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Schmidt, Jochen; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 1,1): Kommentar zu Nietzsches "Die Geburt der Tragödie" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.70910#0384
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Stellenkommentar GT 20, KSA 1, S. 129-130 363

und schwächer geworden ist.] Hierzu und zum Folgenden bis 130, 34 vgl. den
Überblickskommentar zu diesem Kapitel (S. 360-362).
130,13-17 der sucht vielleicht auch das griechische Alterthum, neben anderen
Alterthümern, sich „historisch“ anzueignen, aber jedenfalls nach der Methode
und mit den überlegenen Mienen unserer jetzigen gebildeten Geschichtsschrei-
bung.] Symptomatisch für den in UB II: Vom Nutzen und Nachtheil der Historie
für das Leben charakterisierten „antiquarischen“ Umgang mit der geschichtli-
chen Überlieferung waren Buchtitel, in denen der Begriff „Alterthümer“ leitend
war. In seiner persönlichen Bibliothek hatte N. folgende Werke dieser Art: Karl
Friedrich Hermann: Lehrbuch der gottesdienstlichen Alterthümer der Griechen.
Zweite Auflage, Heidelberg 1858. Vom gleichen Autor: Lehrbuch der griechi-
schen Staatsalterthümer: aus dem Standpuncte der Geschichte entworfen,
3. mehrfach veränd. und verm. Auflage Heidelberg 1841. George Friedrich
Schoemann: Griechische Alterthümer. Erster Band. Das Staatswesen. Zweite
Auflage, Berlin 1861. Vom gleichen Autor: Griechische Alterthümer. Zweiter
Band. Die internationalen Verhältnisse und das Religionswesen. Zweite Auflage,
Berlin 1863. Auch in den während der Arbeit an der Tragödienschrift mehrmals
von N. aus der Universitätsbibliothek Basel ausgeliehenen, auf Griechenland
bezogenen Teilen 81, 82 und 83 der Allgemeinen Encyklopädie der Wissenschaf-
ten und Künste, hg. von J. S. Erseh und J. G. Gruber, begegnete ihm immer
wieder der Begriff der „Alterthümer“. N. selbst hielt im Wintersemester 1875/
76 eine dreistündige Vorlesung mit dem Thema Der Gottesdienst der Griechen.
Alterthümer des religiösen Cultus der Griechen. Auch in anderen Bereichen
waren die Begriffe ,Altertumskunde4 und ,Altertümer4 verbreitet. Am 24. Okto-
ber 1870 entlieh N. aus der Universitätsbibliothek Basel das Standardwerk von
Karl Müllenhoff: Deutsche Altertumskunde, Erster Band, Berlin 1870. Eine der
bekanntesten mediävistischen Zeitschriften erhielt damals den Titel Zeitschrift
für deutsches Altertum (ZfdA). Aus der Basler Universitätsbibliothek entlieh N.
zweimal (am 11.9.1871 und am 26.4.1872) das Werk von Ludwig Lange: Römische
Alterthümer, Bd. 1 und 2, Berlin 1856-1862.
Schon in seinem eigensten Bereich, in der griechischen Literatur und
Philosophie, sah sich N. einer im Wesentlichen „historisch“ orientierten Wis-
senschaft gegenüber. Die Rückwendung zur Vergangenheit mit entsprechend
historisierenden Tendenzen bestimmte alle Bereiche der Kultur im 19. Jahrhun-
dert. 1859 gründete Heinrich von Sybel die Historische Zeitschrift, mit der die
Geschichtswissenschaft ein einflußreiches Publikationsorgan erhielt. Mit der
Grundtendenz zur Historisierung setzt sich N. in seiner zweiten Unzeitgemäßen
Betrachtung: Vom Nutzen und Nachtheil der Historie für das Leben auseinander.
Im Bereich der Altertumswissenschaft reichten die großen allgemeingeschicht-
lichen Leistungen von Niebuhr über Droysen bis zu Mommsen. Barthold Georg
 
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