne daß eine benachbarte Gravur vorhanden wäre, auf die dieser
sich beziehen könnte. Von Hinüber schlägt vor, daß der Genitiv möglicherweise auf die Inschrift selbst verweist,^
d.h. daß sich die in der Inschrift genannte Person auch als deren Schreiber ausgibt. Eine andere Erklärung könnte
jedoch sein, daß diese Inschriften auf Steinen angebracht wurden, an denen man während der Rast sein Gepäck
niederlegte, und daß auf diese Weise das persönliche Eigentum markiert wurde.

353 Zur Jagd auf den Steinbock zu Pferde siehe BANDINI-RÖNIG 1999: 86.
354 Vgl. BANDINI-KÖNIG 1999: 87.
355 Vgl. vier solcher Darstellungen in Hodar Szene 81:A.
356 Für die iranischen Inschriften gilt ansonsten das bei der Bearbeitung der Station Shatial gesagte: SlMS-WlLLlAMS 1997: 62ff.
357 Siehe unten Beitrag von Hinüber.
 
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