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Schmidt, Jochen; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 1,1): Kommentar zu Nietzsches "Die Geburt der Tragödie" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.70910#0416
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Stellenkommentar GT 23-25, KSA 1, S. 145-146 395

tisch Riehls musikalische Ambitionen ins Visier. 1859-92 war er Ordinarius für
Kulturgeschichte in München. Für seine Verdienste um die Kulturgeschichte
wurde er 1883 geadelt, seit 1885 war er Direktor des Königlichen Nationalmuse-
ums in München. Unter den vorwiegend heimatbezogenen Kultur-Schriftstel-
lern des 19. Jahrhunderts ist Gottfried Keller mit seinen Züricher Novellen
hervorzuheben, deren kulturhistorisches Spektrum vom 13. bis zum 18. Jahr-
hundert reicht. Markante Zeugnisse der Kulturgeschichtsschreibung entstan-
den in N.s nächstem Basler Umkreis: Jacob Burckhardts (1818-1897) Werk Die
Kultur der Renaissance in Italien (1867) sowie die erst später veröffentlichte
Griechische Kulturgeschichte, deren Vorstufe N. aus Burckhardts Basler Vorle-
sungen kannte.
Es gab auch schon Autoren, welche die zeitgenössische Vorliebe für Kultur-
geschichte mit ähnlichen Ergebnissen wie N. diagnostizierten. Zu ihnen
gehörte Johann Jakob Honegger mit seinem 1865 erschienenen Werk Litteratur
und Cultur des 19. Jahrhunderts (N. besaß ein anderes Werk Honeggers in seiner
persönlichen Bibliothek). Eine kritische Revue liefert bereits Friedrich Jodi: Die
Culturgeschichtsschreibung. Ihre Entwicklung und ihr Problem, Halle 1878. Im
ersten, umfangreicheren Teil dieser Schrift charakterisiert Jodi „Die Entwicke-
lung der allgemeinen Culturgeschichtsschreibung“ und bespricht eine ganze
Reihe von Werken zu diesem Thema, darunter die Allgemeine Culturgeschichte
des Göttinger Professors für Klassische Philologie und Alte Geschichte Curt
Wachsmuth, die 1850-52 in drei Bänden erschienen war (N. besaß eine andere
Publikation Wachsmuths in seiner persönlichen Bibliothek), ferner das 1875
publizierte und schon 1878 in 2. Auflage erschienene, naturalistisch inspirierte
Werk von Friedrich Anton Heller von Hellwald: Die Culturgeschichte in ihrer
natürlichen Entwickelung (auch von diesem Autor hatte N. ein anderes Werk in
seiner Bibliothek), dann die seit 1870 von Otto Henne Am Rhyn angekündigte
und zunächst 1871-73 in drei Bänden vorgelegte „Culturgeschichte der neueren
Zeit“, der später noch weitere Bände zu anderen Epochen folgten. Nach der
Kritik an dieser bloß deskriptiven und kompilatorischen Darstellung geht Jodi
u. a. genauer auf die History of Civilisation des Amerikaners Amos Dean ein.
Sie erschien 1868 und 1869 in sieben Bänden, nachdem der in seiner Heimat
angesehene Autor mehr als dreißig Jahre (seit 1833) an seinem zu den größten
Unternehmungen dieser Art zählenden Werk gearbeitet hatte. Zu N.s eigenem
inflationärem Gebrauch des Modeworts „Cultur“ vgl. die Belegstellen in NK
116, 9f. Auch die fiktionale Literatur stellte die Problematik intensiv dar. Vgl.
hierzu Katharina Grätz: Musealer Historismus. Die Gegenwart des Vergangenen
bei Stifter, Keller und Raabe, Heidelberg 2006.
146, 24 f. an dem civilisirten Frankreich] Vgl. den Überblickskommentar zu
GT 23-25.
 
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