Stellenkommentar Viertes Buch, KSA 3, S. 205-206 309
252
205, 20 Man erwäge!] Zu dieser Problematisierung der Strafe vgl. schon Μ
236.
253
205, 23 Augenschein.] Dem Plädoyer für den Augenschein, d. h. für unver-
stellte, insbesondere nicht durch metaphysische Annahmen verstellte Wahr-
nehmung, entspricht die in der Morgenröthe mehrfach geforderte Hinwendung
zur „Wirklichkeit". Zum zeitgenössischen Kontext vgl. NK Μ 307. Zum „Augen-
schein" vgl. Μ 340.
254
206, 2 Die Vorwegnehmenden.] Das Zitat aus dem Tagebuch von Lord
Byron stammt aus der deutschen Übersetzung eines Byron-Sammelwerks: By-
ron o. J., 108.
255
206, 11 Gespräch über Musik.] In dieser Inszenierung eines Dialogs zwi-
schen zwei nur scheinbar von konträren Positionen ausgehenden Gesprächs-
partnern bringt N. seine eigene Ambivalenz in der Einschätzung von Wagners
Musik zum Ausdruck: Einerseits kommt die von ihr ausgehende Faszination
zur Sprache, andererseits die Abneigung gegen das Schauspielerhafte, die
Theater-Rhetorik und die Effekt-Besessenheit, diejenigen Züge also, die N. in
seiner Spätschrift Der Fall Wagner polemisch traktiert und schon vorher immer
wieder kritisch diagnostiziert. Unter die schauspielerhaft-theatralischen
Hauptelemente rechnet er die „Gebärde". Wagner selbst hatte in seiner Schrift
Oper und Drama (1851) die „Gebärde" als zentrales Mittel zur Intensivierung
des Ausdrucks in seinem ,Gesamtkunstwerk' hervorgehoben. Vgl. NK 1/1, 33,
31-34, 4. Noch ganz im Bann Wagners, hatte N. in der Geburt der Tragödie
dieser Wertung der „Gebärde" wie überhaupt der „Gesammtentfesselung" aller
ausdruckverstärkenden Mittel vorbehaltlos zugestimmt.
Im vorliegenden Text parodiert er durch den Mund des einen Sprechparts
die Bewunderung, zu der sich ein Wagnerianer fortreißen lässt: „Gebärden
sind es. Wie er winkt! sich hoch aufrichtet! die Arme wirft! Und jetzt scheint
ihm der höchste Augenblick der Spannung gekommen: noch zwei Fanfaren,
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205, 20 Man erwäge!] Zu dieser Problematisierung der Strafe vgl. schon Μ
236.
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205, 23 Augenschein.] Dem Plädoyer für den Augenschein, d. h. für unver-
stellte, insbesondere nicht durch metaphysische Annahmen verstellte Wahr-
nehmung, entspricht die in der Morgenröthe mehrfach geforderte Hinwendung
zur „Wirklichkeit". Zum zeitgenössischen Kontext vgl. NK Μ 307. Zum „Augen-
schein" vgl. Μ 340.
254
206, 2 Die Vorwegnehmenden.] Das Zitat aus dem Tagebuch von Lord
Byron stammt aus der deutschen Übersetzung eines Byron-Sammelwerks: By-
ron o. J., 108.
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206, 11 Gespräch über Musik.] In dieser Inszenierung eines Dialogs zwi-
schen zwei nur scheinbar von konträren Positionen ausgehenden Gesprächs-
partnern bringt N. seine eigene Ambivalenz in der Einschätzung von Wagners
Musik zum Ausdruck: Einerseits kommt die von ihr ausgehende Faszination
zur Sprache, andererseits die Abneigung gegen das Schauspielerhafte, die
Theater-Rhetorik und die Effekt-Besessenheit, diejenigen Züge also, die N. in
seiner Spätschrift Der Fall Wagner polemisch traktiert und schon vorher immer
wieder kritisch diagnostiziert. Unter die schauspielerhaft-theatralischen
Hauptelemente rechnet er die „Gebärde". Wagner selbst hatte in seiner Schrift
Oper und Drama (1851) die „Gebärde" als zentrales Mittel zur Intensivierung
des Ausdrucks in seinem ,Gesamtkunstwerk' hervorgehoben. Vgl. NK 1/1, 33,
31-34, 4. Noch ganz im Bann Wagners, hatte N. in der Geburt der Tragödie
dieser Wertung der „Gebärde" wie überhaupt der „Gesammtentfesselung" aller
ausdruckverstärkenden Mittel vorbehaltlos zugestimmt.
Im vorliegenden Text parodiert er durch den Mund des einen Sprechparts
die Bewunderung, zu der sich ein Wagnerianer fortreißen lässt: „Gebärden
sind es. Wie er winkt! sich hoch aufrichtet! die Arme wirft! Und jetzt scheint
ihm der höchste Augenblick der Spannung gekommen: noch zwei Fanfaren,