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Schmidt, Jochen; Kaufmann, Sebastian; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 3,1): Kommentar zu Nietzsches "Morgenröthe" — Berlin, Boston: de Gruyter, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.70911#0022
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Überblickskommentar

Mit diesem Buche beginnt mein Feldzug gegen die Moral.
Nietzsche: Ecce homo (KSA 6, 329)
Die Morgenröthe hat geleuchtet - aber wo ist die Sonne?
(NL 1881, 12[162], KSA 9, 604)
Entstehung und Druckgeschichte
Im Jahr 1879 hatte N. seine Professur an der Universität Basel aufgegeben. Sei-
ne von schweren Anfällen krisenhaft verschärften Krankheitszustände, aber
auch der Drang, sich frei von beruflichen Verpflichtungen seinen schriftstelleri-
schen Unternehmungen zu widmen, führten nach zehn Basler Jahren zu die-
sem Entschluss. Materiell war seine Existenz durch ein Ruhegehalt gesichert,
das ihm die Basler Regierung gewährte. Eine andere Zäsur in seiner Biographie
markiert das Ende der Freundschaft mit dem Ehepaar Wagner, nachdem N. im
Mai 1878 einen letzten Brief an Wagner geschrieben und den ersten Teil der
Aphorismensammlung Menschliches, Allzumenschliches mitgesandt hatte. Den
aufklärerischen Duktus dieser Schrift, den bereits der Untertitel „Dem Anden-
ken Voltaire's geweiht" signalisierte, konnte Wagner nur als provokative Absa-
ge verstehen. Sie hatte sich nach schon längerer Entfremdung angebahnt und
fiel nach den frühen Jahren beinahe bedingungsloser Jüngerschaft umso vehe-
menter aus. Im Jahr 1880 veröffentlichte N. den ebenfalls umfangreichen zwei-
ten Teil der Schrift Menschliches, Allzumenschliches, sodann, zeitlich wie kon-
zeptionell dicht anschließend, 1881 die Morgenröthe und 1882 Die fröhliche Wis-
senschaft. N. selbst war sich des inneren Zusammenhangs dieser drei Werke
bewusst und sah damit eine markante Phase seines Schaffens als abgeschlos-
sen an. Nachdem er Die fröhliche Wissenschaft vollendet hatte, schrieb er am
3. Juli 1882 an Lou von Salome, dass „damit das Werk von 6 Jahren (1876-
1882), meine ganze ,Freigeisterei'!" beendet sei (KSB 6/KGB ΙΙΙ/1, Nr. 256, S. 217,
Z. 9 f.). Auf dem rückseitigen Umschlag der Fröhlichen Wissenschaft stand fol-
gende von N. verfasste Anzeige: „Mit diesem Buche kommt eine Reihe von
Schriften FRIEDRICH NIETZSCHE'S zum Abschluss, deren gemeinsames Ziel
ist, ein neues Bild und Ideal des Freigeistes aufzustellen. In diese Reihe gehö-
ren: Menschliches, Allzumenschliches. Mit Anhang: Vermischte Meinungen und
Sprüche. / Der Wanderer und sein Schatten. I Morgenröthe. Gedanken über die
moralischen Vorurtheile. / Die fröhliche Wissenschaft."
Nach dem Abschied von Basel begann N. im Jahr 1880 sein unstetes Wan-
derleben. Er hielt sich abwechselnd in Naumburg, Riva, Venedig, Marienbad,
 
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