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Schmidt, Jochen; Kaufmann, Sebastian; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 3,1): Kommentar zu Nietzsches "Morgenröthe" — Berlin, Boston: de Gruyter, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.70911#0364
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Stellenkommentar Viertes Buch, KSA 3, S. 240-242 349

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241, 25 Keine Utilitarier.] Der in Anführungszeichen stehende erste Satz
ist ein Pseudo-Zitat, und dass „die Griechen" angeblich so empfanden, ist eine
nicht belegbare Behauptung, mit der N. seine eigene Theorie vom „Gefühl der
Macht", die er zuletzt in Μ 356 vertreten hatte, fortführt und zugleich mit seiner
Abneigung gegen John Stuart Mills einflussreichen Utilitarismus verbindet
(vgl. NK Μ 106). Deshalb spricht er auch am Ende abwertend vom „Nutzen".
Gerade diesen hatte aber bereits Epikur, den N. sonst immer wieder hoch-
schätzt, zur Grundlage einer durchaus humanen Ethik gemacht; auf ihn berief
sich John Stuart Mill. Auch im Hinblick auf Platon, die folgenden Philosophen-
schulen und selbst auf die griechischen Tragiker trifft N.s Behauptung der an-
geblichen ,Empfindung' über das „Gefühl der Macht" nicht zu.

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242, 2 Hässlich scheinen.] Dieser Kurztext macht in exemplarischer Wei-
se deutlich, was N. später als ,perspektivisches' Sehen und Werten darstellt.
Besonders in den 1886 und 1887 verfassten Vorreden zu den Neu-Ausgaben
seiner Schriften erhebt er den daraus resultierenden ,Perspektivismus' zu ei-
nem erkenntnistheoretischen Prinzip.

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242, 6 Verschieden im Hasse.] Dass N. hier Möglichkeiten und Formen
der Selbstmanipulation am Beispiel des Hassens erörtert - wie gelegentlich
auch am Beispiel der Liebe -, entspricht seiner generellen Strategie psycholo-
gischer Relativierung.

363
242, 13 Menschen des Zufalls.] Die These: „Das Wesentliche an jeder [!]
Erfindung thut der Zufall" ist besonders im Hinblick auf moderne, methodisch
unternommene, experimentell gesteuerte Beobachtung und Forschung ver-
fehlt. N.s Begriff des ,Erfindens' geht noch zu sehr von der im „Zufall" sich
manifestierenden irrationalen Vorstellung eines nicht dem Suchen zu verdan-
kenden bloßen ,Findens' aus.
 
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