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Neymeyr, Barbara; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 1/2): Kommentar zu Nietzsches Unzeitgemässen Betrachtungen: I. David Strauss der Bekenner und der Schriftsteller, II. Vom Nutzen und Nachtheil der Historie für das Leben — Berlin, Boston: De Gruyter, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.69926#0168
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142 David Strauss der Bekenner und der Schriftsteller

rieh Strauß herauszufinden suche, „ob sein Gefühl für das ,A11‘ gelähmt und
abgestorben sei oder nicht“ (189, 13-14). - Auf diese Weise will N. nicht nur
„die schönste Straussen-Idee vom Universum“ (189, 20) ironisch ad absurdum
führen, sondern darüber hinaus auch Strauß’ Mentalität generell attackieren,
indem er seinen pseudo-intellektuellen Habitus verspottet.
189,17-19 „Wir schlagen Schopenhauer auf, der dieser unserer Idee bei jeder
Gelegenheit in’s Gesicht schlägt.“] N. zitiert hier aus Strauß’ ANG 143, 5-10: „Wir
wollten ja erproben, ob unser Standpunkt, dem das gesetzmäßige, lebens- und
vernunftvolle All die höchste Idee ist, noch ein religiöser zu nennen sei, und
schlugen darum Schopenhauer auf, der dieser unsrer Idee bei jeder Gelegen-
heit in’s Gesicht schlägt.“ - Vgl. Exzerpte aus ANG (KGWIII5/1), S. 353.
189, 24-25 Jetzt „reagirt“ Strauss „religiös“, das heisst, er schlägt wieder auf
Schopenhauer los] Vgl. dazu ANG 143,19-20: „Unser Gefühl für das All reagirt,
wenn es verletzt wird, geradezu religiös.“ - Vgl. dazu N.s Exzerpte aus ANG
(KGW III 5/1), S. 353.
189, 28-29 Resultat der Prügelei: „wir fordern für unser Universum dieselbe
Pietät, wie der Fromme alten Stils für seinen Gott“] Unverändertes Zitat aus
Strauß’ ANG 143, 18-19.
189, 30 „er liebt mich!“] Bereits kurz zuvor zitiert N. explizit „die Frage Gret-
chens“ aus Goethes Faust I (189, 8-9); vgl. den Kommentar dazu.
189, 31 muthig wie ein Mameluk] Auf den geradezu sprichwörtlichen Mut der
Mamelucken, den auch Schiller in einem Gedicht exponiert (Schiller: FA, Bd. 1,
77), spielt N. bereits kurz zuvor an: Im Hinblick auf Strauß spricht er vom „Ma-
meluken-Muthe“ (188, 16). Zu den Mamelucken und ihren Herrscherdynastien
vgl. NK 188, 16.
189, 32-33 „linderndes Oel“] Vgl. NK 188, 29-30.
190, 4-7 „in Arthur Schopenhauers Schriften braucht man bloss zu blättern, ob-
wohl man übrigens gut thut, nicht bloss darin zu blättern, sondern sie zu studiren,
u. s. w.“] N. zitiert hier aus Strauß’ ANG 141, 23-27: „In Arthur Schopenhauers
Schriften braucht man nur zu blättern (obwohl man übrigens gut thut, nicht
blos darin zu blättern, sondern sie zu studiren), um in den verschiedensten
Wendungen auf den Satz zu stoßen, die Welt sei etwas, das besser nicht wäre“
(vgl. NK 191, 25 - 192, 3). - In einem der nachgelassenen Notate aus der Entste-
hungszeit von UBIDS transformiert N. die Aussage von David Friedrich
Strauß, indem er sie aus der imaginären Perspektive Schopenhauers gegen ihn
wendet, und zwar in der polemischen Spekulation: „Schopenhauer würde von
Strauß sagen: ein Autor der nicht durchblättert, geschweige studirt zu werden
 
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