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Zu den Kharosthi-lnschriften

in -s-<2/7?<3^<? (53:1) scheint nicht als Endung des Genitiv Singular fungiert zu haben, der Lautwert von -y ist
jedoch unklar.'* ln den Kharosthi-lnschriften können zwei oblique Formen eines Demonstrativpronomens mit zGa-
identifiziert werden: /wawa (48:97) ist die normale Form des Demonstrativpronomens im Genitiv Singular, aber
hna/zz' (37:18) ist weniger klar."' Die Endung -h bei ahMah' (4:2/5) könnte ein Verb in der dritten Person Singular
oder Plural anzeigen, dessen Wurzel jedoch unklar ist. 7V<3w(/aMz) (53:1) könnte vonpra-vz abgeleitet sein, die
Lesung ist jedoch unsicher und diese Bedeutung im Kontext eher unwahrscheinlich.
Aufgrund paläographischer Kriterien können die Kharosthi-lnschriften von Dadam Das in verschiedene Zeitab-
schnitte zwischen dem 1. und 4. Jh. n. Chr. eingeordnet werden. Der halb geschlossene Kopf des xa und die relativ
altertümliche Form der anderen Zeichen in (14:5) zeigen, daß diese Inschrift etwas früher als die
anderen Kharosthi-lnschriften anzusetzen und vielleicht in das 1. Jh. n. Chr. zu datieren ist. Die Form des ^ in
(v6)<7z7/z6Ly<3üz vG<3Ä<2) (70:16) könnte auf ein Datum im 1. oder 2. Jh. n. Chr. hinweisen, während der offene Kopf
des .s<3 in a/avaÄ (4:2/5) für einen etwas späteren Zeitansatz spricht. Die kursive Form des xa in (53:1) ist
wohl dem 3. Jh. n. Chr. zuzuordnen, da sie so in Kharosthi-lnschriften der späten Kusäna-Periode häufig auftritt.
Die bemerkenswerte Form des seltenen atAyaras aG in aGva^atyaf (37:15/17) könnte auf eine ungewöhnliche
Strichfolge zurückzuführen sein. Der Schreiber scheint mit der Brähml vertrauter gewesen zu sein als mit der
Kharosthl-Schrift. Da Dovalas Name auch in Brähml geschrieben wurde (37:10 und 24), ist eine Datierung vor
dem 4. Jh. n. Chr. eher unwahrscheinlich.
Das dem Namen Dovala folgende Datum aus dem Jahr 44+ (xa/7? 20 - 20 - 4 + + /) in der Inschrift 37:15/17 ist
wahrscheinlich der Kaniska-Ära zuzurechnen, was auch für andere datierte Kharosthi-lnschriften aus Oshibat,
Alam Bridge und Hunza-Haldeikish anzunehmen istA Ein absolutes Datum für den Beginn dieser Ära steht jedoch
noch immer zur Debatte. Falls dieser mit dem Jahr 78 n. Chr. anzusetzen ist (identisch mit der Saka-Ära), ergäbe
sich ein Datum von 122 n. Chr. Wenn die Zählung jedoch erst mit dem Jahr 127 n. Chr. beginnt (unabhängig von
der Saka-Ära), wäre das Datum 171 n. ChrA Obwohl keines dieser beiden Daten aufgrund der paläographischen
Merkmale der Kharosthl-Inschrift ausgeschlossen werden kann, wäre eine zeitliche Zuweisung der gleichzeitig
angefertigten Brähml-Inschrift des Dovala in das 2. Jh. zu früh. Die Inschriften des Dovala liefern daher ein starkes
Argument dafür, daß bei datierten Kharosthi-lnschriften in Nordpakistan Hunderterzahlen weggelassen wurden A
Wenn Ziffern für 100 oder vielleicht sogar 200 ergänzt werden können, würden die daraus resultierenden Daten
im 3. oder 4. Jh. diese Inschrift wesentlich näher an die Zeit bringen, in der man eine Verwendung von Kharosthl
und Brähml nebeneinander erwarten würde. Datierungen in das 4. Jh. sind für Kharosthi-lnschriften am Oberen

15 Der Kharosthl-Buchstabe y ist eine diakritisch modifizierte Form des die häufig in Zusammenhängen auffaucht, in denen man
eine Genitiv-Singutar-Endung erwartet (entsprechend skt. -yya). Häufig attemiert sie jedoch mit normalem manchmal
entspricht es einem intervokaiischen -/A- oder GA- (SALOMON 1999: 121; SALOMON 2000: 85), oder es wird anstelle eines ^ bei
Vokalen wie -e verwendet (BROUGH 1962:67).
16 Man kann GnA/ mit dem Ga/Gi/ -M/ngAara/Tm in der Inschrift des Patika auf einer Kupferplatte aus Taxila vergleichen (S. Ko-
now (1929: 28) merkt an, daß -/w// von Bühler als -A/ gelesen wurde.), sowie mit /masTm im Niya-Dokument 511
(BOYER/RAPSON/SENART 1927: Vol. 2, 185-186). ZG oder /G sind jedoch als Lokative des Demonstrativpronomens im Sin-
gular gebräuchlicher. Bei einem Instrumental Plural würde man eher eine Endung -cA/ als -nAI erwarten.
17 Oshibat: 18:20 (^nw 20 - 20 - 20 - 20 ...) und 18:75 (... 20 - 20 - 20 /?7); Alam Bridge: 7 Kharosthi-lnschriften mit Daten
zwischen den Jahren 4 und 89 (FUSSMAN 1978; HUMBACEt 1980; NEELIS 2001: 322); Hunza-Haldeikish: 13 Kharosthi-
lnschriften mit Daten zwischen den Jahren 9 und 90 (DANt 1985 und 1987; NEELIS 2001).
18 H. Falk (2001a) argumentiert für einen Beginn der von Kaniska eingeführten Ära im Jahre 127 aufgrund einer Formel zur
Berechnung des aktuellen Datums nach der "number of years that have passed of the Kosänas" (AoGGgainAGx<GzAA.G) und
"the time of the Sakas" (AnGw GAmm/n) im letzten Kapitel (79.15) des Envann/GnAa des Spujiddhvaja, geschrieben 269/270
n. Chr. Diesem Abschnitt zufolge ist die Saka-Ära verschieden von der Kaniska-Ära, der Text ist jedoch dort korrupt, wo die
Berechnung des zeitlichen Abstandes der beiden Ären behandelt wird.
19 Die Theorie der "omitted hundreds" in Jahreszahlen der Kaniska-Ära wurde zuerst von J. Lohuizen-de Leeuw (1949: 235-262;
1986) aufgrund der Stilanalyse von mit Inschriften versehenen Skulpturen aus Mathura vorgeschlagen. Ihre Argumente dafür,
eine solche Analyse auch auf Gandhära-Skulpturen mit Daten aus der Kaniska-Ära anwenden zu können, wurden u.a. von G.
Fussman (1987: 72, n. 24) angefochten.
 
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