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Kaufmann, Sebastian; Nietzsche, Friedrich; Walter de Gruyter GmbH & Co. KG [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 3,2, 1. Teilband): Kommentar zu Nietzsches "Die fröhliche Wissenschaft" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2022

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https://doi.org/10.11588/diglit.73066#0029
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6 Die fröhliche Wissenschaft

doch plötzlich auftauchte. Während es mit dem ,9. Buch' von ,Morgenröthe II'
also viel schneller ging als in Aussicht gestellt, sollte es mit dem ,10. Buch'
umgekehrt viel länger dauern: Das Fünfte Buch von FW erschien erst fast fünf
Jahre später mit der zweiten Ausgabe von 1887, so dass daraus ein wesentlich
erweitertes Werk wurde, das verschiedene Schaffensphasen umspannt oder
durchwächst: die Zeit vor dem Zarathustra (Za) und nach Jenseits von Gut und
Böse (JGB).
Wann genau N. von seinem ursprünglichen Plan einer Fortsetzung von Μ
abrückte und sich dazu entschloss, stattdessen ein eigenständiges Werk mit
dem Titel Die fröhliche Wissenschaft zu veröffentlichen, lässt sich nicht mit
Sicherheit sagen. Fest steht indes, dass N. auf der letzten Seite des Quarthefts
Μ III 6 neben „Fortsetzung der / ,Morgenröthe'" wohl Anfang/Frühjahr 1882
unter anderem auch notierte: „Die fröhliche Wissenschaft / (la Gaya Scien-
za) / Von / Friedrich Nietzsche" (M III 6, 276; den Untertitel „la gaya scienza"
realisierte N. dann erst in der Neuausgabe von 1887; vgl. ΝΚ FW Titel). Am
8. Mai 1882 bot er seinem damaligen Verleger Ernst Schmeitzner in Chemnitz
zum ersten Mal FW zum Druck an: „Für den Herbst können Sie ein M(a-
nu)s(cript) von mir haben: Titel ,Die fröhliche Wissenschaft' (mit vielen Epi-
grammen in Versen!!!)" (KSB 6/KGB III 1, Nr. 224, S. 191, Z. 11-14). Offensicht-
lich meinte N., seinem Verleger mit dieser Ankündigung von Versen, hinter
denen sich das „Vorspiel in deutschen Reimen" mit dem Goethe entlehnten
Haupttitel „,Scherz, List und Rache.'" verbirgt, die verlockende Aussicht auf
ein - im Gegensatz zu den früheren Büchern - publikumswirksames Werk zu
eröffnen.
Bis zum Herbst sollte es allerdings gar nicht dauern, das Druckmanuskript
für Schmeitzner herzustellen. N. lieferte noch schneller als versprochen. Schon
am 26. Mai informierte er Schmeitzner aus Naumburg, wohin er sich kurz vor-
her zu diesem Zweck begeben hatte, dass mit dem Manuskript bald zu rechnen
sei, fügte aber hinzu, dass es diesmal, anders als im Fall von MA und M, „kein
Köselitzesches Manuscript für die Teubnersche Druckerei" geben würde. N.
nennt keine Gründe, sondern sagt nur, dass er stattdessen in Naumburg „einen
alten Kaufmann, der banquerott ist, engagirt [habe] - meine Schwester und
ich diktiren abwechselnd, es ist eine Thierquälerei für mich." (KSB 6/KGB III 1,
Nr. 232, S. 195, Z. 9-13) Die Einschätzung, es handle sich um eine „Thierquäle-
rei" verweist auf die großen Probleme, die diese Art der Manuskriptherstellung
mit sich brachte. Wiederholt klagt N. in den folgenden Tagen und Wochen
darüber, dass der Text ohne die bewährte Hilfe von Köselitz „unedirbar" sei,
so etwa bereits im Brief an Paul Ree vom 29. Mai: „Das M(anu)s(cript) erweist
sich seltsamer Weise als ,unedirbar'. Das kommt von dem Princip des ,mihi
ipsi scribo.' -!" (KSB 6/KGB III 1, Nr. 235, S. 199, Z. 18 f.) Dieselbe Klage äußert
 
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