Überblickskommentar 7
er wohl am 10. Juni in fast identischem Wortlaut nochmals gegenüber Ree -
paradoxerweise verbunden mit dem Hinweis auf den schon bald anstehenden
Abschluss der Manuskriptherstellung. N.s Rede von der „Thierquälerei" ge-
winnt noch einen zusätzlichen Hintersinn, wenn er schließlich gegenüber Lou
von Salome am 15. Juni erklärt: „M(anu)s(cript) fertig. Durch den größten Esel
aller Schreiber!" (KSB 6/KGB III 1, Nr. 241, S. 205, Z. 17 f.) Dass er damit den
angeheuerten Naumburger Kaufmann meint, geht nicht zuletzt aus dem Brief
an Köselitz vom 19. Juni hervor, in dem er resümiert: „Die Quälerei der M(a-
nu)s(cript)-Herstellung, mit Hülfe eines banquerotten alten Kaufmanns und
Esels, war außerordentlich: ich habe es verschworen, dergleichen nochmals
über mich ergehen zu lassen." (KSB 6/KGB III 1, Nr. 144, S. 208, Z. 17-20)
Die letzte Aussage spielt auch darauf an, dass sich N. zu dieser Zeit mit
dem Gedanken trug, (vorerst) keine weiteren Bücher mehr zu schreiben, son-
dern im Herbst 1882 nach Wien zu gehen, um an der dortigen Universität er-
neut zu studieren, wie er Mitte Juli an Erwin Rohde schreibt (vgl. KSB 6/KGB
III 1, Nr. 267, S. 226, Z. 4-8). Dementsprechend fragt er am 19. Juni doch bei
Köselitz an, „ob Sie mir bei der Correktur der ,fröhlichen Wissenschaft' - mei-
nes letzten Buches, wie ich annehme - helfen können (vom ,Wollen' rede ich
nicht, mein alter Getreuer!)" (KSB 6/KGB III 1, Nr. 244, S. 207, Z. 13-16) Am sel-
ben Tag benachrichtigt N. dann auch schon Schmeitzner, der Druck der Fröhli-
chen Wissenschaft in der Leipziger Druckerei Teubner könne und solle unver-
züglich beginnen: „In den nächsten Tagen bekommen Sie den ersten Theil
M(anu)s(cript) der ,fröhlichen Wissenschaft' - ich bitte dringend da-
rum, daß der Druck bei Teubner sofort beginnt." (KSB 6/KGB III 1,
Nr. 245, S. 208 f., Z. 6-9) Der Druck bei Teubner und die Korrekturhilfe durch
Köselitz liefen in den nächsten Wochen parallel zueinander, allerdings, zumin-
dest was den ersteren betrifft, keineswegs zu N.s Zufriedenheit. Wie skrupulös
dieser bei der Publikation seiner Schriften und insbesondere auch von FW war,
zeigt sich unter anderem an den Worten, mit denen er Lou von Salome im Brief
vom 27./28. Juni über den Fortgang von Druck und Korrektur auf dem Laufen-
den hält: „Donnerstag kommt der erste Correcturbogen, und Sonnabend soll
der letzte Theil des M(anu)s(cripts) in die Druckerei abgehen. Ich bin jetzt im-
mer von sehr feinen Sprachdingen occupirt; die letzte Entscheidung über den
Text zwingt zum scrupulösesten ,Hören' von Wort und Satz. Die Bildhauer nen-
nen diese letzte Arbeit ,ad unguem.'" (KSB 6/KGB III 1, Nr. 251, S. 213, Z. 34-40)
Dass ein Autor mit solchen Ansprüchen an seinen Text von den Korrektur-
bogen nur enttäuscht werden konnte, versteht sich fast von selbst. Und so kam
es denn auch. Unmittelbar nach dem Eintreffen des ersten Korrekturbogens
mit dem „Vorspiel in deutschen Reimen" sendet N. am 1. Juli einen verzweifel-
ten Hilferuf an Köselitz: „Teubner (oder Schmeitzner?) macht Alles falsch. Das
