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Kaufmann, Sebastian; Nietzsche, Friedrich; Walter de Gruyter GmbH & Co. KG [Contr.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 3,2, 1. Teilband): Kommentar zu Nietzsches "Die fröhliche Wissenschaft" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2022

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https://doi.org/10.11588/diglit.73066#0032
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Überblickskommentar 9

will er von Köselitz wissen: „ist Sanctus Januarius überhaupt verständ-
lich?", woran er in Anbetracht seiner Erfahrung mit den Menschen „unge-
heuer" zweifle (KSB 6/KGB III 1, Nr. 282, S. 238, Z. 3-18). Vielleicht war die
gesamte Schrift dem Lesepublikum nicht recht „verständlich"; jedenfalls
sollte die Erstausgabe von FW wie schon die früheren Schriften N.s nur sehr
schlechten Absatz finden: Von den tausend Exemplaren der gesamten Auflage
konnten bis 1886 gerade einmal ungefähr zweihundert verkauft werden (vgl.
Ernst Schmeitzner an N., 01. 07. 1886, KGB III 4, Nr. 387, S. 191, Z. 12).
Trotz (oder vielmehr auch wegen) der miserablen Verkaufszahlen seiner
Werke plante N. bereits seit Herbst 1885, seine bis dahin publizierten Schrif-
ten - zunächst MA - in einer neuen Ausgabe erscheinen zu lassen, was aller-
dings durch Forderungen seines alten Verlegers Schmeitzner, von dem er sich
inzwischen getrennt hatte, verzögert wurde. Der von N. für den schlechten Ab-
satz verantwortlich gemachte Schmeitzner verlangte für alle übriggebliebenen
Exemplare der bei ihm erschienenen Bücher die hohe Ablösesumme von 12.500
Mark (vgl. Brief an Franz Overbeck, 14.07. 1886, KSB 7/KGB III 3, Nr. 721, S. 208,
Z. 71-82). Nach langwierigen, schließlich gescheiterten Verhandlungen mit
dem Leipziger Verleger Hermann Credner verständigte sich N. im Sommer 1886
mit Ernst Wilhelm Fritzsch, jenem anderen Leipziger Verleger, bei dem bereits
die Erstausgabe der Geburt der Tragödie (GT) erschienen war und dem es An-
fang August 1886 gelang, eine Einigung mit Schmeitzner zu erzielen und sämt-
liche Restexemplare aufzukaufen. Nachdem just zur selben Zeit im Verlag von
Constantin Georg Naumann JGB „als ,Appetitmacher' und Stomachicum für
meine Art von Litteratur" (an Fritzsch aus Sils-Maria, 24.09. 1886, KSB 7/KGB
III 3, Nr. 755, S. 256, Z. 23 f.) erschienen war, folgten dann schon Ende Oktober
1886 die Neuausgaben von GT und MA. Die Bücher wurden jedoch nicht neu
gedruckt, sondern einfach mit anderen Titelseiten sowie nachträglich verfass-
ten „Vorreden" versehen. Dasselbe Verfahren, „die alten Bücher in [...] neuen
sauberen Kleidern" zu veröffentlichen (an Köselitz aus Nizza, 31. 10.1886,
KSB 7/KGB III 3, Nr. 770, S. 274, Z. 19 f.), kam auch bei den Neuausgaben von
M und FW zur Anwendung, die dann zeitgleich im Juni 1887 fertig waren (vgl.
Schaberg 2002, 188-192).
Insbesondere mit den neu entstandenen Vorreden, die ja eigentlich (im
zeitlichen Sinn) Nachreden waren, wollte N. seinen früheren, bis dahin kaum
gelesenen Werken gesteigertes Interesse verschaffen. So schrieb er Ende Au-
gust/Anfang September 1886 aus Sils-Maria an Fritzsch, seine „ganze Litte-
ratur" sei bald „zum neuen Fluge fertig und neu ,beflügelt' [...]. Denn diese
,Vorreden' sollen Flügel sein!" (KSB 7/KGB III 3, Nr. 740, S. 238, Z. 47-49) Dass
mit dieser Flug- und Flügelmetaphorik auch ganz handfest ein beabsichtigter
Aufschwung der Verkaufszahlen gemeint war, erhellt aus ihrer präzisierenden
 
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