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Dadam Das - Prähistorische Jägerstation und Grenzposten

Die Pässe, die vom Giigittal aus nach Süden überwunden werden müssen, um nach Chilas oder Darei zu gelangen,
sind über 4.000 m hoch und im Winter und Frühjahr nicht begehbar V Der Umweg über das Industal ist also
zwingend. Andererseits sieht Fussman die Möglichkeit, daß die Sogdier ihren Weg gar nicht aus dem Norden,
sondern aus Kaschmir und Ladakh genommen hätten."" Den einzigen Nachweis für sogdische Präsenz in diesen
Gebieten bilden jedoch die Inschriften einer Gesandtschaft in Drangtse (Ladakh), die in das 9. Jh. n. Chr.
datieren/' Daß Fremde die Pässe aus dem Giigittal in die nördlichen Seitentäler des Indus, wie etwa Darei, bege-
hen durften, ist jedoch keineswegs sicher. Auch heute noch bedarf es der Zustimmung und der Gastfreundschaft
der Talbewohner, diese Wege zu benutzen. Es ist also durchaus vorstellbar, daß die Sogdier gezwungen waren, die
längere Route entlang des Indus zu wählen. Daß die Bewegungsfreiheit der zentralasiatischen Kauf leute ohnehin
eingeschränkt war, kann aus dem weitgehenden Fehlen von sogdischen Inschriften in den großen Felsbild-
stationen, die an den Ausgängen großer bewohnter Täler um Chilas und Thalpan entstanden, gefolgert werden.^
Sie finden sich jedoch in Felsbildstationen, die außerhalb der besiedelten Gebiete liegen wie Ba Das, Dadam Das
oder Thor Nord. Schließlich können zumindest Teile der sogdischen Kaufleute aus den Oasenstädten des
Tarimbeckens gekommen sein, wie dies zumindest durch eine Inschrift aus Shatial bezeugt ist/" Für diese
Reisenden bestand ohnehin keine Notwendigkeit, aus dem Hunzatal kommend das Giigittal aufwärts zu ziehen, um
dann über einen beschwerlichen Paß Shatial zu erreichen.
Die hohe Konzentration von iranischen Inschriften in Shatial ist für eine Deutung dieser Station als Handels-
emporium, das zum Ziel der sogdischen Kaufleute wurde, herangezogen worden/** Sims-Williams sieht Shatial an
der südlichen Spitze eines Handelsdreiecks, das die Sogdier zwischen Samarkand, den Oasen des Tarimbeckens
und Indien aufzubauen versuchten/" Ein weiteres Vordringen etwa nach Gandhära war ihnen aber offenbar ver-
wehrt. Der Handelsplatz Shatial liegt im Schatten eines befestigten Felsspoms, auf dem noch heute Ruinen aus
buddhistischer Zeit sichtbar sind.^ Es ist sicher anzunehmen, daß - wie auch heute - an dieser Stelle eine Brücke
den Indus überquerte und damit das Dareltal mit dem südlichen Ufer verband. Jettmar geht sogar davon aus, daß
der südliche Brückenkopf und damit der Handelsplatz zum Machtbereich von Darei gehörte/"
In Chilas scheint sich spätestens in buddhistischer Zeit ein lokales Fürstentum etabliert zu haben, das zumindest
das südliche Indusufer mit seinen Seitentälern und damit auch den über das Thak Nala erreichbaren Babusar Paß
kontrollierte. Diese Route stellte den damals günstigsten Weg von diesem Abschnitt des Industales nach Süden in
das Land Gandhära dar. Wahrscheinlich handelte es sich um einen Distrikt des im Kishangangatal lokalisierten
Reiches der Daradas,^ der als DuruJi erwähnt wird/" In Chilas ist durch Inschriften aus dem 4.-5. Jh. n.
Chr. ein Fürst namens Vaisravanasena belegt/" der sich "Großer König der Darden" nennt. Auffällig ist, daß dieser
Herrscher auch auf dem Chilas gegenüberliegenden Ufer, durch eine Inschrift am Fuße der Brücke nach Thalpan
bezeugt ist/' Es ist davon auszugehen, daß auch in der Antike an dieser Stelle eine Brücke existierte, die dem
Machtbereich von Chilas unterstellt war. Auf beiden Seiten des Indus gibt es hier buddhistische Gravuren, die
entweder von gleicher Hand stammen oder von demselben Stifter in Auftrag gegeben wurden/" Auf dem nörd-

19 K. Mason (1929: 69) gibt dies zumindest für die von Giigit nach Thalpan bzw. Hodar führenden Kinijut- und Hodar-Pässe an.
20 FUSSMAN 1997: 83.
21 SIMS-WILLIAMS 1993.
22 KÖNIG 1997a: 99.
23 SiMS-WiLLiAMS 1997: 70.
24 Eine Übersicht zu den verschiedenen Deutungsversuchen bei KÖNIG 1997a: 92ff.
25 SiMS-WiLLiAMS 1996: 56.
26 FUSSMAN/KÖNIG 1997: Taf. XVb u. Karte 5.
27 JETTMAR 1997: 88.
28 STEIN 1907: 3f.
29 AGRAWALA 1953: 43; eine Zusammenstellung der Quellen gibt J. Mock (m; DrzrcA)-
30 VON HINÜBER 1989: 57ff.
31 Ebd. 59.
32 VON HINÜBER 1989a: 86f.
 
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