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Neymeyr, Barbara; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 1,4): Kommentar zu Nietzsches "Unzeitgemässen Betrachtungen": III. Schopenhauer als Erzieher, IV. Richard Wagner in Bayreuth — Berlin, Boston: de Gruyter, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.69928#0098
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Stellenkommentar UB III SE 2, KSA 1, S. 342-344 71

Berufswunsch durch, bildender Künstler zu werden. Vgl. dazu Goethes Über-
setzung dieser Autobiographie: Leben des Benvenuto Cellini (vgl. Goethe: FA,
Bd. 11, 1998). - Auch Schopenhauer erwähnt Benvenuto Cellini in der Welt
als Wille und Vorstellung, und zwar im Zusammenhang mit den wechselnden
Einstellungen gegenüber dem Willen zum Leben, die jeweils von konkreten
Situationen abhängig sind (WWV I, § 68, Hü 467). Außerdem weist Schopen-
hauer auf die Biographie „das Leben des Benvenuto Cellini" in der „Biblioteca
de' Classici Italiani (Milano 1804 [...])" hin (PP II, Kap. 23, § 283, Hü 569).
342, 25-27 Aber wo finden wir überhaupt die harmonische Ganzheit und den
vielstimmigen Zusammenklang in Einer Natur] Das pädagogische Ideal der all-
seitigen harmonischen Ausbildung aller Kräfte entspricht Herders Humanitäts-
schriften und zentralen Aspekten von Schillers theoretischen Abhandlungen.
Vgl. dazu NK 342, 6-14.
343, 4-8 vielmehr wäre die Aufgabe seiner Erziehung, [...] den ganzen Men-
schen zu einem lebendig bewegten Sonnen- und Planetensysteme umzubilden
und das Gesetz seiner höheren Mechanik zu erkennen.] Indem N. sein Bildungs-
ideal mit kosmologischer Metaphorik beschreibt, transponiert er das pädagogi-
sche Ideal einer ganzheitlichen Persönlichkeitsausbildung auf eine Metaebene:
Individuum und Weltall, Anthropologie und Kosmologie erscheinen im Medi-
um einer gleichnisartigen Konstellation harmonisch vermittelt. Vgl. auch
NK 349, 29-32 und NK 350, 7-8.
343, 28 Sammelsurium von verschrobenen Köpfen] Zur Verschrobenheit des Ge-
lehrten vgl. mehrere Belege in UB III SE (344, 407-408). In Schopenhauers
Schrift Ueber die Universitäts-Philosophie finden sich ähnliche Formulierun-
gen: „Sind nicht unzählige Köpfe der gegenwärtigen Gelehrtengeneration [...]
verschroben und verdorben?" (PP I, Hü 177). „Daraus erwächst denn so eine
Generation impotenter, verschrobener [...] Köpfe" (PP I, Hü 179).
344, 8 der ökonomische Lehrsatz des laisser faire] Bei der Maxime ,Laisser fai-
re' handelt es sich um das Prinzip des Wirtschaftsliberalismus im 19. Jahrhun-
dert. Diesem Konzept zufolge entwickelt sich eine freie Wirtschaft nach den
Gesetzmäßigkeiten des Marktes, d. h. am besten ohne staatliche Lenkung und
Intervention. Als Schlagwort fand der Grundsatz des Laisser faire weite Ver-
breitung; er wurde aus der ökonomischen Sphäre auf den Bereich der Erzie-
hung und Bildung übertragen. N. reflektiert hier primär die pädagogisch-mora-
lische Version des Laisser faire und bewertet sie kritisch: Durch den Primat
des Quantitätskriteriums in Strategien enthemmter Maximierung „nach dem
Grundsätze ,je mehr desto besser'" (344, 6) wird die Entwicklung von Individu-
en und Kulturgemeinschaften ebenso gefährdet wie durch die Indifferenz eines
 
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