er wohl am 10. Juni in fast identischem Wortlaut nochmals gegenüber Ree -
paradoxerweise verbunden mit dem Hinweis auf den schon bald anstehenden
Abschluss der Manuskriptherstellung. N.s Rede von der „Thierquälerei" ge-
winnt noch einen zusätzlichen Hintersinn, wenn er schließlich gegenüber Lou
von Salome am 15. Juni erklärt: „M(anu)s(cript) fertig. Durch den größten Esel
aller Schreiber!" (KSB 6/KGB III 1, Nr. 241, S. 205, Z. 17 f.) Dass er damit den
angeheuerten Naumburger Kaufmann meint, geht nicht zuletzt aus dem Brief
an Köselitz vom 19. Juni hervor, in dem er resümiert: „Die Quälerei der M(a-
nu)s(cript)-Herstellung, mit Hülfe eines banquerotten alten Kaufmanns und
Esels, war außerordentlich: ich habe es verschworen, dergleichen nochmals
über mich ergehen zu lassen." (KSB 6/KGB III 1, Nr. 144, S. 208, Z. 17-20)
Die letzte Aussage spielt auch darauf an, dass sich N. zu dieser Zeit mit
dem Gedanken trug, (vorerst) keine weiteren Bücher mehr zu schreiben, son-
dern im Herbst 1882 nach Wien zu gehen, um an der dortigen Universität er-
neut zu studieren, wie er Mitte Juli an Erwin Rohde schreibt (vgl. KSB 6/KGB
III 1, Nr. 267, S. 226, Z. 4-8). Dementsprechend fragt er am 19. Juni doch bei
Köselitz an, „ob Sie mir bei der Correktur der ,fröhlichen Wissenschaft' - mei-
nes letzten Buches, wie ich annehme - helfen können (vom ,Wollen' rede ich
nicht, mein alter Getreuer!)" (KSB 6/KGB III 1, Nr. 244, S. 207, Z. 13-16) Am sel-
ben Tag benachrichtigt N. dann auch schon Schmeitzner, der Druck der Fröhli-
chen Wissenschaft in der Leipziger Druckerei Teubner könne und solle unver-
züglich beginnen: „In den nächsten Tagen bekommen Sie den ersten Theil
M(anu)s(cript) der ,fröhlichen Wissenschaft' - ich bitte dringend da-
rum, daß der Druck bei Teubner sofort beginnt." (KSB 6/KGB III 1,
Nr. 245, S. 208 f., Z. 6-9) Der Druck bei Teubner und die Korrekturhilfe durch
Köselitz liefen in den nächsten Wochen parallel zueinander, allerdings, zumin-
dest was den ersteren betrifft, keineswegs zu N.s Zufriedenheit. Wie skrupulös
dieser bei der Publikation seiner Schriften und insbesondere auch von FW war,
zeigt sich unter anderem an den Worten, mit denen er Lou von Salome im Brief
vom 27./28. Juni über den Fortgang von Druck und Korrektur auf dem Laufen-
den hält: „Donnerstag kommt der erste Correcturbogen, und Sonnabend soll
der letzte Theil des M(anu)s(cripts) in die Druckerei abgehen. Ich bin jetzt im-
mer von sehr feinen Sprachdingen occupirt; die letzte Entscheidung über den
Text zwingt zum scrupulösesten ,Hören' von Wort und Satz. Die Bildhauer nen-
nen diese letzte Arbeit ,ad unguem.'" (KSB 6/KGB III 1, Nr. 251, S. 213, Z. 34-40)
Dass ein Autor mit solchen Ansprüchen an seinen Text von den Korrektur-
bogen nur enttäuscht werden konnte, versteht sich fast von selbst. Und so kam
es denn auch. Unmittelbar nach dem Eintreffen des ersten Korrekturbogens
mit dem „Vorspiel in deutschen Reimen" sendet N. am 1. Juli einen verzweifel-
ten Hilferuf an Köselitz: „Teubner (oder Schmeitzner?) macht Alles falsch. Das