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Neymeyr, Barbara; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 1/2): Kommentar zu Nietzsches Unzeitgemässen Betrachtungen: I. David Strauss der Bekenner und der Schriftsteller, II. Vom Nutzen und Nachtheil der Historie für das Leben — Berlin, Boston: De Gruyter, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.69926#0149
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Stellenkommentar UB I DS 4, KSA 1, S. 179-180 123

enge Leben zurückkehren, fällt auch die alte Noth von allen Seiten uns an“ — so
seufzt unser Magister.] Hier zitiert N. ohne Abweichungen aus ANG 363, 18 -
364, 1.
180,10-13 diese beiden Zugaben mit den Ueberschriften „von unseren grossen
Dichtern“ und „von unseren grossen Musikern“] Hier übernimmt N. wörtlich die
Kapiteltitel aus dem Schlussteil von Strauß’ ANG.
180,13-17 Hier spannt sich der Regenbogen des neuen Bundes aus, und wer an
ihm nicht seine Freude hat, „dem ist überhaupt nicht zu helfen, der ist“ wie
Strauss bei einer anderen Gelegenheit sagt, aber auch hier sagen könnte, „für
unseren Standpunkt noch nicht reif.“] Der Regenbogen ist in der Bibel ein Sym-
bol des Heils: Er repräsentiert den Bund, den Gott mit den Menschen geschlos-
sen hat. Vgl. dazu im Alten Testament 1. Mose 9, 13: „Meinen Bogen habe ich
gesetzt in die Wolken; der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und
der Erde.“ - In UB IV WB spielt N. auf dieselbe Bibelstelle an, indem er prog-
nostiziert: „Auch die übermenschliche Güte und Gerechtigkeit wird nicht wie
ein unbeweglicher Regenbogen über das Gefilde dieser Zukunft gespannt sein“
(KSA 1, 506, 20-22). Vgl. auch den Kommentar dazu. - Im vorliegenden Kontext
zitiert N. aus ANG 366, 5-10: „Über den Ersatz, den unsre Weltanschauung für
den kirchlichen Unsterblichkeitsglauben bietet, wird man vielleicht die längste
Ausführung von mir erwarten, sich aber mit der kürzesten begnügen müssen.
Wer hier sich nicht selbst zu helfen weiß, dem ist überhaupt nicht zu helfen,
der ist für unseren Standpunkt noch nicht reif.“ - Während Strauß hier aller-
dings auf seine eigene Lehre Bezug nimmt, die den christlichen Unsterblich-
keitsglauben ablehnt und ihn zu substituieren beansprucht, reißt N. durch die
Anspielung auf das Symbol des Regenbogens im Alten Testament das Zitat aus
dem Zusammenhang und schafft einen anderen Kontext, der Missverständnis-
se nahelegt.
180, 18 Perieget] Im antiken Griechenland bezeichnet das Wort ,Perieget‘ zu-
nächst einen Fremdenführer, dann - vor allem im Hellenismus - auch den
Autor einer Länderbeschreibung (Periegesis). In der Schrift Homers Wettkampf,
der fünften der Fünf Vorreden zu fünf ungeschriebenen Büchern, die N. 1872
entwarf, wird der Verfasser der bekanntesten Periegesis erwähnt, „der Reisen-
de Pausanias“ (KSA 1, 786, 8), der eine Griechenland-Beschreibung verfasste.
180, 20-27 „Sollte ich vielleicht, sagt er uns, redseliger werden, als bei dieser
Gelegenheit passend gefunden wird, so möge der Leser es mir zu Gute halten;
wessen das Herz voll ist, davon geht der Mund über. Nur dessen sei er vorher
noch versichert, dass, was er demnächst lesen wird, [...] für den gegenwärtigen
Zweck und für diese Stelle geschrieben ist.“] Mit nur geringfügigen Abweichun-
 
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