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Neymeyr, Barbara; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 1/2): Kommentar zu Nietzsches Unzeitgemässen Betrachtungen: I. David Strauss der Bekenner und der Schriftsteller, II. Vom Nutzen und Nachtheil der Historie für das Leben — Berlin, Boston: De Gruyter, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.69926#0156
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130 David Strauss der Bekenner und der Schriftsteller

,Fragmentenstreits4 avancierte Reimarus zum Wegbereiter für die historisch-
bibelkritische „Leben-Jesu-Forschung“, auf die David Friedrich Strauß später
maßgeblichen Einfluss hatte. Im 12. Kapitel von UB I DS wird Hermann Samuel
Reimarus von N. auch namentlich erwähnt (231, 3). Strauß’ Erstlingswerk Das
Leben Jesu, kritisch bearbeitet (1835) weist Analogien zu Auffassungen von Rei-
marus auf. Vgl. dazu das Buch von David Friedrich Strauß: Hermann Samuel
Reimarus und seine Schutzschrift für die vernünftigen Verehrer Gottes. Leipzig
1862 (nicht in NPB).
183, 25-34 Das funkelnde Auge, das verächtlich über euch hinwegfliegt, diese
tödtlich geröthete Wange, das sagt euch nichts? [...] bei jedem wart ihr jener
„Widerstand der stumpfen Welt,“ den Göthe in seinem Epilog zur Glocke bei Na-
men nennt] Vgl. Goethes Epilog zu Schillers Glocke (V. 49-52). In Schillers To-
desjahr 1805 schreibt Goethe über seinen Freund: „Nun glühte seine Wange
rot und röter / Von jener Jugend, die uns nie entfliegt, / Von jenem Mut, der,
früher oder später, / Den Widerstand der stumpfen Welt besiegt“ (Goethe: FA,
Bd. 6, 904). Auch Schopenhauer zitiert zwei dieser Verse aus Goethes Epilog
zu Schillers Glocke, und zwar im 20. Kapitel „lieber Urtheil, Kritik, Beifall und
Ruhm“ seiner Parerga und Paralipomena II, wo er die „Größe ächter Verdiens-
te“ mit „der stumpfen [...] Mittelmäßigkeit“ kontrastiert (PP II, Kap. 20, § 242,
Hü 499).
184, 6 tamquam re bene gesta] Diese lateinische Formulierung ermöglicht ver-
schiedene Übersetzungen, z. B.: wie durch eine gut vollbrachte Tat - gleich
einer erfolgreichen Tat - wie nach gut ausgeführtem Kampf.
184, 8-9 und die deshalb „so warm aus dem Herzen dringen“] Vgl. NK182,17-
22.
184, 11-12 Wahrhaftig, wir brauchen einen Lessing, rief schon Göthe] Im Ge-
spräch mit Eckermann erklärte Goethe am 15. Oktober 1825: „Ein Mann wie
Lessing täte uns not. Denn wodurch ist dieser so groß als durch seinen Charak-
ter, durch sein Festhalten! - So kluge, so gebildete Menschen gibt es viele,
aber wo ist ein solcher Charakter! - “ (Goethe: FA, Abt. II, Bd. 12 (39), S. 162.)
184, 13 der junge Tiger] Der griechischen Mythologie zufolge gehören Tiger
und Panther zu den Begleitern des Gottes Dionysos, den N. in seiner Erstlings-
schrift Die Geburt der Tragödie emphatisch inszeniert. Am Ende des 20. Kapi-
tels heißt es hier: „Ja, meine Freunde, glaubt mit mir an das dionysische Leben
und an die Wiedergeburt der Tragödie. Die Zeit des sokratischen Menschen ist
vorüber: kränzt euch mit Epheu, nehmt den Thyrsusstab zur Hand und wun-
dert euch nicht, wenn Tiger und Panther sich schmeichelnd zu euren Knien
niederlegen“ (KSA 1,132,10-15). - In einem nachgelassenen Notat aus der Ent-
 
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