Stellenkommentar UB III SE 8, KSA 1, S. 412-414 263
Ueber die Universitäts-Philosophie entspricht: Während „die grossen Philoso-
phen von Natur" (413, 11-12) primär die Wahrheit suchen, dienen „die schlech-
ten Philosophen von Staatswegen" (413, 13) vorrangig den Staatsinteressen. An
dieser Stelle nimmt N. erstmals explizit auf die Schrift Ueber die Universitäts-
Philosophie Bezug, die Schopenhauer in seinen Parerga und Paralipomena I
publizierte. Im Verdikt über die Universitätsphilosophie und im Plädoyer für
ihre Abschaffung stimmen Schopenhauer und N. überein. (Vgl. dazu den de-
taillierten Vergleich in Kapitel III.4 des Überblickskommentars.)
Dass N. hier ausdrücklich von der „berühmten Abhandlung" Schopenhau-
ers spricht, hängt damit zusammen, dass dieser auch durch das provokative
Potential seiner Schrift Ueber die Universitäts-Philosophie einem größeren Pub-
likum bekannt geworden war. Ein zeitgenössisches Zeugnis dafür ist Friedrich
Ueberwegs Grundriß der Geschichte der Philosophie von Thales bis auf die Ge-
genwart (1863-1866), die N. in seiner Bibliothek hatte (NPB 628). In dieser Phi-
losophiegeschichte schreibt Ueberweg im Dritten Theil: Die Neuzeit (1866) Fol-
gendes über Schopenhauer: „Seine späteren Schriften enthalten Beiträge zur
Ausbildung seines Systems, viel mehr aber noch pikante Aeusserungen gegen
die herrschenden theologischen Anschauungen und gegen die philosophi-
schen Rechtfertigungsversuche derselben, zu deren Behuf, wie Schopenhauer
(zunächst wohl im Hinblick auf die Erfolge seines glücklicheren Antagonisten
Hegel und auf Schelling's Berufung nach Berlin seinem persönlichen Unwillen
Luft machend) in unablässiger Wiederholung insinuirt, die ,Philosophie-Pro-
fessoren' von der Regierung besoldet werden. Diese in immer neuen Wendun-
gen nicht ohne Aufwand von Geist und Witz vorgebrachten Insinuationen, die
dem Zweifel Nahrung gaben, ob das, was öffentlich gelehrt zu werden pflege,
sich durch die Ueberzeugung von seiner Wahrheit behaupte oder durch die
Organisation, die Amt und Brod nur dem Zustimmenden gewährt und so den
,Willen zum Leben' beherrscht, haben den Schopenhauer'schen Schriften den
Weg in's Pulikum gebahnt, den das System, das ursprünglich nur von einzel-
nen Fachgenossen beachtet war, durch sich selbst nicht zu finden vermocht
hatte [...] Eine Zeit lang war, in und nach Schopenhauer's letzten Lebensjahren,
der Schopenhauerianismus in einzelnen Kreisen Modesache" (Ueberweg 1866,
244-245).
414, 2 Zeno] Der griechische Philosoph Zeno (der Ältere) von Elea (490-430
v. Chr.) galt als Lieblingsschüler des Parmenides und vertrat dessen Lehre von
der Einheit des unwandelbaren Seins, indem er argumentierte, die Annahme
einer Vielheit müsse zu Inkonsistenzen führen. Nach seinem Tod wurde Zeno
wegen seiner Verdienste auf Staatskosten im Kerameikos (KepapeiKoq) beer-
digt, einem nordwestlich von der Akropolis gelegenen Stadtteil Athens, in dem
sich während der Antike der bedeutendste Friedhof der Stadt befand.
Ueber die Universitäts-Philosophie entspricht: Während „die grossen Philoso-
phen von Natur" (413, 11-12) primär die Wahrheit suchen, dienen „die schlech-
ten Philosophen von Staatswegen" (413, 13) vorrangig den Staatsinteressen. An
dieser Stelle nimmt N. erstmals explizit auf die Schrift Ueber die Universitäts-
Philosophie Bezug, die Schopenhauer in seinen Parerga und Paralipomena I
publizierte. Im Verdikt über die Universitätsphilosophie und im Plädoyer für
ihre Abschaffung stimmen Schopenhauer und N. überein. (Vgl. dazu den de-
taillierten Vergleich in Kapitel III.4 des Überblickskommentars.)
Dass N. hier ausdrücklich von der „berühmten Abhandlung" Schopenhau-
ers spricht, hängt damit zusammen, dass dieser auch durch das provokative
Potential seiner Schrift Ueber die Universitäts-Philosophie einem größeren Pub-
likum bekannt geworden war. Ein zeitgenössisches Zeugnis dafür ist Friedrich
Ueberwegs Grundriß der Geschichte der Philosophie von Thales bis auf die Ge-
genwart (1863-1866), die N. in seiner Bibliothek hatte (NPB 628). In dieser Phi-
losophiegeschichte schreibt Ueberweg im Dritten Theil: Die Neuzeit (1866) Fol-
gendes über Schopenhauer: „Seine späteren Schriften enthalten Beiträge zur
Ausbildung seines Systems, viel mehr aber noch pikante Aeusserungen gegen
die herrschenden theologischen Anschauungen und gegen die philosophi-
schen Rechtfertigungsversuche derselben, zu deren Behuf, wie Schopenhauer
(zunächst wohl im Hinblick auf die Erfolge seines glücklicheren Antagonisten
Hegel und auf Schelling's Berufung nach Berlin seinem persönlichen Unwillen
Luft machend) in unablässiger Wiederholung insinuirt, die ,Philosophie-Pro-
fessoren' von der Regierung besoldet werden. Diese in immer neuen Wendun-
gen nicht ohne Aufwand von Geist und Witz vorgebrachten Insinuationen, die
dem Zweifel Nahrung gaben, ob das, was öffentlich gelehrt zu werden pflege,
sich durch die Ueberzeugung von seiner Wahrheit behaupte oder durch die
Organisation, die Amt und Brod nur dem Zustimmenden gewährt und so den
,Willen zum Leben' beherrscht, haben den Schopenhauer'schen Schriften den
Weg in's Pulikum gebahnt, den das System, das ursprünglich nur von einzel-
nen Fachgenossen beachtet war, durch sich selbst nicht zu finden vermocht
hatte [...] Eine Zeit lang war, in und nach Schopenhauer's letzten Lebensjahren,
der Schopenhauerianismus in einzelnen Kreisen Modesache" (Ueberweg 1866,
244-245).
414, 2 Zeno] Der griechische Philosoph Zeno (der Ältere) von Elea (490-430
v. Chr.) galt als Lieblingsschüler des Parmenides und vertrat dessen Lehre von
der Einheit des unwandelbaren Seins, indem er argumentierte, die Annahme
einer Vielheit müsse zu Inkonsistenzen führen. Nach seinem Tod wurde Zeno
wegen seiner Verdienste auf Staatskosten im Kerameikos (KepapeiKoq) beer-
digt, einem nordwestlich von der Akropolis gelegenen Stadtteil Athens, in dem
sich während der Antike der bedeutendste Friedhof der Stadt befand.