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Dadam Das - Prähistorische Jägerstation und Grenzposten

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(86:1) zeigen, daß diese Darstellungen über die Zeiten hinweg für die Menschen eine Bedeutung besaßen.^
Insgesamt erweckt das Ensemble der mutmaßlich bronzezeitlichen Gravuren in Dadam Das den Eindruck von
einer archaischen Stätte mit ritueller Bedeutung für die damals in der Region anwesende jägerische Bevölkerung.
Spätestens seit dem 7. Jh. v. ChrF hat sich mit den Saken in der Region eine neue Bevölkerungsgruppe etabliert,
die aus den zentralasiatischen Steppengebieten über die Gebirgspässe eingedrungen ist und sich auch in den Tälern
des Pamir,a Eiindukusch und Karakorum niederließ. Die große Menge von Tierstilbronzen, die in den letzten
Jahren bei Raubgrabungen in allen Teilen der Northern Areas zu Tage gefordert wurden,^ zeigen, daß es sich nicht
nur um versprengte Gruppen, sondern um eine in die Täler zugewanderte Bevölkerung handelt. Ihre Anwesenheit
spiegelt sich natürlich auch in den Felsbildem wieder. Ein besonders schönes Beispiel bietet der doppelschwänzige
Fehde 85:4, der im skytho-sakischen Tierstil ausgeführt ist. Auch an einigen anderen Gravuren in Dadam Das
(z.B. 70:19) können Elemente dieser Ikonographie festgestellt werden. Die Darstellung des Fehden ist zwar direkt
neben dem Riesen 85:1 eingeritzt, die wenigen Darstellungen, die dieser Periode in Dadam Das zugeordnet werden
können, legen jedoch nahe, daß der Platz in dieser Epoche bereits seine alte Bedeutung verloren hatte.
Erst in nachchristlicher Zeit ist mit dem Aufkommen des Buddhismus ein erheblicher Zuwachs an Gravuren zu
verzeichnen. Allein 13 Inschriften in Kharosthi belegen, daß Dadam Das schon in den ersten nachchristlichen
Jahrhunderten aufgesucht wurde. Das mögliche Abbild eines 'leeren Thrones" (38:9) würde ein weiteres Zeugnis
dieser Zeit darstellen. Die meisten Inschriften sind jedoch später, etwa zwischen dem 4. und 7. Jh. n. Chr. entstan-
den. Unter den paläographisch bestimmbaren Zeugnissen sind 93 in Brährm und 55 in Sogdisch geschrieben.
Dieses auffällige Verhältnis wird nur noch von dem Bestand an Inschriften in Shatial übertroffen, wo die Anzahl
der fremden sogdischen Inschriften sogar größer ist als der in Brährm geschriebenen. Nach Shatial erbrachte
Dadam Das auch die größte Menge an iranischen Inschriften am Oberen Indus. Diese auch durch bildliche Darstel-
lungen ergänzten Zeugnisse Fremder regen dazu an, sowohl Überlegungen zu den Verkehrsrouten als auch zu der
Bedeutung einzelner Stationen anzustellen.
Viele der in den sogdischen Inschriften von Shatial enthaltenen Ortsnamen verweisen auf das sogdische Stamm-
land um Samarkand." Mit Recht darf daher vermutet werden, daß diese Personen auf direktem Weg - über Tangir,
Darei oder andere Seitentäler des Oberen Indus - nach Shatial gelangt sind." Wie kommt es dann jedoch zu den
zahlreichen, vorwiegend am Nordufer des Indus verteilten, sogdischen Inschriften? Zu den bei Sims-Williams
kartierten" Fundstellen mit iranischen Inschriften sind in den letzten Jahren noch weitere in Elelor Das," Manro
Das," Ba Das" und Gukona" hinzugekommen (Karte 1). Eine weitere sogdische Inschrift wurde auf einem
einzelnen Stein zwischen Minar Gah und Bazeri Das gefunden." Diese nennt einen gewissen Dhürakk, Sohn des
Nanai-vandak," der sowohl in Dadam Das (48:78) als auch in Shatial (36:29, 36:64, 39:25, 53:5) inschriftlich
belegt ist. Auffällig ist, daß die iranischen Inschriften, die an Steinen entlang des Weges eingeritzt wurden, zumeist
auf der von dem mutmaßlichen Ziel Shatial abgewandten Seite der Felsen angebracht sind. Daraus läßt sich
folgern, daß sie auf dem Weg dorthin angefertigt worden sind.

6 Auf die mögliche Funktion von Stein 85 als Sippenstein wurde schon in der Einleitung hingewiesen.
7 JETTMAR 1993a: 36.
8 LiTViNSKiJ 1972 und 1993.
9 HAUPTMANN 1998: 218.; DANI 2001: 420ff. undTaf. 53, 55, 56 u. 58.
10 KÖNIG 1997a: 94.
11 KÖNIG 1997a: 99.
12 SIMS-WILLIAMS 1989/92: Bd. 2, map 1.
13 NASIM KHAN 1994: Foto 3 u. 9.
14 HAUPTMANN 2002: 236.
15 HAUPTMANN 2001:185f.
16 HAUPTMANN 2001: 186.
17 HAUPTMANN 1999: 217.
18 ' Mitteilung N. Sims-Williams.
 
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