516 Richard Wagner in Bayreuth
Herr wird Ihnen Muth und Kraft verleihen, die schwere Prüfung zu tragen; Er
wird den Dulder krönen" (König Ludwig II. und Richard Wagner: Briefwechsel,
1936, Bd. 1, Nr. 120, S. 141).
483, 18-23 Fast schien es, als ob ein in vielen Stücken ernsthaftes und schweres
Volk sich in Bezug auf seinen ernstesten Künstler eine grundsätzliche Leichtfertig-
keit nicht verkümmern lassen wollte, als ob sich gerade deshalb an ihm alles
Gemeine, Gedankenlose, Ungeschickte und Boshafte des deutschen Wesens aus-
lassen müsste.] Mehrfach äußert sich Wagner über die Leichtfertigkeit der
Deutschen. In einem Brief an Semper erklärt Wagner im Februar 1867: „Dass
hieran die Leichtfertigkeit, Oberflächlichkeit und daraus fliessende Gering-
schätzung, mit welcher man heut zu Tage über einen Künstler von meinen
Tendenzen und Leistungen, blos weil diese in eine frivole und deshalb von mir
bekämpfte Oeffentlichkeit fallen, zu sprechen sich erlaubt, schuld ist, habe ich
leider nicht nur aus dem Ton der Presse über mich zu erkennen. Genug!" (Kö-
nig Ludwig II. und Richard Wagner: Briefwechsel, 1936, Bd. 5, Nr. 74, S. 57).
483, 29-30 so erfand er den Gedanken von Bayreuth] Richard Wagner
legte besonderen Wert darauf, durch die Gestaltung seiner Opern-Aufführun-
gen deren Wirkung zu steigern. Dazu gehörten für ihn auch räumliche Disposi-
tionen: Um die Konzentration der Zuschauer ausschließlich auf die Musik und
das Bühnengeschehen zu richten und jede Ablenkung durch ein sichtbares Or-
chester zu vermeiden, ließ Wagner im Bayreuther Festspielhaus einen zum
Publikum hin abgedeckten Orchestergraben einrichten, den er selbst als ,mys-
tischen Abgrund' bezeichnete. Infolgedessen konnten die Zuschauer die Tätig-
keit der Musiker nur noch akustisch wahrnehmen. Um den Klang der Musik zu
optimieren, bevorzugte Wagner eine Holzausstattung. Indem er zugleich weit-
gehend auf Stoffe verzichtete, konnte er sicherstellen, dass der Schall nicht zu
sehr gedämpft wurde. - In seinem Text Das Bühnenfestspielhaus zu Bayreuth
erläutert Wagner die wirkungsästhetischen Intentionen, die er mit seinen orga-
nisatorischen Maßnahmen verfolgte: „Sie werden vielleicht verwundert selbst
die leichten Zierrathen vermissen, mit welchen jene gewohnten Festhallen in
gefälliger Weise ausgeputzt waren. Dagegen werden Sie in den Verhältnissen
und den Anordnungen des Raumes und der Zuschauerplätze einen Gedanken
ausgedrückt finden, durch dessen Erfassung Sie sofort in eine neue und andere
Beziehung zu dem von Ihnen erwarteten Bühnenspiele versetzt werden, als
diejenige es war, in welcher Sie bisher beim Besuche unserer Theater befangen
waren. Soll diese Wirkung bereits rein und vollkommen sein, so wird nun der
geheimnißvolle Eintritt der Musik Sie auf die Enthüllung und deutliche Vorfüh-
rung von scenischen Bildern vorbereiten, welche, wie sie aus einer idealen
Traumwelt vor Ihnen sich darzustellen scheinen, die ganze Wirklichkeit der
Herr wird Ihnen Muth und Kraft verleihen, die schwere Prüfung zu tragen; Er
wird den Dulder krönen" (König Ludwig II. und Richard Wagner: Briefwechsel,
1936, Bd. 1, Nr. 120, S. 141).
483, 18-23 Fast schien es, als ob ein in vielen Stücken ernsthaftes und schweres
Volk sich in Bezug auf seinen ernstesten Künstler eine grundsätzliche Leichtfertig-
keit nicht verkümmern lassen wollte, als ob sich gerade deshalb an ihm alles
Gemeine, Gedankenlose, Ungeschickte und Boshafte des deutschen Wesens aus-
lassen müsste.] Mehrfach äußert sich Wagner über die Leichtfertigkeit der
Deutschen. In einem Brief an Semper erklärt Wagner im Februar 1867: „Dass
hieran die Leichtfertigkeit, Oberflächlichkeit und daraus fliessende Gering-
schätzung, mit welcher man heut zu Tage über einen Künstler von meinen
Tendenzen und Leistungen, blos weil diese in eine frivole und deshalb von mir
bekämpfte Oeffentlichkeit fallen, zu sprechen sich erlaubt, schuld ist, habe ich
leider nicht nur aus dem Ton der Presse über mich zu erkennen. Genug!" (Kö-
nig Ludwig II. und Richard Wagner: Briefwechsel, 1936, Bd. 5, Nr. 74, S. 57).
483, 29-30 so erfand er den Gedanken von Bayreuth] Richard Wagner
legte besonderen Wert darauf, durch die Gestaltung seiner Opern-Aufführun-
gen deren Wirkung zu steigern. Dazu gehörten für ihn auch räumliche Disposi-
tionen: Um die Konzentration der Zuschauer ausschließlich auf die Musik und
das Bühnengeschehen zu richten und jede Ablenkung durch ein sichtbares Or-
chester zu vermeiden, ließ Wagner im Bayreuther Festspielhaus einen zum
Publikum hin abgedeckten Orchestergraben einrichten, den er selbst als ,mys-
tischen Abgrund' bezeichnete. Infolgedessen konnten die Zuschauer die Tätig-
keit der Musiker nur noch akustisch wahrnehmen. Um den Klang der Musik zu
optimieren, bevorzugte Wagner eine Holzausstattung. Indem er zugleich weit-
gehend auf Stoffe verzichtete, konnte er sicherstellen, dass der Schall nicht zu
sehr gedämpft wurde. - In seinem Text Das Bühnenfestspielhaus zu Bayreuth
erläutert Wagner die wirkungsästhetischen Intentionen, die er mit seinen orga-
nisatorischen Maßnahmen verfolgte: „Sie werden vielleicht verwundert selbst
die leichten Zierrathen vermissen, mit welchen jene gewohnten Festhallen in
gefälliger Weise ausgeputzt waren. Dagegen werden Sie in den Verhältnissen
und den Anordnungen des Raumes und der Zuschauerplätze einen Gedanken
ausgedrückt finden, durch dessen Erfassung Sie sofort in eine neue und andere
Beziehung zu dem von Ihnen erwarteten Bühnenspiele versetzt werden, als
diejenige es war, in welcher Sie bisher beim Besuche unserer Theater befangen
waren. Soll diese Wirkung bereits rein und vollkommen sein, so wird nun der
geheimnißvolle Eintritt der Musik Sie auf die Enthüllung und deutliche Vorfüh-
rung von scenischen Bildern vorbereiten, welche, wie sie aus einer idealen
Traumwelt vor Ihnen sich darzustellen scheinen, die ganze Wirklichkeit der