40 Die fröhliche Wissenschaft
Obwohl N. für die Druckfassung, mit Ausnahme von FW Vorspiel und FW IV,
die zwischenzeitlich vorgesehenen Titel der einzelnen ,Bücher' gänzlich weg-
ließ und stattdessen einfach wie bereits bei Μ mit Ordnungszahlen durchnum-
merierte, lassen sich, wie angedeutet, auch die restlichen drei Bücher des Ent-
wurfs den entsprechenden Büchern der demgegenüber umstrukturierten
Erstausgabe zuordnen.
Das schließlich auf FW Vorspiel folgende Erste Buch, das im Entwurf noch
an dritter Stelle steht und „Aus dem ,moralischen Tagebuche'" betitelt ist, be-
handelt in seinen 56 Abschnitten (FW 1-56) verschiedenartige, teils miteinander
verschränkte Themen, die in einem weit gefassten Sinn zu „den moralischen
Dingen" (378, 22 f.) gehören und insofern eine Parallele zum Gegenstandsbe-
reich der französischen Moralisten erkennen lassen, auf die denn auch im Ersten
Buch vereinzelt angespielt wird. Es bietet damit zugleich schon einen Vorblick
auf das vielfältige thematische Spektrum der folgenden Bücher von FW. Leiten-
de, teils mehrfach miteinander verflochtene Motive von FW I sind etwa die art-
erhaltende Funktion des Guten und Bösen (FW 1, FW 4), das intellektuelle oder
schlechte Gewissen (FW 2, FW 50, FW 52, FW 53), Adel und Vornehmheit (FW
3, FW 18, FW 31, FW 40, FW 55), Wissen und Wissenschaft (FW 7, FW 11, FW 12,
FW 20, FW 33, FW 37, FW 46), Sitten (FW 35, FW 43) und Tugenden (FW 8,
FW 13, FW 19, FW 21), Egoismus und Altruismus (FW 14, FW 49), Handel und
Arbeit (FW 6, FW 31, FW 42), Entwicklung der Menschheit bzw. „Culturen" (FW
9, FW 10, FW 23), Leiden und Leidenschaften (FW 24, FW 47, FW 48, FW 56).
Zittel 2015, 65 hat darauf hingewiesen, dass hierbei - entgegen der gängigen
Zuschreibung ,ausgewogener Heiterkeit' vonseiten der Forschung - „die zerset-
zenden Analysen" dominieren. Dies mag sich zwar auch für andere Teile von
FW feststellen lassen, schließt jedoch ,fröhliche Wissenschaft' nicht zwangsläu-
fig aus, wenn man eine solche weniger auf der thematischen Ebene der verhan-
delten Fragen und Gegenstände sucht, sondern vielmehr auf der formalen Ebe-
ne einer ironischen, tentativ-experimentellen, mit wechselnden Perspektiven,
Paradoxien und argumentativen Brüchen spielenden Denk- und Schreibweise,
die sich selbst und ihre Thesen nicht ganz ernst nimmt. Nicht nur die inhaltli-
chen Gesichtspunkte, sondern auch die Standpunkte und Sprechhaltungen (ein-
schließlich verschiedener Darstellungsformen wie etwa kurze fiktionale Erzäh-
lungen, Dialoge, Anreden an wechselnde imaginäre Adressaten) verschieben
sich dabei ständig, so dass das Erste Buch ebenfalls auf die multiperspektivi-
sche, auch formal höchst abwechslungsreiche Gestaltung der folgenden drei
(1882) bzw. vier (1887) Bücher einstimmt.
Gegenüber der bunten Vielfalt der im Ersten Buch behandelten Gegenstän-
de vollzieht das aus 51 Abschnitten bestehende Zweite Buch (FW 57-107) eine
vergleichsweise strikte Begrenzung auf die - schon im Titelentwurf genannten -
Obwohl N. für die Druckfassung, mit Ausnahme von FW Vorspiel und FW IV,
die zwischenzeitlich vorgesehenen Titel der einzelnen ,Bücher' gänzlich weg-
ließ und stattdessen einfach wie bereits bei Μ mit Ordnungszahlen durchnum-
merierte, lassen sich, wie angedeutet, auch die restlichen drei Bücher des Ent-
wurfs den entsprechenden Büchern der demgegenüber umstrukturierten
Erstausgabe zuordnen.
Das schließlich auf FW Vorspiel folgende Erste Buch, das im Entwurf noch
an dritter Stelle steht und „Aus dem ,moralischen Tagebuche'" betitelt ist, be-
handelt in seinen 56 Abschnitten (FW 1-56) verschiedenartige, teils miteinander
verschränkte Themen, die in einem weit gefassten Sinn zu „den moralischen
Dingen" (378, 22 f.) gehören und insofern eine Parallele zum Gegenstandsbe-
reich der französischen Moralisten erkennen lassen, auf die denn auch im Ersten
Buch vereinzelt angespielt wird. Es bietet damit zugleich schon einen Vorblick
auf das vielfältige thematische Spektrum der folgenden Bücher von FW. Leiten-
de, teils mehrfach miteinander verflochtene Motive von FW I sind etwa die art-
erhaltende Funktion des Guten und Bösen (FW 1, FW 4), das intellektuelle oder
schlechte Gewissen (FW 2, FW 50, FW 52, FW 53), Adel und Vornehmheit (FW
3, FW 18, FW 31, FW 40, FW 55), Wissen und Wissenschaft (FW 7, FW 11, FW 12,
FW 20, FW 33, FW 37, FW 46), Sitten (FW 35, FW 43) und Tugenden (FW 8,
FW 13, FW 19, FW 21), Egoismus und Altruismus (FW 14, FW 49), Handel und
Arbeit (FW 6, FW 31, FW 42), Entwicklung der Menschheit bzw. „Culturen" (FW
9, FW 10, FW 23), Leiden und Leidenschaften (FW 24, FW 47, FW 48, FW 56).
Zittel 2015, 65 hat darauf hingewiesen, dass hierbei - entgegen der gängigen
Zuschreibung ,ausgewogener Heiterkeit' vonseiten der Forschung - „die zerset-
zenden Analysen" dominieren. Dies mag sich zwar auch für andere Teile von
FW feststellen lassen, schließt jedoch ,fröhliche Wissenschaft' nicht zwangsläu-
fig aus, wenn man eine solche weniger auf der thematischen Ebene der verhan-
delten Fragen und Gegenstände sucht, sondern vielmehr auf der formalen Ebe-
ne einer ironischen, tentativ-experimentellen, mit wechselnden Perspektiven,
Paradoxien und argumentativen Brüchen spielenden Denk- und Schreibweise,
die sich selbst und ihre Thesen nicht ganz ernst nimmt. Nicht nur die inhaltli-
chen Gesichtspunkte, sondern auch die Standpunkte und Sprechhaltungen (ein-
schließlich verschiedener Darstellungsformen wie etwa kurze fiktionale Erzäh-
lungen, Dialoge, Anreden an wechselnde imaginäre Adressaten) verschieben
sich dabei ständig, so dass das Erste Buch ebenfalls auf die multiperspektivi-
sche, auch formal höchst abwechslungsreiche Gestaltung der folgenden drei
(1882) bzw. vier (1887) Bücher einstimmt.
Gegenüber der bunten Vielfalt der im Ersten Buch behandelten Gegenstän-
de vollzieht das aus 51 Abschnitten bestehende Zweite Buch (FW 57-107) eine
vergleichsweise strikte Begrenzung auf die - schon im Titelentwurf genannten -